Rega bewirbt sich fürs Walliser Dispositiv

16. Mai 2022: Der Kanton Wallis wird voraussichtlich im Sommer darüber entscheiden, wer mit welchen Mitteln im Wallis für Luftrettungen bereitsteht. Das sind nicht automatisch Air Zermatt und Air-Glaciers, denn aktuell läuft eine Ausschreibung des Kantons zum Luftrettungsdispositiv. Heli-Alpes hatte vor Bundesgericht erwirkt, dass diese Ausschreibung stattfindet.

Wie die Schweizerische Rettungsflugwacht heute in einer Mitteilung schreibt, «möchte die Rega das Walliser Luftrettungsdispositiv künftig unterstützen und hat deshalb bei der zuständigen Behörde ihre Unterlagen eingereicht». Für die Ausschreibung zuständig ist die Kantonale Walliser Rettungsorganisation KWRO. Die Rega bewirbt sich mit ihrer grossen Erfahrung und hält fest: «Als schweizweit tätige Luftrettungsorganisation mit 70 Jahren Erfahrung, die jährlich mehr als 12’000 Patientinnen und Patienten an Bord ihrer Rettungshelikopter transportiert, möchte die Rega ihren Beitrag dazu leisten, die medizinische Grundversorgung der Walliser Bevölkerung aus der Luft zu verstärken. Damit künftig auch Rega-Helikopter für medizinische Notfälle auf Walliser Kantonsgebiet eingesetzt werden können, ersucht die Rega den Kanton Wallis um Erteilung einer entsprechenden Bewilligung.»

Dieser Schritt sei ganz im Sinne der Walliser Bevölkerung, so die Rega: Weil mehr Rettungshelikopter verfügbar wären, könnten dank kürzeren Hilfsfristen zusätzliche Leben gerettet werden. Dem Kanton entstünden dabei keine zusätzlichen Kosten, da die Dienst- und Einsatzbereitschaft der Rega von der Schweizer Bevölkerung über Gönnerbeiträge finanziert werde. Im Wallis sehen es nicht alle gerne, dass die Rega verstärkt in ihrem Kanton aktiv werden will, insbesondere die Luftretter von Air Zermatt und Air-Glaciers, die ebenfalls auf eine lange Tradition und sehr viel Erfahrung verweisen können und die Luftrettung im Wallis seit Jahrzehnten sicherstellen. Die KWRO sei in einem kürzlich erschienen Bericht zum Schluss gekommen, dass das derzeitige System den Bedürfnissen des Kantons vollständig entspreche, sagte Air-Glaciers-CEO Bernard Vogel in der Februar-Ausgabe von SkyNews.ch und betonte: «Daher erachten wir es als nicht notwendig, dass ein Drittpartner wie die Rega sich in ein einwandfrei funktionierendes System einmischt.»

Die Rea argumentiert, dass die Luftrettung nicht an Kantonsgrenzen Halt mache. Als Teil ihres schweizweiten Dispositivs mit 20 Rettungshelikoptern und 13 Einsatzbasen verfüge die Rega auch im grenznahen Umfeld des Kantons Wallis über ein leistungsfähiges Dispositiv. Die Crews der Rega-Basen Lausanne, Zweisimmen und Wilderswil würden das Wallis innerhalb von nur rund sechs Flugminuten erreichen. Diese Rettungshelikopter sollen bei Bedarf auch im Wallis eingesetzt werden können.

Glücklicherweise ist es in der Schweiz gelebte Praxis, dass Luftrettungsmittel bei Bedarf unabhängig von Kantonsgrenzen eingesetzt werden. In jüngster Zeit haben auch die Walliser Helikopter-Unternehmungen Air Zermatt und Air-Glaciers erheblich in den Ausbau ihres Luftrettungsdispostivs investiert. Sie betonen, dass das Wallis auch ohne Rega über das dichteste Netz an Rettungshelikoptern in der Schweiz verfüge und neben den zweimotorigen Bell 429 und EC135 Rettungshelikoptern dank einem Back-up-Dispositiv von bis zu sechs einmotorigen Rettungsmaschinen bestens gerüstet sei. Tatsache ist, dass die Schweizer Luftrettungsanbieter diesseits und jenseits des Lötschbergs in den letzten Monaten Rekordzahlen zu den Rettungen im Winter vorgewiesen haben.

Seit Weihnachten 2021 ist die Rega bereits mit ihrer Einsatzbasis Rega 18 im Wallis präsent. Auf dem Fluplatz Sion wird diese Basis gemeinsam mit dem Walliser Helikopterunternehmen Héli-Alpes SA betrieben. Diese Basis dient laut Rega bisher in erster Linie einer «Verstärkung des Dispositivs im Kanton Waadt und im westlichen Berner Oberland». Die KWRO ist für alle medizinischen Notfälle im Kanton Wallis zuständig und bietet ausserkantonale Hilfe nur dann auf, wenn die im Wallis vorhandenen Mittel nicht ausreichen. eb