Vor 50 Jahren: Katastrophe bei Würenlingen – Schmerzen bleiben

24. Februar 2020: Zum 50. Jahrestag der Katastrophe fand am 21. Februar an der Absturzstelle von Flug Swissair SR330 eine Gedenkfeier für die 47 Opfer statt. Organisiert wurde der Anlass von Arthur Schneider, damals Gemeinderat von Würenlingen, und Ruedi Berlinger, einem der Söhne des Flugkapitäns.

Am 21. Februar 1970, um 13:34 Uhr, zerschellte die Coronado HB-ICD der Swissair im Unterwald bei Würenlingen. Die letzten Worte aus dem Cockpit waren «Good bye everybody». Noch am Absturztag übernahm das Generalkommando der Volksfront zur Befreiung Palästinas (Popular Front for the Liberation of Palestine – General Command) die Verantwortung. Später dementierte sie. Auch andere palästinensische Gruppierungen wiesen jegliche Schuld von sich.

Das Eidgenössische Büro für Flugunfalluntersuchungen bestätigte, dass eine Bombe an Bord explodiert war. Als Attentäter identifizierten die deutschen und schweizerischen Strafbehörden zwei Jordanier. Zum Erstaunen der Ermittler und zur Enttäuschung der Angehörigen versandete die Fahndung. 1985 beendete die Bundesanwaltschaft das Verfahren. 1995 nahm Bundesanwältin Carla del Ponte es wieder auf. Mangels Beweise stellte ihr Nachfolger es im Jahre 2000 definitiv ein.

2015 machte Arthur Schneider seine Dokumentation unter dem Titel «Good bye everybody» der Öffentlichkeit zugänglich. Marcel Gyr erforschte 2016 in «Schweizer Terrorjahre» politische Hintergründe. 2017 beantragte Arthur Schneider eine Neuaufnahme der Ermittlungen. Dabei stützte er sich auf ein FBI-Dokument ab. Diesem zufolge seien die Täter von zwei Westdeutschen unterstützt worden. 2018 lehnte die Bundesanwaltschaft das Gesuch ab.

Am 21. Februar trafen sich rund 300 Personen zur Erinnerungsfeier. Genau um 13.34 eröffnete ein Dudelsacktrio unter der Leitung von Ruedi Berlinger den Anlass. Der Aargauer Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, Vorsteher des Departement Gesundheit und Soziales, übermittelte das Beileid seiner Regierung, André Zoppi, Gemeindeammann von Würenlingen, die Botschaft seiner Behörde. Nach einem Intermezzo des Synagogenchors der Israelitischen Cultusgmeinde Zürich ergriff der israelische Botschafter Jacob Keidar das Wort. Auch in seinem Lande sei die Erinnerung lebendig.

Anschliessend wurden Kränze niedergelegt. Für jedes Opfer wurde eine Kerze angezündet, bis sich ein Lichterherz bildete. Begleitet wurde dieser Akt durch jüdische, protestantische und katholische Gebete. Ein feierliches Dudelsackpotpourri setzte den Schlusspunkt. Danach gingen die Anwesenden in Gedanken versunken von dannen. Nicht nur für sie ist die Tragödie vor einem halben Jahrhundert weder überwunden noch aufgearbeitet.     Fotoreport Daniel Stanislaus Martel

Rund 300 Personen fanden sich bei der Gedenkstätte ein.

Arthur Schneider, damals Gemeinderat von Würenlingen.

Den Opfern wurde mit einem Kerzen-Herz gedacht.

Rund 300 Personen fanden sich bei der Gedenkstätte ein.