Ungeplante Swiss-Landung in Astana mit vielen Folgen

18. August 2024: Was ein einziger Unterbruch eines Linienfluges für Konsequenzen für eine Airline haben kann, zeigt das Beispiel des Swiss-Fluges, gestern Samstag von Tokio nach Zürich. Dieser musste aufgrund eines medizinischen Notfalles in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, landen. Beim Wenden auf der nur 45 Meter breiten Piste geriet die Boeing 777-300ER ins Gras. Die AUA flog die Swiss-Passagiere dann am Sonntag dann nach Wien, Swiss brachte sie von Wien schliesslich nach Zürich.

 

Am 17. August startete Swiss-Flug LX161, der von der Boeing 777-300ER HB-JNI, durchgeführt wurde, bereits mit über einer Stunde Verspätung um 12 Uhr Lokalzeit in Tokio-Narita (NRT) mit 319 Passagieren nach Zürich. Wie Swiss am Samstag mitteilte, entschloss sich die Besatzung aufgrund eines medizinischen Zwischenfalls an Bord, eine Zwischenlandung in Astana (NQZ) einzulegen. Der betroffene Fluggast wurde dort medizinischem Fachpersonal übergeben.

 

Die Landung auf der Piste 22 in Astana verlief gemäss Swiss ereignislos. Da auf dem Flughafen in Astana ein Rollweg geschlossen war, musste die Crew das Flugzeug auf der Piste 04/22, die zwar 3500 Meter lang, aber nur 45 Meter breit ist, um 180 Grad wenden. Dabei sei das Bugrad der Boeing 777 ins Gras geraten und steckengeblieben, teilte Swiss weiter mit. Die meisten Pisten in dieser Grössenordnung sind heute 60 Meter breit. Anschliessend wurde die «Triple Seven» zurück auf die Piste und zu einem Standplatz geschleppt. Der Flugbetrieb wurde in dieser Zeit unterbrochen. Nach einem solchen Vorfall muss die HB-JNI von Spezialisten auf Schäden untersucht werden.

 

Schliesslich konnte innerhalb der Lufthansa-Gruppe eine Lösung gefunden werden: Austrian Airlines schickte die 330-plätzige Boeing 777-200ER OE-LPC in die kasachische Hauptstadt, um die Fluggäste von Swiss nach Wien zu befördern. Allerdings hat sie die kasachische Hauptstadt am Sonntag erst kurz nach 7.30 Uhr Lokalzeit erreicht. Der für 8 Uhr geplante Start fand mit total 331 Passagieren (inklusive den 18 Crew-Mitgliedern, ein Pilot sass wohl auf dem Jumpseat) erst um 11.35 Uhr (09.35 Uhr Schweizer Zeit) statt. In Wien landete sie um 14.25 Uhr. Eigentlich hätte die OE-LPC aber am 13.30 Uhr von Wien nach Tokio-NRT starten sollen, dieser Abflug ist auf 16.30 Uhr verschoben worden.

 

Um die Fluggäste möglichst schnell nach Zürich zu bringen, hat Swiss am Sonntag eine Boeing 777-300ER nach Wien entsendet. Der Swiss-Flug sollte gegen 17 Uhr am Flughafen Zürich ankommen. Aufgrund dieses Zusatzfluges nach Wien mit der Boeing 777 hat Swiss den sonntäglichen Flug nach Los Angeles annulliert, da kein weiteres Reserveflugzeug zur Verfügung stand. Zudem wird sich der Abflug nach Bangkok am Sonntag um einige Stunden verspäten und jener nach Sao Paulo vom Montagabend auf Dienstagmorgen verschoben, wie Swiss weiter mitteilt. Der Flug nach Sao Paulo am Sonntagabend kann hingegen – anders als zuerst angenommen – planmässig durchgeführt werden. Weitere Verspätungen oder Annullationen würden von der Rückkehr der Boeing 777 aus Astana und deren Einsatzfähigkeit abhängen, so Swiss.

 

Mittlerweile sind Fachspezialisten von Swiss Technik in Astana eingetroffen und untersuchen das Flugzeug. Dieses Vorgehen erfolgt in Absprache mit Boeing und den Behörden vor Ort wie auch dem BAZL. Sofern diese Inspektion ohne Beanstandungen erfolge, werde eine neue Swiss-Crew das Flugzeug so bald wie möglich nach Zürich überführen, sie sei bereits auf dem Weg nach Astana. Diese ungeplante Zwischenlandung zeigt einmal mehr welche Folgen der Ausfall eines Flugzeugs im engmaschig organisierten Luftverkehr heute hat.

 

Swiss hat seit Samstagvormittag eine Taskforce installiert. Die involvierten Personen waren rund um die Uhr im Einsatz. Unter anderem musste Swiss die Bodenabfertigungsprozesse am Flughafen Astana zusammen mit den Mitarbeitenden vor Ort ad-hoc aufsetzen. Da die kasachische Hauptstadt nicht zum regulären Streckennetz von Swiss gehöre, gebe es dort keine etablierten Prozesse. Deshalb kam es zur verzögerten Bodenabfertigung in Astana von rund vier Stunden, hält Swiss weiter fest. «Wir bedanken uns bei allen Fluggästen für ihr Verständnis und ihre Geduld in dieser aussergewöhnlichen und unvorhergesehenen Situation. Für die Unannehmlichkeiten möchten wir uns nochmals in aller Form entschuldigen», sagt Oliver Buchhofer, Chief Operating Officer von Swiss. «Ein grosses Dankeschön geht auch an alle involvierten Mitarbeitenden für ihren unermüdlichem und hervorragenden Einsatz in dieser herausfordernden Angelegenheit.»                  Hansjörg Bürgi

 

Screenshot von Flightradar 24 des Fluges LX161 von Tokio nach Astana.

Beim Wenden auf der nur 45 Meter breiten Piste in Astana geriet die Boeing 777-300ER HB-JNI der Swiss ins Gras. Foto Astana Airport

Screenshot von Flightradar 24 des Fluges der Boeing 777-200ER von Austrian Airlines von Wien nach Astana.