Patrouille-Suisse Unfall von 2016 mit Nachspiel

Die Kollision von zwei F-5 Tiger anlässlich eines Patrouille-Suisse-Trainingsflugs im niederländischen Leeuwarden 2016 wurde gemäss den bisherigen Untersuchungen wahrscheinlich durch mangelhaftes Situationsbewusstsein eines der beiden Piloten verursacht. Deshalb hat die Militärjustiz gegen den Piloten eine Voruntersuchung beantragt.

Die während 52 Jahren unfallfreie Geschichte der Patrouille Suisse nahm am 9. Juni 2016 nach am Himmel über der niederländischen Luftwaffenbasis Leeuwarden ein jähes Ende. Das Flugzeug Nummer 3 der Formation, der F-5E Tiger II J-3086, stürzte nach der Kollision mit der Nummer 2, dem F-5E J-3088, in einen Teich. Der Pilot des J-3086 konnte sich kurz vor dem Absturz seines Flugzeuges mit dem Schleudersitz rettenund landete in einem Gewächshaus, wobei er sich nur leichte Verletzungen zuzog. Der Pilot des J-3088 konnte seine Maschine trotz einem weitgehend abgetrennten rechten Höhenruder, beschädigten Landeklappen am rechten Flügel und weiteren kleineren Beschädigungen auf der Basis Leeuwarden landen.

Die niederländische Organisation Dutch Safety Board hat Ende 2018 eine unabhängige Untersuchung zum Unfall präsentiert (siehe SkyNews.ch 01/2019). Die niederländische Luftwaffe hat auf eine vertiefte Untersuchung des Unfalls verzichtet, eine Untersuchung der niederländischen Staatsanwaltschaft wurde ohne Anklage eingestellt.

Der Untersuchungsrichter der Schweizer Militärjustiz hat am 22. Juni 2016 den Auftrag erhalten, eine vorläufige Beweisaufnahme durchzuführen. In seinem Schlussbericht hält der Untersuchungsrichter gemäss einer Medienmitteilung des Oberauditorats der Armee fest, dass dem Piloten, der die Kollision mutmasslich verursachte, zum Unfallzeitpunkt wahrscheinlich das erforderliche Situationsbewusstsein entweder komplett fehlte oder dass dieses zumindest fehlerhaft war. Der Pilot habe nach einem Manöver zur Reduktion der Geschwindigkeit das zweite am Unfall beteiligte Flugzeug bei der Wiedereingliederung in die Formation aus den Augen verloren. Er habe es jedoch unterlassen, dies über Funk mit dem Wort «blind» zu melden. Nach einer Trennung von der Formation habe ein wieder aufschliessender Pilot die Pflicht, einen veränderten Sichtstatus zu melden.

Aufgrund dieser Ergebnisse hat der Untersuchungsrichter dem Kommandanten der Luftwaffe beantragt, gegen den mutmasslich unfallverursachenden Piloten eine Voruntersuchung zu eröffnen, da dieser sich möglicherweise der fahrlässigen Verschleuderung von Material sowie der Verletzung von Dienstvorschriften schuldig gemacht habe. Divisionär Bernhard Müller, Kommandant der Luftwaffe, hat die Anträge des Untersuchungsrichters gutgeheissen. Für den Beschuldigten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. pd/eb

Die folgenden grafischen Darstellungen stammen aus dem 2018 veröffentlichten Bericht des unabhängigen Dutch Safety Board.

Die Flugwege der vier F-5 nach einer Kreuzung über der Display-Achse, wie sie das Dutch Safety Board rekonstruiert hat. Zur Kollision kam es zwischen den Flugzeugen Nummer 2 (gelb) und dem vermutlich unfallverursachenden Flugzeug 3 (blau). Grafik Dutch Safety Board

 

So stellte die unabhängige Untersuchung des Dutch Safety Board die Situation kurz vor der Kollision der beiden Tiger dar. Grafik Dutch Safety Board

Der beim Unfall in den Niederlanden 2016 zerstörte F-5E Tiger J-3086. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Foto Eugen Bürgler