Air Cargo Day: Luftfracht wächst gut weiter
30. September 2022: Am siebten Air Cargo Day Switzerland, am 28. September am Flughafen Zürich, informierte sich die Schweizer Luftfrachtbranche über die neue Normalität. Unter den Referenten befanden sich der Swiss-CEO Dieter Vranckx sowie Henriette Engbersen. Zudem erklärte die Immobilienchefin der Flughafen Zürich AG, Lydia Naef, die Auswirkungen der Energiemangellage auf den Airport.
Gerry Zurmühle, Präsident der IG AirCargo Switzerland durfte eine grosse Zahl von Mitgliedern des schweizerischen Luftfrachtverbandes am Flughafen Zürich begrüssen. Die Moderation oblag, wie schon in der Vergangenheit, dem Marketingprofi Stephan Beerli. Als Erster wandte sich Matthias Hanke von der Consultingfirma Roland Berger an die Fachleute. Er erwähnte, dass die Dichte der Krisen noch nie so gross wie momentan gewesen sei und Deutschland seine grösste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg durchlaufe. Die Konsolidierung in der Frachtbranche gehe weiter und ein Ende auch nur einer einzigen dieser Krisen sei derzeit nicht absehbar. Die Digitalisierung und Dekarbonisierung müsse aber trotzdem weitergehen, meinte Matthias Hanke.
Er erwähnte, dass die Frachtraten in den vergangenen zwei Jahren bis um das Fünffache gestiegen seien, bei der Seefracht sogar um das Zehnfache. Aber ein Umkehrtrend sei derzeit feststellbar. In der Seefracht belaufen sich die Preise auf etwa 140 Prozent gegenüber der Zeit vor der Coronakrise, bei der Luftfracht seien es 120 Prozent gegenüber 2019. Er erwartet, dass die Luftfracht global in den nächsten Jahren um vier bis sechs Prozent pro Jahr wachsen werde. Beim E-Commerce erwartet er gar ein Wachstum jährliches Wachstum von neun Prozent. Wie wichtig die Digitalisierung in der Frachtbranche ist, erklärte Tobias Riege, seines Zeichens CEO von Riege Software International.
Philipp Good, CTO des Schweizer Startups Synhelion, präsentierte dieses revolutionäre Projekt, mit welchem Kerosin aus Sonnenlicht gewonnen werden kann. Derzeit läuft in Deutschland eine erste Testanlage und künftig wird in Spanien eine Anlage entstehen, welche auf einer Fläche von rund 15’000 Quadratmeter jährlich rund 500’000 Liter fossilfreies Kerosin produzieren soll. Bekanntlich ist die Schweizer Airline Swiss mit Synhelium eine Partnerschaft eingegangen, damit sie als erste Fluggesellschaft Solartreibstoff dem normalen Kerosin beimischen kann.
Wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für die Swiss ist, strich anschliessend deren CEO Dieter Vranckx dann auch im Gespräch mit Stefan Beerli heraus. Dieter Vranckx erwähnte, dass jene Airlines, welche sich nicht mit diesem Thema befassten, in Zukunft aufgrund der steigenden Umweltkosten ins Hintertreffen geraten würden. Deshalb habe sich die Lufthansa Gruppe zu einem aktiven Vorgehen im Bereich Sustainable Aviation Fuel (SAF) entschieden. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Swiss basiert auf drei Säulen: Erstens auf der Erneuerung der Flotte, denn neue Flugzeuge haben einen massiv tieferen CO2-Ausstoss. Dann sollen diese möglichst bald mit möglichst viel CO2-neutralem Treibstoff, mit SAF, betrieben werden und schliesslich gibt es operationelle Optimierungen. Dabei arbeitet Swiss auch erfolgreich mit Google zusammen.
Die ehemalige Grossbritannien-Korrespondentin des Schweizer Fernsehens, Henriette Engbersen, sprach über Politik und Unternehmen, am Beispiel von Großbritannien. Ihrer Meinung nach wirkt sich der Brexit bis heute negativ aus, auch wegen der Folgen der Pandemie, aber auch wirtschaftlich. Sie ist sehr skeptisch ob, sich dies in Zukunft zum Besseren wenden wird.
Den Abschluss des interessanten Nachmittages machte Lydia Naef, die in der Geschäftsleitung des Flughafens Zürich für die Immobilien zuständig ist. Sie informierte die Vertreter der Frachtfirmen über die zu erwartenden Massnahmen im kommenden Winter, sollte die Energie knapp werden. Beim Flughafen Zürich wird es zu keinen Stromausfällen kommen, weil sich der Flughafen dank dem Zukauf von sehr viel Öl für eine Notlage gerüstet hat. Dafür könnten aber die CO2-Ziele nicht mehr eingehalten werden, wenn mit dem Öl Strom erzeugt werden müsse, sagte Lydia Naef. Der Flughafen hat rund 80 Massnahmen definiert, die je nach Energiemangellage zum Tragen kommen würden. Hansjörg Bürgi
Ein ausführlicher Bericht über den Air Cargo Day Switzerland erscheint in der Novemberausgabe von SkyNews.ch.