Nach 200 Mal Wasser fassen einmal abgedriftet

Am 16. Mai 2018 stürzte der AS350B3 Ecureuil HB-ZKF der Air Zermatt in der Nähe des Heliports Raron beim Testen eines neuen Löschkübels in einen See. Der Pilot wurde dabei verletzt. Der Helikopter driftete beim Füllen des Kübels unbemerkt in Richtung einer Hochspannungsleitung, die vom Hauptrotor touchiert wurde. Die SUST hat heute den Schlussbericht zum Unfall veröffentlicht.

Der Pilot hatte am Unfalltag den Auftrag erhalten, nach Modifikationen an einem neu entwickelten Löschkübel einen Testflug damit auszuführen. Der Auftrag an den Piloten lautete, durch mehrmaliges Füllen und Entleeren des Kübels den Schliessmechanismus zu prüfen und die Flugeigenschaften des Kübels im Vorwärtsflug zu testen.

Der Pilot startete gemäss SUST mit dem HB-ZKF, an dem der Löschkübel an einem rund acht Meter langen Gehänge befestigt war. Für die Tests wurde der rund 600 Meter nordöstlich der Basis gelegenen Steineji See ausgewählt. Der Pilot steuerte für die Wasseraufnahme eine ihm vertraute Stelle an, die ihm zweckmässig erschien und die er schon oft genutzt hatte. Der Pilot hatte im November 2017 bereits Testflüge mit dem ersten Prototyp des Feuerlöschkübels absolviert. Im Rahmen dieser Flüge hatte er rund 110 Füllungen an der gleichen Stelle im Steineji See wie anlässlich des Unfallfluges durchgeführt. Insgesamt habe der Pilot an dieser Stelle bereits rund 200 Mal Wasser aufgenommen.

Die Präsenz einer am nördlichen Ufer des Sees verlaufenden Hochspannungsleitung war dem Piloten gemäss SUST-Bericht bewusst, sie schien ihm genügend weit vom Wasseraufnahmeort entfernt. Das Befüllen und Entleeren des Kübels funktionierte einige Male problemlos. Bei einem nächsten Versuch blieb der Kübel an der Wasseroberfläche, ohne richtig einzutauchen. Wie die SUST schreibt, wechselte der Pilot daher von seiner normalen Sitzposition, von der aus er den Kübel im Lastenspiegel beobachtet hatte, in eine nach rechts gelehnte Position, um durch das gewölbte Seitenfenster (Bubble Door) direkt nach unten auf den Kübel sehen zu können.

Mittels lateraler und vertikaler Bewegungen des Helikopters versuchte der Pilot gemäss SUST-Bericht darauf, den Kübel zum Eintauchen zu bringen, was schliesslich auch gelang. Während dem Hochziehen des Helikopters touchierte der Hauptrotor einen Draht der Hochspannungsleitung. Der Helikopter wurde durch die Folgen der Kollision unkontrollierbar und der Absturz unvermeidbar, schreibt die SUST. Aus eigener Kraft konnte der Pilot das Wrack verlassen und zum Ufer gelangen.

In den Standardbetriebsverfahren der Helifirma ist für Feuerlöscheinsätze mindestens eine Person am Boden zur Begleitung und Überwachung des Betriebs vorgesehen. Beim Testflug mit dem Feuerlöschkübel wurde auf diese Person verzichtet, womit laut der SUST die Möglichkeit vergeben wurde, den Piloten vor der Kollision zu warnen.

Unter dem Kapitel Sicherheitsempfehlungen weist die SUST darauf hin, dass das Tragen eines Helmes die Verletzungen des Piloten mit grosser Wahrscheinlichkeit vermindert hätten. Beim Unfallflug hatte der Pilot seinen Helm nicht getragen, weil damit Verständigungsprobleme aufgetreten waren und der Helm repariert werden sollte.

Die SUST führt den Unfall darauf zurück, dass der Pilot während des Schwebefluges mittels vertikaler Referenz auf die Wasseroberfläche nicht bemerkte, dass der Helikopter zur Seite driftete und deshalb beim Hochsteigen mit der Hochspannungsleitung kollidierte. Die SUST weist in ihrem Bericht darauf hin, dass bei einem Schwebeflug über Wasser aufgrund der fehlenden fixen Referenzen beziehungsweise der durch den Rotorabwind in Bewegung versetzten Wasseroberfläche die Gefahr einer räumlichen Desorientierung besteht. www.sust.admin.ch