Flughafen Bern: höhere Gebühren – weniger Personal

18. Juni 2020: Der Berner Flughafen steht vor einer herausfordernden Zukunft: Nach dem Wegfall der Linienflüge 2018 war bereits 2019 ein schwieriges Jahr. Die Corona-Pandemie sorgt 2020 für drastische Ertragseinbussen, dennoch bleibe der Airport offen, wie die Flughafen Bern AG an der Generalversammlung am 17. Juni bekannt gab. Allerdings steigen die Gebühren für grössere Flugzeuge und der Personalbestand wird kleiner.

Die Auswirkungen Corona-Krise führen seit Mitte März zu drastischen Ertragseinbussen für die Flughafen Bern AG. Es wurden umgehend Liquiditätssicherungs- und Kostensenkungsmassnahmen geprüft und umgesetzt, Kurzarbeit eingeführt und die Investitionstätigkeit auf ein Minimum reduziert. Damit könne das Überleben in der andauernden Krise gesichert werden, so die Flughafen Bern AG in ihrer Medienmitteilung.

Der Verwaltungsrat hat zudem verschiedene strategische Optionen mit und ohne Publikumsverkehr geprüft. Die Mehrjahressimulationen zeigten, dass der Betrieb des Flughafens Bern in allen strategischen Szenarien sichergestellt und die Bedürfnisse der lokalen Partner, insbesondere des Bundes und der Rega erfüllt werden könnten. Dies bedinge jedoch in allen Szenarien Gebührenerhöhungen für grössere Flugzeugtypen und eine – je nach Szenario grössere oder kleinere – erneute Reduktion des Personalbestandes, heisst es weiter. Die Flughafen Bern AG beschäftigt gegenwärtig rund 90 Mitarbeitende, verteilt auf 51 Vollzeitstellen. Momentan sei von einer moderaten Reduktion des Personalbestandes in den kommenden Monaten auszugehen.

Angesichts der aktuell grossen Unsicherheit bezüglich der weiteren Marktentwicklungen sowie der Tatsache, dass das Überleben in der Krise sichergestellt werden kann, hat sich der Verwaltungsrat gegen einen sofortigen Strategieentscheid (Publikumsverkehr gegen Business Aviation) entschieden. Vielmehr hat er Massnahmen getroffen, um alle Optionen des Weiterbestehens offen zu halten und zu einem späteren Zeitpunkt zeitnah auf die entsprechenden Marktbedürfnisse reagieren zu können. Unter der Annahme, dass sich die Nachfrage nach Flugreisen im Herbst 2020 und im kommenden Jahr erholen sollte, wird sich der Flughafen vorerst auf das Geschäftsmodell mit saisonalem Publikumsverkehr fokussieren.

Im Sommer 2020 waren Direktflüge zu neun Destinationen geplant: Calvi, Jerez, Kos, Kreta, Menorca, Olbia, Palma, Preveza und Rhodos. Aufgrund der Corona-Krise musste der Start des Sommerflugplans auf den Mitte Juli 2020 verschoben und die Destinationen Calvi und Olbia aus dem Flugplan gestrichen werden. Zunächst wird Mallorca zweimal wöchentlich angeflogen. Die anderen Destinationen folgen ab Mitte August und Anfang September.

Die ordentliche Generalversammlung der Flughafen Bern AG vom 17. Juni stimmte allen Anträgen des Verwaltungsrats mit über 90 Prozent der Stimmen. Nach dem definitiven Grounding von SkyWork Airlines im August 2018 startete das Geschäftsjahr 2019 mit äusserst schwierigen Rahmenbedingungen. Die Flughafen Bern AG war gezwungen, den Personalbestand zu reduzieren und in allen Bereichen Sparmassnahmen umzusetzen. Das Streckennetz reduzierte sich im Sommer 2019 auf fünf Destinationen. 2019 sind insgesamt 35‘787 Passagiere ab/nach Bern geflogen, was einem Rückgang von 76 Prozent entspricht. Zeitgleich ist die Anzahl der Flugbewegungen um 7,4 Prozent zurückgegangen. Dementsprechend betrug der Jahresverlust 2019 rund 1,5 Millionen Franken.

Die Herren Urs Sieber (Vizepräsident), Charles Riesen (Delegierter), Thomas Kern und Jobst Wagner sind auf die Generalversammlung aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten. Charles (Charly) Riesen wurde mit Blick auf seine grossen und langjährigen Verdienste vom Verwaltungsrat zum Ehrenpräsidenten ernannt. Präsident bleibt Beat Brechbühl. Die zur Neuwahl vorgeschlagenen Persönlichkeiten Sebastian Friess, Alexandre Schmidt und Andrea Wucher wurden von den Aktionären mit über 90 Prozent der Stimmen glanzvoll gewählt. Der langjährige COO Heinz Kafader hat beschlossen, per Ende 2020 seine Pensionierung um einige Monate vorzuziehen. Die Position wird vorerst nicht besetzt und durch den Geschäftsführer Urs Ryf ab 1. Dezember in Personalunion übernommen.   hjb

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