Der grosse Auftritt der F-35 in Payerne

Mit einer selbstbewussten Präsentation haben der Hersteller Lockheed Martin und Vertreter der US Regierung am 7. Juni in Payerne die F-35 als „leistungsfähigstes Kampflugzeug der Welt“ vorgestellt. Die F-35A könne für die Verteidigungsbereitschaft der Schweiz einen Technologiesprung bringen und liefere die „preiswerteste“ Lösung.

Vom 6. bis 13. Juni dauert das Zeitfenster für die Flug- und Bodenerprobung der Lockheed Martin F-35A in der Schweiz. Zum ersten Mal überhaupt nimmt die F-35 damit an einem Flugtestprogramm bei einem potenziellen Kunden im Ausland teil – alle bisherigen Kunden haben ihre Tests in den USA durchgeführt. Als wäre das nicht schon Beweis genug für die Ernsthaftigkeit der Absicht, den Stealth-Fighter auch der Schweiz zu verkaufen, haben die US-Verteter in Payerne mit der grossen Kelle angerührt, um die F-35A als beste Wahl für die Schweiz zu verkaufen: Der US-Botschafter in der Schweiz, Ed Mcmullen, unterstrich mit seiner Präsenz die Wichtigkeit des Anlasses, den Medienvertretern wurden unter anderem auf die Schweiz zugeschnittenen Faktenblätter in den Landessprachen und F-35-Pins mit Schweizerkreuz verteilt. Mützen wurden extra mit dem Schriftzug „Flight Evaluation Payerne AB 2019“ bestickt. Die Flugzeugfotografen am offiziellen Spotteranlass wurden mit Hot Dogs und Hamburgern verpflegt – nicht von Uncle Sam, aber von Lockheed Martin spendiert. Weniger Freude hätte der der US-Präsident wohl am kleinen Kleber gehabt, der auf den kleinen Boxen mit den ebenfalls verteilten Ohrstöpseln zu sehen war: „Made in China“…

Der Kampfjetpilot Colonel Drew „Growler“ Allen gab einen Überblick über die besonderen Fähigkeiten, welche diesen Jet im Vergleich mit Kampfflugzeugen der 4. Generation klar überlegen machten. Die Low-Observable-Technologie (Stealth- oder „Tarnkappentechnologie“) sei nur einer der Faktoren für die Überlegenheit der F-35. Er als Pilot sei besonders beeindruckt von der Sensor-Fusion, die das Flugzeug biete. Das heisst, das Flugzeug und seine Computer steuern und kombinieren die unterschiedlichen, hochentwickelten Sensoren so, dass sich der Pilot nur mit einer übersichtlichen Darstellung der Gesamtsituation auseinandersetzen muss, anstatt die einzelnen Sensoren einzeln einzusetzen und zu überprüfen. Ein grosser Pluspunkt sei auch die Flexibilität zur Erfüllung verschiedenster Missionen mit ein und demselben Flugzeug und die hochentwickelte Netzwerkfähigkeit. Die F-35 könne Daten sammeln, analysieren und mit eigenen Kräften in der Luft und am Boden teilen und so auch deren Effektivität steigern.

Auf kritische Fragen, zum Beispiel bezüglich der nicht zufriedenstellenden Verfügbarkeit / Einsatzbereitschaft der F-35-Flotte im letzten Jahr, verwiesen die US-Vertreter vor allem darauf, dass das F-35-Programm noch am Anfang einer jahrzehntelangen Entwicklungsgeschichte stehe und die gemachten Erfahrungen laufend in Verbesserungsprogramme einfliessen würden.

Gerne verweist Lockheed Martin auf das Zukunftspotenzial der F-35. Alleine die US Air Force will über 1700 (!) Exemplare der F-35 beschaffen, 13 Kunden haben sich bisher für den Jet entschieden. Bereits wurden 400 F-35 in Dienst gestellt – und die Produktionsrate wird weiter hochgefahren.

Insgesamt sieht Lockheed Martin Absatzchancen für bis zu 4000 F-35. Auch wenn es nur halb so viele sein sollten – auf absehbare Zeit werden wohl von keinem anderen modernen, westlichen Kampfflugzeug auch nur annähernd so viele Exemplare gebaut. Mit diesem „Mengenvorteil“ im Rücken kann Lockheed Martin damit werben, dass die F-35 auch in 40 und mehr Jahren noch von grosser Relevanz sein wird. Modernisierungsprogramme, eine grosse Nutzergruppe und der Support des Herstellers sind damit bis weit in die Zukunft garantiert. Dank den grossen Stückzahlen würden sich grosse Einsparungen erzielen lassen, was die F-35 auch preislich attraktiv mache, argumentierte Lockheed Martin. Fotoreport Eugen Bürgler

Mehr Hintergründe, Fakten und Antworten auf kritische Fragen zur F-35 in der nächsten Ausgabe von SkyNews.ch.