Testpilot Geri Krähenbühl beim Hunterverein Interlaken

31. März 2024: Im Anschluss an die 32. Mitgliederversammlung des Hunter-Vereins Interlaken referierte Geri Krähenbühl am 23. März über seinen Beruf als Testpilot bei der Gruppe für Rüstungsdienste (GRD) in der Schweiz und heute bei Airbus in Deutschland. Insgesamt pilotierte Geri Krähenbühl in seiner Karriere während über 6700 Flugstunden 65 verschiedene Flugzeuge und Helikopter. Obwohl er in Deutschland wohnt, ist er noch immer mit der Schweiz verwurzelt und regelmässig hier zu Gast. 

Eigentlich wollt der in Bern aufgewachsene Gerhardt Krähenbühl in den Jugendjahren Schiffskonstrukteur werden bis er im Jahr 1977 die Monatszeitschrift «Flug Revue» in den Händen hielt. Die Berichte über die Aviatik fesselten ihn so sehr, dass er nach der Zeit am Gymnasium Kirchenfeld die Fliegerische Vorschulung erfolgreich absolvierte. 1984 rückte er in die Rekrutenschule ein, gefolgt von der Pilotenschule. Brevetiert wurde Geri Krähenbühl, auch «K12» genannt, 1985 auf dem Hunter. Zum Ursprung von «K12» später mehr.

Ab 1986 erfolgte an der ETH Zürich während vier Jahren das Studium in allgemeinem Maschinenbau. In dieser Zeit suchte die GRD einen Testpiloten. Mit dem notwendigen Ingenieurwissen bewarb sich Krähenbühl und wurde prompt, nach dem erfolgreichen Checkflug auf dem Helikopter, notabene ohne Vorkenntnisse, angestellt. Es folgten mehre Umschulungen auf die Flugzeugmuster der Schweizer Flugwaffe, um als zukünftiger Testpilot Projekte, unabhängig vom Flugzeugtyp, begleiten und abschliessen zu können.

1993, besuchte Geri Krähenbühl während einem Jahr die US Naval Test Pilot School (USNTPS) in Patuxent River. Hier erhielt er auch seinen Nickname wie er erklärt. «Mein Nachname ist zu lang, um auf der Flugausrüstung Platz zu finden. Er konnte in den USA auch nicht richtig ausgesprochen werden. Dies führte dazu, dass nur der erste Buchstabe (K) und die Anzahl der Lettern (12) auf die Kleidung geschrieben wurden – also «K12»». Insgesamt 19 Luftfahrzeug-Muster flog Krähenbühl während 160 Flugstunden im Grenzbereich der verschiedenen Flugparameter. Dazu gehörten unter anderen der TA-4J Skyhawk II, P-51 Mustang, F/A-18, F-16, Lear Jet sowie der X-26 als einziges Experimental-Flugzeug. Auch Flüge im Simulator des Space Shuttle gehörten dazu. Seine Abschlussarbeit schrieb «K12» über den zweistrahligen Kampfjet F-111E AMP von General Dynamics.

Als 1994 die Hunter bei der Schweizer Luftwaffe verabschiedet wurden, war Krähenbühl als Mitglied der Fliegerstaffel 15 auch einer der 40 Piloten, die in weltrekordverdächtiger Grossformation über dem Militärflugplatz Buochs defilierten. Nahtlos folgte in Cecil Field, Florida, die Umschulung auf das neue Kampfflugzeug der Schweiz, den F/A-18. Dazu gehörten auch anspruchsvolle Katapultstarts und Fanghakenlandungen auf dem Flugzeugträger CVN-74 USS John C. Stennis. Die Systemtests und Verifikationsflüge der in den USA montierten F/A-18 für die Schweiz fanden auf der Naval Air Weapons Station in China Lake statt.

Nach der erfolgreichen Abnahme des neuen Waffensystems fiel «K12» die Ehre zu, den F/A-18C mit der Immatrikulation J-5001 in fünf Etappen bei Schneesturm und vereisten Pisten in die Schweiz zu überfliegen. Die folgenden Jahre waren geprägt durch Abnahmeflüge der in der Schweiz endmontierten F/A-18, die Erprobung von Kanonenmunition oder der Integration von ersten Hornet-Upgrades. «K12» betreute weitere Projekte wie die Integration von Datenerfassungs-Pods in die F-5 Tiger und die Modifikation des gleichen Flugzeugtyps für die Vermietung an die österreichische Luftwaffe. Zusätzlich zu seiner beruflichen Tätigkeit arbeitete sich Krähenbühl zum Oberstleutnant im Generalstab der Schweizer Armee hoch.

Ende 2005 erfolgte der Wechsel von der Armasuisse zu European Aeronautic Defence and Space (EADS) nach Deutschland. Während es in der Schweiz mehrheitlich um die Zertifizierung von Systemen ging, standen bei EADS, später Airbus Defence and Space, Entwicklungen in den Bereichen Software, Waffenintegration, Radar und Datalink auf dem Kampfflugzeug Eurofighter an. Damit eröffnete sich für Geri Krähenbühl, der zum Cheftestpilot aufstieg, ein neues anspruchsvolles Arbeitsumfeld. Zu seinen Aufgaben gehörte auch, als Display-Pilot möglichen Kunden die Vorteile des Eurofighters gegenüber anderen Kampfflugzeugen zu demonstrieren.

Während der Evaluation des europäischen Kampfflugzeuges durch Indien konnte «K12» ab dem höchsten Flugplatz im Hindukusch auf 3250 Meter operieren. Auch Ablieferungsflüge nach Österreich oder Saudiarabien gehörten zu seinen Aufgaben. Während der Tätigkeit bei Airbus erlangte Geri Krähenbühl weitere Typ Ratings auf dem Tornado, A400M, Cessna Citation Jet 2 und der Airbus A320-Serie, um nur einige zu nennen. Beim Nachbau der Me-262 war «K12» massgeblich an den Flugversuchen beteiligt. Dieses Nostalgie-Flugzeug fliegt er noch heute anlässlich von Demotouren quer durch Europa. Seine Tätigkeit als Testpilot auf Kampfjets hat er in den letzten Jahren altershalber beendet. Heute ist er noch immer als Testpilot auf den A320 bei Airbus tätig.   Markus Rieder

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