Stellenwert der Frauen in der Aviatik erhöhen

08. März 2021: Verschiedene Stakeholder der Schweizer Luftfahrt haben am heutigen Weltfrauentag den wichtigen Stellenwert der weiblichen Mitarbeitenden herausgestrichen. Die Bandbreite reicht von den Pilotengewerkschaften über die Flugsicherung bis hin zur Airline EasyJet.

Die IFALPA (International Federation of Airline Pilots Associations) und die IFATCA (International Federation of Air Traffic Controller Associations) wollen gemeinsam die Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern fördern. Den heutigen Tag nehmen die beiden internationalen Berufsverbände eigenen Angaben zufolge zum Anlass, das Kampagnenthema des internationalen Frauentags #ChooseToChallenge zu unterstützen. Als Mitglied der IFALPA unterstützt Aeropers Bestrebungen für Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern.

Gesamtarbeitsverträge, unter welchen die Pilotinnen und Piloten bei Swiss und Edelweiss schon seit Jahren arbeiten, böten zwar Schutz vor Ungleichbehandlung in Karriere- und Gehaltsthemen, trotzdem sei es damit noch nicht getan, hält Aeropers fest. «Noch immer ist aber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Pilotin oder Pilot eine grosse Herausforderung», sagt Edith Mischler, A220-Kapitänin und Frauenbeauftragte der Aeropers. Aktuell beträgt der Frauenanteil im Swiss-Pilotenkorps knapp fünf Prozent. Mit Teilzeitmodellen, welche beispielsweise fixe freie Wochentage ermöglichen, könnte zum Beispiel die Planung der Kinderbetreuung massiv vereinfacht werden, heisst es weiter.

Gleich drei von insgesamt 20 Fluglotsinnen haben am Weltfrauentag im Kontrollturm am Flughafen Zürich gearbeitet. Auch wenn die Anzahl männlicher Flugverkehrsleiter in der Schweiz mit 466 versus 103 Frauen immer noch markant höher ist, so ist der Frauenanteil bei Skyguide in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Aktuell liegt dieser insgesamt bei mehr als 23 Prozent, teilt Skyguide weiter mit. Zudem sind in der siebenköpfigen Geschäftsleitung von Skyguide seit 2018 zwei Frauen an Bord und drei von sieben Verwaltungsratsmitgliedern sind ebenfalls Frauen.

Diese Zahlen zeigten, dass Skyguide grossen Wert auf Chancengleichheit legt – unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischem Hintergrund, Herkunft, sexueller Orientierung, Familiensituation oder Behinderung. Bereits 2013 führte das Flugsicherungsunternehmen ein formelles Diversity-Management-Programm ein, bei dem die Gleichstellung von Mann und Frau im Vordergrund steht. So schaffe Skyguide in einem hauptsächlich männlich dominierten Arbeitsumfeld günstige Rahmenbedingungen für Frauen und bietet Modelle wie Teilzeitarbeit, Home-Office oder Job-Sharing an, heisst es weiter.

EasyJet hat am Weltfrauentag ein virtuelles Besuchsprogramm gestartet, um Geschlechterstereotypen in der Berufswelt abzubauen. Schulen und Eltern können ab sofort EasyJet-Piloten und -Pilotinnen für einen virtuellen Besuch anfragen. Die Piloten und Pilotinnen geben jungen Menschen im Rahmen ihrer Besuche einen Einblick, wie sich ihr Job wirklich gestaltet – und dass er nicht nur Jungs vorbehalten ist. Das Besuchsprogramm ist Teil der Amy Johnson-Initiative von EasyJet, um mehr Mädchen zu ermutigen, in Zukunft Pilotin zu werden.

EasyJet hat 2015 – benannt nach der britischen Pionierin – die Amy Johnson- Initiative ins Leben gerufen, die dazu beitragen soll, das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern im Cockpit auszugleichen. Neben Besuchen von Piloten und Pilotinnen an Schulen und in Jugend- sowie Luftfahrtorganisationen hat die Airline auch mit Partnern in der Pilotenausbildung zusammengearbeitet, um Stipendien anzubieten und Medienkampagnen zur Sensibilisierung durchgeführt. Im Jahr 2018 sponserte EasyJet gemeinsam mit Girlguiding das Programm Aviation Badge for Brownies, um Mädchen schon früh für das Fliegen zu begeistern. Bis heute haben nach Angaben von EasyJet über 18’000 Mädchen im Alter von sieben bis zehn Jahren das Programm absolviert oder arbeiten darauf hin.

Jolanda Scholer, Kapitänin bei EasyJet Switzerland und in Basel stationiert: «Seit 25 Jahren fliege ich inzwischen als Linienpilotin und bin stolz, dass ich am heutigen Weltfrauentag mit einer reinen Frauencrew nach Porto fliegen darf. Schön wäre es, wenn sich noch mehr junge Frauen für den Pilotenberuf entscheiden und Frauen im Cockpit so zur Normalität werden. Neben einem guten technischen Verständnis brauche ich als Pilotin auch Fähigkeiten wie vernetztes Denken, grosse Flexibilität sowie Teamfähigkeit und Führungskompetenz. Zudem sind die kommenden Jahre mit Blick auf die technologische Entwicklung hin zum nachhaltigeren Fliegen sehr spannend.“

Lara Jann, First Officer bei EasyJet Switzerland, gleichfalls in Basel stationiert: „Ich finde es wichtig, dass Mädchen und junge Frauen sichtbare Vorbilder haben. Geschlechtsspezifische Vorurteile in der Berufswelt sollen weiter in Frage gestellt werden, denn oftmals wird auch der Pilotenberuf noch als Männerberuf angesehen. Unsere Amy Johnson Initiative ist daher eine tolle Gelegenheit, mit der wir Mädchen und junge Frauen ermuntern wollen, ihren Träumen zu folgen. Am Pilotenberuf schätze ich besonders die Teamarbeit, die Abwechslung und das Arbeiten in einem Umfeld, das sich dynamisch entwickelt. Darüber hinaus zeichnet sich dieser Beruf durch interessante Entwicklungsmöglichkeiten und Chancengleichheit aus, auch in Bezug auf eine gleichberechtigte Bezahlung.“

Dank der Amy Johnson-Initiative hat EasyJet die Zahl der Pilotinnen bei der Fluggesellschaft seit 2015 auf derzeit mehr als 260 verdoppelt. Während die Zahl der Pilotinnen bei EasyJet 2020 weiter anstieg, werden die Auswirkungen der Pandemie auf die Reisebranche und auf die Rekrutierung von Pilotinnen die Einstiegsmöglichkeiten für mehr Frauen kurzfristig beeinträchtigen, so EasyJet weiter.  hjb

EasyJet Pilot Virtual School Visits können jetzt unter pilotvisits@easyJet.com angefragt werden.

Die dreiköpfige Frauen-Crew im Zürcher Tower am 8. März 2021. Foto Skyguide