Drohnen nutzen und Abwehren – Armasuisse testet Technologien

13. September: Spätestens der Krieg in der Ukraine hat brutal vor Augen geführt, dass Drohnen in bewaffneten Konflikten heute eine zentrale Rolle zukommt. Auch weil einfache Drohnensysteme relativ günstig sind, wird es in absehbarer Zeit wohl kaum noch bewaffnete Konflikte ohne unbemannte Systeme im Luftraum über dem Gefechtsfeld geben. Zudem geht von Drohnen in den falschen Händen auch unterhalb der Kriegsschwelle eine Bedrohung aus, beispielsweise für Sabotageakte. Entsprechend sind Drohnen auch bei Armasuisse ein grosses Thema: Einerseits will die Schweizer Armee das Potenzial von Drohnen nutzen, andererseits sollen die Fähigkeiten zur Drohnenabwehr gezielt aufgebaut werden.

 

Im August hat das Bundesamt für Rüstung Armasuisse im Rahmen einer NATO/PfP-Forschungskampagne technologische Tests im Bereich der Drohnenaufklärung durchgeführt. Ziel war es, die Leistungsgrenzen verschiedener drohnenbasierter Radarsysteme in unterschiedlichen Frequenzbereichen und auf verschiedenen Drohnen zu testen und deren Wirkung zu messen. Gemeinsam mit Forschenden aus den NATO-Ländern Deutschland, Frankreich und Italien führte der Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie (W+T) von Armasuisse eine Forschungskampagne in Walenstadt (SG) durch. Die Forschenden analysierten hierzu sogenannte SAR-Abbildungsgeräte auf unterschiedlichen Drohnen. SAR steht für Synthetic Aperture Radar und ermöglicht die Erstellung eines hochaufgelösten digitalen Oberflächenmodells mittels Radarwellen. Im Gegensatz zu visuellen oder infraroten Kameras ermöglichen SAR-Geräte hochwertige Bildaufnahmen auch bei Rauch, Dunst und Tarnnebel sowie bei Dunkelheit, was sie besonders für Aufklärungszwecke interessant macht. Dabei wurde unter anderem untersucht, ob in der Vegetation getarnte Fahrzeuge sowie Minen auf und unter dem Boden erkannt werden können. Auch von Interesse waren Bildaufnahmen durch Rauch hindurch und die Erkennung von Attrappen gegenüber echten Objekten.

 

Noch bis zum 20. September testet Armasuisse mit Unterstützung der Gruppe Verteidigung und der RUAG verschiedene in- und ausländische Systeme zur Abwehr von Mini-Drohnen. Über einen Zeitraum von vier Wochen absolviert jedes System verschiedene standardisierte Szenarien und Missionen. Das Ziel dieses Vorgehen ist, die Tauglichkeit sowie die Effektivität der für die Versuche ausgewählten Systeme in verschiedenen Bedrohungsszenarien zu evaluieren. Die Missionen reichen von einfachen Erkennungsszenarien bis hin zu komplexen Aufgaben, die die Schwächen der Abwehrsysteme gezielt herausfordern. Die Versuche der ersten beiden Wochen haben auf dem Gelände des Militärflugplatzes Payerne stattgefunden. Die Versuche fokussieren auf die Sensorik und die Führungssysteme (Command and Control, C2), dem Kern eines Drohnenabwehrsystems.

 

Die Versuche vom 9. bis 20. September 2024 finden auf dem ehemaligen Militärflugplatz in St. Stephan statt. Der Fokus der ersten Phase liegt auf Effektoren im elektromagnetischen Spektrum, um in diesem Bereich weitere Einsichten zu sammeln. Effektoren können gezielte Massnahmen ergreifen, um eine Drohne zu neutralisieren oder unschädlich zu machen. In der zweiten Phase liegt der Schwerpunkt hingegen bei Tests diverser Kleinsysteme, die ebenfalls im elektromagnetischen Spektrum wirken. Diese bestehen aus wenigen Komponenten, sind sehr mobil und können entsprechend flexibel genutzt werden. pd / eb  www.armasuisse.ch

 

Verschiedene Sensoren zur Drohnendetektion auf dem Militärflugplatz Payerne. Foto Armasuisse

 

Eine Drohne überfliegt das Übungsdorf Äuli, über welchem Tarnnebel liegt. Foto Armasuisse

 

Eine Drohne mit SAR-Radar in Walenstadt. Foto Armasuisse

 

Die Teilnehmenden der NATO / PfP Forschungskampagne zum Thema drohnenbasierte Radarsysteme in Walenstadt. Foto Armasuisse