Ein legendärer Helikopter nimmt Abschied

12. Mai 2021: Nach 50 Jahren guter und treuer Dienste hat gestern das letzte Lama der Air-Glaciers seinen allerletzten Flug in der Schweiz durchgeführt. Die Flotte der Air-Glaciers hat in der Vergangenheit bis zu 16 Lamas gezählt – nun macht der legendäre Helikopter Platz für neuere und effizientere Maschinen.

Nach der Alouette III im Juni 2014 war nun das Lama an der Reihe, sich nach Jahren guter und treuer Dienste zu verabschieden. Mit seiner Ankunft bei der Walliser Firma im Jahr 1971 vervollständigte das erste Lama die Flotte von zwei Alouettes III und einem Pilatus Porter. Leichter und wendiger als seine grosse Schwester, die Alouette III, hat das Lama über Jahrzehnte am Walliser Himmel seine Effizienz und Vielseitigkeit beim Transport von Personen und Material, beim Versprühen von Pflanzenschutzmitteln in den Weinbergen und nicht zuletzt bei Rettungseinsätzen unter Beweis gestellt.

Patrick Fauchère, Air-Glaciers-Flugbetriebsleiter und Pilot mit mehr als 6500 Stunden auf dem Lama, führte gestern den allerletzten Lama-Flug bei Air-Glaciers auf dem Flugplatz Sion durch. Nach dem kurzen technischen Flug sagte er: „Es ist das Ende eines Mythos, einer Berglegende. Das Lama, zusammen mit ihrer grossen Schwester, der Alouette III, ermöglichte es dem Helikopter, sich in bergigem Gebieten zu etablieren und rettete in den Jahren ihres Einsatzes viele Leben. Es war eine robuste, kleine Fehler verzeihende Maschine, auf der ich das Fliegen lernte.“

Im Laufe der Jahre wurde das Lama von der Leistung der neuen Generation von Helikoptern, die vor allem in den 2000-er Jahren auf den Markt drängten, schnell überholt. Mit einem um 25 Prozent reduzierten Treibstoffverbrauch, einem stärkeren Triebwerk, das eine höhere Reisegeschwindigkeit ermöglicht, einem zusätzlichen Passagiersitz, erhöhter Sicherheit durch eine Vollverkleidung und einem für die damalige Zeit nie dagewesenen Komfort, definierte Airbus Helicopters mit dem AS350B3 Ecureuil, welchen Air-Glaciers im Jahr 2002 erwarb, einen neuen Standard. Heute verfügt das Walliser Unternehmen über elf Helikopter dieses Typs in seiner Flotte und zwei EC 135, die ausschliesslich für Rettungseinsätze bestimmt sind.

Obwohl das letzte Air-Glaciers Lama mit der Registrierung HB-XRE in den letzten Jahren noch hauptsächlich für Transport- oder Sprayeinsätze eingesetzt wurde, hat die Turbine das Ende seines Lebenszyklus erreicht, Ersatz ist auf dem europäischen Markt kaum mehr erhältlich. Das letzte Air-Glaciers Lama mit der Registration HB-XRE ist seit September 1986 bei Air-Glaciers und hat bis gestern 17’922 Flugstunden absolviert, wobei sein letzter offizieller Einsatz am 16. Dezember 2020 stattfand. Die Zelle der „Romeo Echo“ wird in die USA verkauft, wo das Lama ein „neues Leben“ in der Luft geniessen soll. Ganz vorbei ist die Zeit der Lamas in der Schweiz noch nicht, ab und zu sind die letzten Schweizer Lamas bei Heli-TV und Air Zermatt noch in der Luft.

Eine ausführliche Reportage zum Abschied vom Lama bei der Air-Glaciers und der Zukunft der traditionsreichen Heli-Firma finden Sie in der Juni-Ausgabe von SkyNews.ch. pd / eb www.air-glaciers.ch

Das Lama vor dem letzten Flug mit seinen Nachfolgern, dem EC135 und den beiden AS350 Ecureuil in den alten und neuen Air-Glaciers-Farben. Foto Boris Bader / Air-Glaciers