Nun wird das Hybrid-Flugzeug Wirklichkeit

01. Oktober 2022: Der Zusammenbau des hybrid-elektrischen Flugzeugprojekts SFX1 Smartflyer von Rolf Stuber und der gleichnamigen Grenchner Firma hat begonnen: Kürzlich wurde die Rumpfschale angeliefert, jetzt beginnt die Integration der Systeme. Für die Montage fand Smartflyer neue Räumlichkeiten in Selzach in der Nachbarschaft von Grenchen.

Genau fünf Jahre lang wurde die Denk- und Ingenieursarbeit geleistet, die nun zum Bau des Flugzeugs führt. Nebst dem Design und der Statik des Flugzeugs musste der ganze Antriebsstrang von Null auf neu entwickelt werden. Um die Funktionssicherheit von den Batterien über den benzingetriebenen Generator bis hin zum Elektromotor am Seitenleitwerk zu gewährleisten, war es ein langer Entwicklungsweg. Im Unterschied zu Autos wird der Smartflyer immer nur vom Elektromotor angetrieben, der Benzinmotor liefert über den Generator ausschliesslich zusätzlichen Strom zu den Batterien, aber keine direkte Kraft auf den Propeller. Für ihre Innovationskraft erhielt Smartflyer im November 2020 den InnoPrix der Bank Baloise.

In den neuen Räumlichkeiten in Selzach steht der eben fertiggestellte Rumpf des Flugzeugs. Nach einer Visite beim Electrifly-In in Bern-Belp wurde er nach Selzach transportiert. Hergestellt wurde er von Markus Huser bei der Firma Aerolite in Horw aus «Carbon Fiber Reinforced Plastic», also aus mit Kohlefasern verstärktem Kunststoff. Die ganze Rumpfschale wiegt nur 97 Kilo. Im Gegensatz zum Strassenverkehr, wo die Autos immer schwerer werden, will man in der Luftfahrt jedes Kilogramm einsparen. Denn dort weiss man, dass mehr Gewicht auch mehr Energieverbrauch bedeutet. Ein physikalischer Grundsatz, der in der Autoindustrie offenbar vergessen gegangen ist.

Als nächster Schritt folgt die Integration der Systeme. Dabei steht der Antriebsstrang im Vordergrund, den es auf dem Prüfstand schon seit längerem gibt, nun aber im Flugzeug montiert werde muss. Zusätzlich müssen Hunderte an Teilen neu hergestellt und integriert werden. Herzstück wird der Elektromotor der slowenischen Firma Emrax sein, der auch das bisher einzige zertifizierte Elektroflugzeug antreibt, die Pipistrel Velis. Er gibt 160 kW an den Propeller, was etwa 220 PS entspricht.

Parallel wird bei Aerolite das Flügelpaar produziert. Bis kommenden Frühling soll der Einbau des Antriebsstrangs abgeschlossen sein, dann folgen die Systemtests. Bleibt die Frage nach dem grossen Moment des Erstflugs: Der ist nach Auskunft von Rolf Stuber gegen Ende 2023 auf dem Militärflugplatz Payerne geplant.                      Peter Brotschi