Definitiv: 35 mal F-35 für Deutschland
15. Dezember 2022: In Rekordtempo hat Deutschland den Kauf von 35 F-35A Kampfflugzeugen unter Dach und Fach gebracht. Gestern Nachmittag hat der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages knapp zehn Milliarden Euro für Beschaffung und Betrieb der Stealth-Jets freigegeben. Deutschland ist der 17 Staat, der sich offiziell für den F-35 entschieden hat.
Mit hohem Tempo geht es gemäss den Plänen der Bundeswehr bei der F-35A-Einführung weiter. Obwohl die Schweiz den definitiven Kaufvertrag früher unterzeichnet hat, wird Deutschland seine Flugzeuge etwas früher erhalten. Schon 2026 beginnt die Auslieferung, die ersten acht Flugzeuge sollen allerdings für die Ausbildung von Piloten und Bodenpersonal in den USA bleiben. Ab 2027 sollen die F-35A auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert werden und dort die in die Jahre gekommene Tornado-Flotte ersetzen.
Die Bundeswehr erwirbt von den USA ein Gesamtpaket, das die Flugzeuge, Bewaffnung, Ersatzteile und Wartungsleistungen für fünf Jahre Betrieb beinhaltet. Auch deshalb lassen sich die Kosten für die F-35A-Beschaffung in der Schweiz und Deutschland nicht vergleichen – es darf zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass Deutschland bei der Luft-Boden-Bewaffnung nicht dasselbe „Minimalstpaket“ wie die Schweiz erwirbt.
Die F-35A der deutschen Luftwaffe werden die deutschen Tornados in der Rolle als potenzielle Atombombenträger ersetzen. Deutschland bekennt sich innerhalb der NATO nach wie vor zur „nuklearen Teilhabe“ als Teil der Abschreckungsdispositiv des Bündnisses. Das heisst, Deutschland stellt Infrastrukturen und Fähigkeiten für den Einsatz von Atomwaffen zur Verfügung. Bisher gehörte es zu den Aufgaben der in Büchel stationierten Tornados, die dort von den USA eingelagerten B61-Atombomben im Ernstfall einsetzen zu können. Diese Aufgabe werden die F-35A übernehmen.
Kritiker, die sich darin bestärkt sehen, dass der F-35A ein „reines Angriffsflugzeug“ und daher für die Schweiz ungeeignet sei, sollten beachten, dass Deutschland für die Rolle der Luftverteidigung den von der eigenen Industrie mitentwickelten und gebauten Eurofighter einsetzt. Der Eurofighter ist allerdings nicht für den Einsatz der US-B61-Atombomben zertifiziert. Aktuell besteht der dringende Bedarf in Deutschland beim Ersatz der Tornado-Jagdbomber, deren Rolle der F-35A übernehmen wird. Die deutsche Luftwaffe betonte aber auch, dass der F-35A neben dem Tornado-Ersatz gleichzeitig den Technologiesprung in die 5. Generation ermögliche. Der deutsche Luftwaffenchef, Generalleutnant Ingo Gerhartz sagte auch: „… viele unserer europäischen Partner haben sich ebenfalls für dieses Flugzeug entschieden. Es stärkt unsere Fähigkeit, gemeinsam mit ihnen den NATO-Luftraum zu sichern und das Bündnis zu verteidigen.“
Heute stehen weltweit bereits über 875 F-35 bei neun Luftwaffen in Dienst. In Europa haben Griechenland und die Tschechische Republik als weitere Staaten die Absicht erklärt, F-35 zu beschaffen. In diesen Ländern liegen allerdings noch keine definitiven Entscheidungen vor. Eugen Bürgler www.luftwaffe.de