Pionierleistung: Rega darf RNP-AR-Anflugverfahren nutzen

18. Juli 2024: Bei Nacht und Nebel einen Helikopter in anspruchsvollem Terrain sicher starten und landen: So lautet das Ziel des Projekts Advanced Rotorcraft Instrument-Flight-Rules-Operations in Switzerland (ARIOS). Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega hat die Bewilligung erhalten, RNP-AR-Verfahren an einem Spital zu nutzen – das ist eine Premiere – für die Schweiz und weltweit. Möglich wurde das dank intensiver Zusammenarbeit der Rega mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) und der Flugsicherung Skyguide.

 

Bereits seit einigen Jahren kann die Rega einige Zentrumsspitäler in der Schweiz auf vordefinierten Instrumentenflugrouten mit Hilfe von Satellitennavigation und Bordcomputer bei schlechter Sicht anfliegen. Die bisher zugelassenen Flugverfahren beruhen alle auf dem klassischen sogenannten RNP-Verfahren. Das neue, nun beim Spital Interlaken für die Rega zugelassene RNP-AR-Verfahren («Required Navigation Performance Authorization Required») ist in Kombination mit den modernen Navigationsgeräten der Helikopter deutlich präziser als bisherige Verfahren und erlaubt dadurch eine noch genauere Navigation. Dadurch werden sichere Anflüge bei schlechter Sicht mittels Autopiloten auf engstem Raum ermöglicht, was in bergigem oder schwierigem Gelände von entscheidendem Vorteil ist. Die Rega ist der weltweit erste Helikopterbetreiber, der die Zulassung erhält, ein RNP-AR-Verfahren für An- und Abflüge zu nutzen.

 

Moderne RNP-AR-Verfahren stellen höchste Ansprüche an die Navigationsgenauigkeit der Helikopter und bis vor kurzem gab es noch gar keine Kriterien, nach denen eine Zulassung hätte erfolgen können. Die Rega hatte es sich aber vor einiger Zeit zum Ziel gesetzt, dieses neue Verfahren nutzen zu können und hat deshalb die verschiedenen Akteure, die an den Kriterien für eine Zulassung mitarbeiten müssen, an einen Tisch gebracht. Gemeinsam mit dem BAZL, Verfahrensdesignern, dem Helikopterhersteller Leonardo sowie weiteren Experten wurden in den vergangenen Jahren intensiv Messflüge durchgeführt, Risikoberechnungen erstellt sowie neue Instrumentenflugrouten entworfen und getestet. In der Folge wurde ein Kriterienkatalog für eine Zulassung erarbeitet und die erforderlichen Nachweise konnten von der Rega eingereicht werden. Das BAZL hat die Unterlagen geprüft und das Verfahren nun zugelassen. Neben den technischen Anforderungen an den Helikopter sind insbesondere die Ausbildung und das regelmässige Training der Rega-Cockpitcrews im eigenen Helikopter-Simulator eine Voraussetzung, um diese Verfahren fliegen zu können.

 

Seit Jahren verfolgt die Rega ihre Vision von «Retten bei jedem Wetter». Die Schweizer Luftwaffe und die Rega arbeiten seit Jahren gemeinsam mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) an der Ausarbeitung des sogenannten Low Flight Network (LFN), eines schweizweiten Netzwerks aus Instrumentenflugrouten, und der Implementierung der entsprechenden Anflugverfahren. Wie auf einer Autobahn fliegt der Helikopter bei schlechter Sicht einer im Bordrechner gespeicherten Flugroute nach – ein entscheidender Sicherheitsgewinn. Die IFR-Flugrouten verbinden Flughäfen, Flugplätze, Rega-Basen und insbesondere auch Spitäler miteinander. An das LFN angeschlossen sind mittlerweile das Berner Inselspital, das Universitätsspital Zürich, das Luzerner Kantonsspital, das Kantonsspital Winterthur, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil, das Kantonsspital St. Gallen, das Kinderspital Ostschweiz, das Kantonsspital Aarau und die Spitäler in La Chaux-de-Fonds und Interlaken sowie die Rega-Basen Bern, Locarno und St. Gallen. Im Weitern sind seit Monaten die Instrumentenflugverfahren für das Universitätsspital CHUV in Lausanne, das Universitätsspital HUG in Genf, das Spital in Rennaz, wie auch die Spitäler in Chur, Davos, Porrentruy und Delémont bereit für die Zulassung. pd www.rega.ch