HUVER-GV im Zeichen von Rösti und Mirage
07. April 2025: Am Samstag, 29. März, konnte der Hunter-Verein Interlaken (HUVER) seine 33. ordentliche Mitgliederversammlung abhalten. Präsident Beat Gerber konnte rund 80 Anwesende im Restaurant Spycher in Interlaken begrüssen, darunter auch Bundesrat Albert Rösti. Im Mittelpunkt der GV stand das Referat von Thierry Goetschmann zur einzigen zivil registrierten Mirage III DS HB-RDF.
Als erster Höhepunkt konnte Bundesrat Albert Rösti in Begleitung von Franziska Ingold, Leiterin der Kommunikation im Generalsekretariat UVEK, begrüsst werden. Bundesrat Rösti ist schon länger Mitglied des HUVER. Nach seiner kurzen Ansprache konnten die Geschäfte des vergangenen, eher ruhigen Vereinsjahres abgehandelt werden. Alle Traktanden wurden von den Anwesenden durchwegs einstimmig genehmigt. So bleibt auch der alte Vorstand als Neuer dem Verein erhalten. Mit 328 Mitgliedern verbleibt der Verein auf dem Vorjahresniveau.Vereinspräsident Beat Gerber war von den sehr bescheidenen Rückmeldungen der befreundeten Vereine, die auch zu dieser MV eingeladen waren, enttäuscht. Er hofft, dass sich dies in der Zukunft wieder etwas ändern werde.
Wie jedes Jahr wurde ein Referent eingeladen. Dieses Jahr war es der Oberst im Ruhestand Thierry Goetschmann. Sein Referat drehte sich um die wohl einmalige Geschichte der bekannten und einzigen zivil registrierten Mirage III DS HB-RDF. Auch Thierry Goetschmann hat einen besonderen Bezug zum Hunter, da seine Militärpilotenkarriere auf diesem Jet startete, darum war es ihm eine grosse Freude bei der diesjährigen Mitgliederversammlung Gast zu sein.
Das Projekt der Mirage wurde 2001 ins Leben gerufen. Zusammen mit dem Museum Clin d’Ailes in Payerne musste sich Thierry Goetschmann den vielen Auflagen des BAZL stellen. 2005 reiste eine kleine Delegation vom Museum Clin d’Ailes und dem Verein Espace Passion, angeführt von Claude Nicollier, nach Bern um dem BAZL einen Besuch abzustatten und die Idee zu präsentieren, einen Mirage-Doppelsitzer zivil Immatrikulieren zu lassen und mit diesem Flugzeug Passagierflüge anzubieten. Nach intensivem Austausch erteilte das BAZL das Go.
Dann folgte die offizielle Übergabe der Mirage III DS von der Luftwaffe. Goetschmann betont, dass ohne jede einzelne Person, die an diesem Projekt mitgearbeitet hatte, dieses gar nicht realisierbar gewesen wäre, und bedankte sich auch bei diesen. Die Mirage musste wieder flugfähig gemacht werden, für die Passagierflüge und Demonstrationen an Airshows. Innerhalb von 4200 Arbeitsstunden gelang dies auch. Ein Drittel davon wurde nur gebraucht, um die Militärbücher zu zivilisieren. Weltweit wurde die HB-RDF so die einzige noch flugfähige Mirage III DS mit einer zivilen Immatrikulation.
Natürlich stellte das BAZL wie auch die Luftwaffe Bedingungen: nur Sichtflüge, keine Überschallflüge, nur ein Pilot zugelassen, dieselben Flugbetriebszeiten wie jene der Luftwaffe. Dass nur ein Pilot zugelassen war, war auch im Sinne der Mitarbeiter des Mirage-Projektes, da die Mirage sehr heikel zu fliegen ist. Jährlich absolvierte Thierry Goetschmann als Pilot der Mirage rund 20 bis 25 Flugstunden.
Besonders zu vermerken ist, das die Mirage in den Flugplan, also das das Führungs- und Informationssystem der Luftwaffe integriert wurde. Das Flugzeug erhielt so auch den notwendigen Luftraum von der Luftwaffe für seine Flüge. Jährlich hatte die Mirage drei Flugdienstwochen, jeweils eine Woche im Mai, Juni und September. Normalerweise ab Payerne, Ausweich- Möglichkeiten wären Emmen und Sion gewesen. Ohne Airshows gerechnet, gab diese Zeit jährlich die erwähnten 20 bis 25 Flugstunden. Normalerweise wurden zwei Passagierflüge pro Tag durchgeführt. Einer am Morgen und einer am Nachmittag.
Der Tagesablauf für einen Passagier sah wie folgt aus: Er oder sie musste Mitglied der Organisation Espace Passion sein und den Jahresmitgliederbeirtag bezahlt haben. Am Flugtag erfolgte ein intensives Briefing. Die Flugdauer betrug zwischen 45 und 50 Minuten. Eine Tankfüllung ergab die Flugzeit, je nach Nachbrenner-Einsatz war sie kürzer oder länger. Meist waren die Flüge mit Frauen kürzer, da diese mehr Einsätze vom Nachbrenner forderten, berichtete Thierry Goetschmann.
Ein möglicher Flugablauf bestand aus Akrobatikmanövern, der Erfahrung von Mach 0.98, dem erstaunlichen Anstellungswinkel der Mirage, dem Beschleunigungs- und Abbremsvermögen des Flugzeuges und aus einem Überflug der Alpen auf bis zu 15‘000 Meter Höhe. Nach dem Flug erfolgte eine kleine Fotosession, ein Debriefing und vor allem Zeit, um den Flug zu verarbeiten und zu verdauen.
Einer der wohl am weitesten gereisten Passagieren war ein Chirurg aus New York. Er reiste extra in die Schweiz, um einen Mirage-Flug erleben zu können. Eine der bekanntesten Passagierinnen, welche Goetschmann während all diesen Jahren hatte, war eine Frau aus Luxemburg. Sie machte mit ihm rekordverdächtige 64 Passagierflüge! Ein Mirage-Passagierflug kostete zwischen 15‘000 und 18‘000 Franken.
Ende des Abenteuers; Im Winter 2022/2023 realisierte das BAZL das gewisse Bestandteile des Triebwerkes der Mirage die maximale Lebensdauer erreicht hatten. Die Projekt-Mitarbeitenden gingen über die Bücher und machten diverse „Risk Assesments“ und präsentierten diese auch dem BAZL. Leider jedoch erfolglos. Der Entscheid vom BAZL stand fest: Entzug der Flugbewilligung auf den 31. März 2023, mit einer Sonderbewilligung für einen Flugdiensttag mit maximal zwei Flügen. Für alle Beteiligten des Projektes war dies sehr brutal, bereits viele Passagiere hatten Flüge gebucht und es stand der neuen Saison eigentlich nichts im Wege.
Am 25. Mai 2023 fand der letzte Flugdiensttag der Mirage III DS HB-RDF in der Schweiz statt. Der Flug am Vormittag fand mit dem Präsidenten des Vereins Espace Passion statt, zuerst wurde ein Verbandsflug mit einem Pilatus PC-24 und einem F/A-18 Hornet durchgeführt. Danach gäbe es einen Überflug in Sion. Am Nachmittag flog Thierry Goetschmann alleine in der Mirage, dies war das Geschenk vom Museum Clin d’Ailes an ihn zum Dank für die vielen Jahre der Zusammenarbeit und auch um ihm die Möglichkeit zu geben, sich von der Mirage alleine zu verabschieden. Er schätzte diese Geste sehr und es war ein sehr emotionaler Flug für ihn. Er führte Überflüge in Emmen, Meiringen und Buochs durch. Gefolgt von einem Verbandslug von vier F/A-18 Hornet der Schweizer Luftwaffe und einer Mirage 2000 der französischen Luftwaffe.
In Payerne wurde Thierry Goetschmann von etwa 1400 Fans empfangen und präsentierte diesen die Mirage noch ein letztes Mal mit zwei Touch and Go’s. Bilanz dieser 15 Jahre Flugdienst mit der Mirage III DS HB-RDF: 225 Flugstunden wurden mit der HB-RDF durchgeführt mit 276 zahlenden Passagieren an Bord. Diverse Auftritte an Flugshows im In- und Ausland. Die Gesamtbilanz von Thierry Goetschmann für all diese Jahre: durchgehend hoch zufrieden. Delia Frauenfelder
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Bundesrat Albert Rösti beglückwünschte den Hunterverein. Foto Thomas P. Hofer

Thierry Goetschmann blickte auf seine Flüge mit der einzigen zivilen Mirage IIIDS zurück. Foto Delia Frauenfelder

Thierry Goetschmann blickte auf seine Flüge mit der einzigen zivilen Mirage IIIDS zurück. Foto Delia Frauenfelder