Skyguide 2023: finanzieller Druck bleibt trotz mehr Verkehr

27. Februar 2024: Nach dem „Corona-Taucher“ haben sich die Verkehrszahlen im Schweizer Luftraum weiter dem Vor-Corona-Niveau angenähert, aber Skyguide betreute 2023 immer noch 7,6 Prozent weniger Flüge als 2019. Gemäss dem europäischen Netzwerk-Manager Eurocontrol hat die Schweizer Flugsicherung sehr pünktlich gearbeitet: 97,7 Prozent aller von Skyguide kontrollierten Flüge waren pünktlich. Für Verspätungen im Flugverkehr sorgten vor allem schwierige Wetterbedingungen, Kapazitätsengpässe bei Flughäfen und Airlines sowie Streiks. Doch auch bei Skyguide kam es zu technischen Problemen, die punktuell für Verspätungen sorgten. Skyguide spricht in diesem Zusammenhang von einer „vorübergehend erhöhten Systemanfälligkeit“ infolge der Umstellung von alten auf neue Systeme. Während Skyguide 2023 finanziell mit einem soliden Ergebnis abschliessen konnte, bleibt der finanzielle Druck in Zukunft gross – Skyguide gehört heute zu den teuersten Flugsicherungen in Europa.

Das Betriebsergebnis von Skyguide für das Jahr 2023 stieg auf 530 Millionen Franken (Vorjahr: 484 Millionen Franken), was einer Zunahme von 9,5 Prozent entspricht. Dies liegt unter den Erwartungen, vor allem weil sich der Verkehr langsamer erholte als prognostiziert. Der Betriebsaufwand belief sich auf 519 Millionen Franken, was einem Anstieg von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 471 Millionen Franken entspricht. Ausschlaggebend dafür waren höhere Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Systeme, während Skyguide gleichzeitig die Innovation weiter vorangetrieben hat. Diese Investitionen nennt Skyguide auch als Grund, weshalb die Sparvorgaben des Bundes nicht ganz erreicht werden konnten. Das Nettoergebnis sank um 3,2 Millionen Franken von 11 Millionen im Jahr 2022 auf 7,8 Millionen Franken. Nach dem pandemiebedingten Einbruch und der teilweisen Erholung in den Vorjahren sind die Verkehrszahlen im Jahr 2023 leicht gestiegen (plus 5,1 Prozent). Das Verkehrsaufkommen ist immer noch um 7,6 Prozent tiefer als im Vor-Covid-Jahr 2019. Die nationalen Flughäfen Genf (plus 6,6 Prozent) und Zürich (plus 15,1 Prozent) verzeichneten beide ein höheres Verkehrsaufkommen als 2022, was hauptsächlich auf den starken Ferienverkehr zurückzuführen ist. Die Verkehrsvolatilität sei erneut sehr hoch, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Personaleinsatzplanung und damit auf die Kosten, so Skyguide in ihrer Mitteilung zum Jahresbericht 2023.

Der Transitverkehr hat laut der Skyguide-Verkersstatistik 2023 mit 2,9 Prozent weniger stark zugenommen als der IFR-Verkehr mit Start- oder Zielort in der Schweiz (plus 5,1 Prozent). Insgesamt wurden im letzten Jahr von Skyguide gut 1,2 Millionen IFR-Flüge betreut. Auffallend ist, dass Geschäfts- und Frachtflüge gegenüber 2022 um je über 10 Prozent abgenommen haben, beide Segmente liegen damit aber immer noch deutlich über dem Niveau von 2019. Auch die Charterflüge sind im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 Prozent zurückgegangen, während traditionelle Airlines (plus 17,3 Prozent) und Low-Cost-Airlines (plus 4,2 Prozent) zugelegt haben.

Skyguide befindet gemäss eigenen Angaben in einer wichtigen Phase ihres Transformationsprozesses: Während zahlreiche Systeme bereits auf die neue, virtualisierte technische Infrastruktur migriert wurden, ist die alte Infrastruktur noch nicht vollständig ausser Betrieb. Dieser vorübergehende Doppelbetrieb erhöht die Fehleranfälligkeit und die Kosten. Von Anfang 2023 bis heute gab es drei technische Zwischenfälle: Am 30. Oktober 2023 verursachte ein Manipulationsfehler bei der Einsetzung neuer Firewalls den Unterbruch von Starts am Flughafen Zürich für rund zwei Stunden. Am 18. Dezember 2023 verzögerte eine Unterbrechung zwischen zwei technischen Applikationen Starts und Landungen am Flughafen Zürich um rund 20 Minuten. Und am 18. Februar 2024 verlangsamte sich ein Server vorübergehend, was dazu führte, dass Starts und Landungen am Flughafen Zürich für etwa 10 Minuten unterbrochen wurden. In allen Fällen war die Sicherheit vollständig gewährleistet.

In enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Luftwaffe sicherte Skyguide erfolgreich das Weltwirtschaftsforum (WEF), den UNO-Flüchtlingsgipfel in Genf und weitere Einsätze. Insgesamt gingen die militärischen Flugbewegungen im Jahr 2023 um 3,4 Prozent auf 85’237 (Vorjahr: 88’154) zurück, da die Schweizer Luftwaffe weniger Trainingseinsätze durchführte. Skyguide unterstützte 193 Live- und Hot-Missions sowie 2’363 taktische Einsätze (Vorjahr: 211 und 2’397) der Schweizer Luftwaffe.

Für die Zukunft sieht sich Skyguide unter erheblichem finanziellem Druck. Das Ergebnis der Verhandlungen mit der Europäischen Union über die Eckwerte der Flugsicherung für die nächste Referenzperiode (2025-2029) werde für die finanzielle und damit operative Nachhaltigkeit des Unternehmens entscheidend sein. Alex Bristol, CEO von Skyguide: “Unsere oberste Priorität ist der sichere tägliche Betrieb. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt auf die Resilienz unserer Systeme gelegt. Wir werden die Transformation von Skyguide weiter vorantreiben, denn wir sind überzeugt, dass die Virtualisierung der einzige Weg ist, um die europäische Flugsicherung effizienter, widerstandsfähiger und nachhaltiger zu machen.” pd / eb www.skyguide.ch