2,5 MW Elektromotoren für zivile und militärische Luftfahrt
24. Januar 2025: Die Sprünge in der Elektroluftfahrt werden immer grösser. Newcomer haben jetzt das sagen. Mit ganz vorne dabei ist das US-Start-up Wright Electric. Es hat sich schon sehr früh auf die Fahne geschrieben, Antriebslösungen im oberen Leistungsbereich zu finden. Es geht hier um 2,5 MW.
Galten noch vor Jahren die Bemühungen der Siemens-Ingenieure mit 5 kW/kg als sensationell, so ist Jeff Englers Entwicklungsteam bereits so weit, 18 bis 20 kW/kg unter Beweis zu stellen. Ein solcher Elektromotor ist in der Lage, offene Propeller- als auch Mantelpropellerauslegungen realisierbar zu machen. Betrieben wird so ein Motor mit einer Bordspannung von 1200 Volt Gleichstrom, der über Wechselrichter in dreiphasigen Wechselstrom umgewandelt wird. Mit kryogenen Kühler sind sogar Leistungsgewichte bis 22 kW/kg.
Die ersten Bodentests des Motors und der acht dafür erforderlichen kundenspezifischen 250 kW-Wechselrichter begannen vor kurzem in Wrights Werk in Albany, New York. Sobald eine „Reihe von Tests“ an Motor und Wechselrichtern abgeschlossen ist, wird Wright die einzelnen Komponenten zur Bewertung als Gesamtsystem kombinieren. Dieses wird dann an die Einrichtung der NASA Electric Aircraft Test (NEAT) – im Armstrong-Forschungszentrum der Agentur in Sandusky, Ohio – geliefert, wo es weiteren Tests unterzogen wird, darunter Tests in simulierter Höhe.
Die Tests des WM2500 bei NEAT beginnen schon in diesem Jahr und werden möglicherweise bis 2026 andauern, bevor er zur weiteren Evaluierung auf einem massgeschneiderten Prüfstand, den Wright derzeit baut, nach Albany zurückgebracht wird. „Und dann gehen wir in ein Flugzeug, führen Bodentests und schliesslich Flugtests durch“, sagte Engler. Sollte alles nach Plan verlaufen, hofft Wright, den WM2500 bis 2027 oder 2028 an Bord einer noch nicht genannten Plattform im Flugtest zu haben, was um die Jahrzehntewende Richtung 2030 zur Zertifizierung führen wird.
Engler sagte, dass zwei potenzielle Kandidaten als Erprobungsträger „vorangetrieben“ werden: der Regionaljet BAe 146 und der Militärtransporter Lockheed Martin C-130 Hercules. Airbus ist bekanntlich aus seinem damaligen E-Fan-X-Projekt nach der Pandemie ausgestiegen und geht jetzt vollkommen eigene Wege. Bei Wright sieht man gute Chancen insbesondere durch den in den Fokus gerückten C-130 und des Interesses und der inzwischen engen Zusammenarbeit mit dem US-Militär.
Auch wenn das alles noch etwas Zukunftsmusik ist, so gehen die Entwicklungen doch zügig weiter. Das US-Unternehmen Electra hat seine Antriebsmotoren für ein neunsitziges Kurzstartflugzeug erprobt. Der zweisitzige Prototyp (Goldfinch) dessen grösseres Serienmuster gerade gebaut wird, hat weltweites Interesse hervorrufen, aber schon werden die Rufe nach stärkeren Motoren für wesentlich grössere Elektroflugzeuge laut. Das US-Start-up Wright Electric könnte dabei ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Hellmut Penner

Das WM2500 soll auch auf der C-130 Hercules zum Einsatz kommen. Foto Wright Electric

Der zweisitzige Prototyp Goldfinch von Electra. Foto Electra