Bell experimentiert mit elektrischem Heckrotor

26. Februar 2020: Es sieht sehr gewöhnungsbedürftig aus, ist aber weder ein missratenes Spielzeugdesign noch ein Aprilscherz: Bell experimentiert mit einem elektrischen Heckrotor-System und hat Bilder eines modifizierten Bell 429 mit vier elektrisch betriebenen Fans anstelle des konventionellen Heckrotors veröffentlicht.

Bereits am 23. März 2019 hat Bell seinen Bell-429-Testräger mit dem neuartigen Heckrotorsystem zum ersten Mal geflogen. Seither wurden rund 25 Flugstunden absolviert, mit sehr ermutigenden Ergebnissen, so Bell.

Beim Bell 429 EDAT (electrically distributed anti-torque) genannten Testräger wurde der konventionelle Heckrotor samt den dazugehörigen mechanischen Komponenten wie Wellen, Getriebe und Lager entfernt. Ersetzt wurden diese Komponenten durch vier Elektromotoren mit je einem Fan mit feststehenden Blättern. Die Yaw-Steuerung erfolgt wie gewohnt über die Pedale, welche die Steuerimpulse über eine Fly-by-Wire-Steuerung an die Elektromotoren weiterleiten, welche dann ihre Drehzahl verändern.

Als Vorteile der neuen Auslegung nennt Bell in erster Linie den Sicherheitsaspekt: Selbst wenn drei Elektromotoren ausfallen, soll noch eine minimale Steuerung um die Hochachse möglich sein, zudem entfällt der am Boden potenziell gefährliche Heckrotor. Noch sei es zu früh, um mögliche Vorteile bezüglich Leistung oder Gewicht zu quantifizieren. Auf jeden Fall soll das System den Bell 429 leiser machen. Noch lässt Bell offen, ob die Technologie des EDAT-Versuchsträgers zukünftig als Retrofit für Bell 429 angeboten oder in neue Helikopter-Designs einfliessen wird. Eugen Bürgler