Gewinn bei Lufthansa Group – Swiss wieder profitabel
04. August 2022: Dass Swiss und die gesamte Lufthansa Group 2022 wieder in die Gewinnzone zurückkehren war zu erwarten, aber nicht bereits im ersten Halbjahr. Deshalb ist der Gruppengewinn der Lufthansa mit fast 400 Millionen Euro sehr positiv zu bewerten. Allerdings wird dieses gute Ergebnis die Verhandlungen mit den Gewerkschaften nicht vereinfachen, weil die Mitarbeitenden der Airlines der Lufthansa Group bessere Entlöhungen verlangen. Und sie sitzen derzeit am längeren Hebel, denn in der ganzen Branche herrscht akuter Personalmangel.
Im ersten Halbjahr 2022 hat Swiss ein operatives Ergebnis von 67 Millionen Franken erzielt und damit die Verlustzone verlassen. Die positive Geschäftsentwicklung, die bereits in den ersten Monaten des Jahres eingesetzt hatte, habe sich im zweiten Quartal noch verstärkt, teilt die Airline mit. Profitiert habe sie vor allem von einer starken Buchungsnachfrage in Kombination mit Profitabilitätssteigerungen infolge der vollzogenen Restrukturierung. Mit rund 5,3 Millionen transportierten Fluggästen hat Swiss im ersten Halbjahr dieses Jahres fünfmal so viele Passagiere befördert wie in der Vorjahresperiode. Dies hat sich in operativen Erträgen in Höhe von 1,8 Milliarden Franken niedergeschlagen. Trotz einer zu erwartenden konjunkturellen Abkühlung geht Swiss davon aus, im Gesamtjahr 2022 wieder profitabel zu sein.
In der Medienmitteilung der Lufthansa Group wird das positive Ergebnis der Schweizer Tochterfirma speziell erwähnt, die Halbjahresabschlüsse der anderen Gruppenairlines wie Austrian oder Brüssels aber nicht, denn insgesamt haben die Lufthansa-Töchter einen Verlust eingeflogen: So habe sich der Adjusted EBIT der Passagier-Airlines der LH-Group im zweiten Quartal zwar deutlich auf minus 86 Millionen Euro verbessert, in der Vorjahresperiode betrug er noch -1,2 Milliarden Euro. Der Verlust sei auch für die zwischen April und Juni angefallenen Kosten für Unregelmässigkeiten im Flugbetrieb in Höhe von 158 Millionen Euro enstanden, heisst es weiter. Im ersten Halbjahr lag das Adjusted EBIT des Passagier-Airlines Segments bei -1,2 Milliarden Euro (Vorjahr -2,6 Milliarden Euro).
Den Halbjahresgewinn hat die Lufthansa Group nicht nur der Swiss, sondern vielmehr Lufthansa Cargo zu verdanken, denn die Durchschnittserlöse in der Luftfrachtindustrie liegen weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau. Davon profitierte Lufthansa Cargo auch im zweiten Quartal. Ihr Adjusted EBIT stieg um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 482 Millionen Euro (Vorjahr 326 Millionen Euro). Im ersten Halbjahr erreichte das Unternehmen mit einem Adjusted EBIT von 977 Millionen Euro einen neuen Rekordwert (Vorjahr: 641 Millionen Euro). Auch Lufthansa Technik profitierte im zweiten Quartal 2022 von der weiteren Erholung des weltweiten Flugverkehrs und der damit steigenden Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturleistungen der Airlines und erwirtschaftete im ersten Halbjahr ein Adjusted EBIT von 220 Millionen Euro (Vorjahr 135 Millionen Euro).
Nach dem nachfragestarken zweiten Quartal sehe auch die Buchungslage für den Restsommer bei Swiss gut aus, teilt sie weiter mit. Dennoch sei mit weiterhin sehr hohen Kerosinpreisen zu rechnen und von einer Konjunkturabkühlung auszugehen. Zudem stellen die Ressourcenengpässe die Luftfahrt inklusive der Fluggesellschaften weiterhin vor grosse Herausforderungen. Ihre solide Struktur und Kostenbasis ermögliche es Swiss jedoch, positiv auf das zweite Halbjahr zu blicken, heisst es weiter. Die Lufthansa Group rechnet für das ganze Jahr 2022 mit einem Adjusted EBIT von über 500 Millionen Euro und will bis Ende Jahr 5000 neue Mitarbeitende einstellen. 2023 sollen dann weitere 5000 angestellt werden. Das ist auch dringend nötig, um die hohe Nachfrage nach Flugreisen wieder befriedigen zu können. Und Fliegen ist bereits teurer geworden. Dieser Trend wird weiter anhalten, was grundsätzlich positiv zu werten ist, damit die gesamte Branche auch wieder genügend Personal findet. Hansjörg Bürgi