Swiss prüft signifikante Redimensionierung

29. April 2021: Swiss International Air Lines transportierte im ersten Quartal 2021 nur gerade 290’000 Passagiere und hat nur 4429 Flüge durchgeführt – 83,3 Prozent weniger als in der gleichen Vorjahresperiode. Die nun seit über einem Jahr andauernde Verkehrsflaute zwingt Swiss zu weiteren Sparmassnahmen. Entscheide über eine Flottenreduktion sollen in den nächsten Wochen fallen.

Neue Virus-Varianten, langsame Fortschritte bei den Impfungen und damit verbundene Reisebeschränkungen haben bei der Swiss eine Erholung des Geschäfts verhindert und das Ergebnis schwer belastet, schreibt die Swiss zu den heute veröffentlichten Quartalszahlen. In Genf wurde das Flugangebot auf ein absolutes Minimum von nur drei Zielen reduziert. Auf dem gesamten Streckennetz hat Swiss im ersten Quartal 2021 insgesamt 72,8 Prozent weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank im selben Zeitraum um 89,8 Prozent. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 27,5 Prozent und lag damit um 45,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Auf Europastrecken lag er weiterhin deutlich über dem Wert der Langstrecke. Die anhaltend hohe Frachtnachfrage habe dem negativen Ergebnis nur leicht entgegenwirken können. Infolge ausbleibender Buchungen ging der Umsatz von Swiss im ersten Quartal um 67,5 Prozent auf 299,6 Millionen Franken zurück (Q1 2020: 923,0 Millionen Franken). Bei einem Umsatz von rund 300 Millionen Franken hat der Verlust 201 Millionen Franken betragen.

Die bisher getätigten Sparmassnahmen würden zwar Wirkung zeigen und sicherstellen, dass die Liquidität nach wie vor gesichert sei, schreibt die Swiss. In der oberen Führungsebene sei die Zahl der Mitarbeitenden um 20 Prozent reduziert worden und bis Ende 2021 könnten über freiwillige Massnahmen 1000 Stellen abgebaut werden. Dank all dieser frühzeitig eingeleiteten Massnahmen habe Swiss bisher erst deutlich weniger als die Hälfte des zu 85 Prozent vom Bund abgesicherten Bankenkredits in Höhe von 1,5 Milliarden Franken bezogen, sagte Markus Binkert, CFO von Swiss.

Die Swiss zeichnet aber auch für die mittelfristige Zukunft kein rosiges Bild: Die Airline geht davon aus, dass sich die Nachfrage auch mittelfristig nicht mehr auf das Niveau von vor der Pandemie erholen wird. Zudem werde sich der Anteil des Geschäftsreiseverkehrs mittelfristig um voraussichtlich mindestens 20 Prozent reduzieren. Davon sei Swiss mit ihrem Geschäftsmodell in besonderem Masse betroffen. Dieter Vranckx, CEO von Swiss, erklärte dazu: «Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Swiss sicherzustellen. Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung des Unternehmens zu prüfen.» Über eine allfällige Verkleinerung der Flotte mit ihren Konsequenzen werde in den nächsten Wochen informiert.

Für den Sommer plant Swiss weniger Flügen als bisher vorgesehen. Aktuell führt Swiss nicht mehr als 25 Prozent ihres Angebots von 2019 durch. Für den Hochsommer ist die Airline bisher davon ausgegangen, das Angebot auf rund 65 Prozent der Vorkrisenkapazität hochzufahren, doch nun wird nur mit 50 bis 55 Prozent der Kapazität geplant. Um die Reisetätigkeit wieder zu ermöglichen, fordert Swiss, dass Geimpfte, Genesene oder negativ auf Covid-19 Getestete frei aus- und einreisen und sich in der Schweiz bewegen können. Der Nachweis über die Impfung, die Genesung oder den negativen Test soll digitalisiert sowie international standardisiert und anerkannt werden.

Die Lufthansa Group als Mutterkonzern hat im ersten Quartal 2021 bei einem Umsatzeinbruch von rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr einen Verlust von rund einer Milliarde Euro hinnehmen müssen. Der Umsatz der Gruppe hat noch 2,56 Milliarden Euro betragen. Dank rigoroser Kostensenkungen – die Lufthansa Group beschäftigt fast einen Fünftel Mitarbeitende weniger als noch vor einem Jahr – konnte der Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum aber halbiert werden. Einen Rekordgewinn konnte Lufthansa mit 314 Millionen Euro im Frachtbereich erwirtschaften. Insgesamt habe der monatliche Mittelabfluss bei der Lufthansa auf durchschnittlich 235 Millionen Euro begrenzt werden können. pd / eb www.swiss.com