Flughafen Zürich: „nur“ 27,5 Millionen Verlust

21. August 2020: Der Flughafen Zürich meistert die Corona-Krise bislang gut. Bei einem Umsatz von 310 Millionen Franken resultierte im ersten Halbjahr ein Verlust von „nur“ 27,5 Millionen, dies bei einem Rückgang der Passagierzahlen von über zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahr. Positiv zum Ergebnis trugen auch höhere Mieteinnahmen aus den von Priora erworbenen Immobilien bei, wie die Flughafen Zürich AG (FZAG) mitteilte. Der Aktienkurs legte nach Bekanntgabe des Halbjahresresultates am 21. August zu.

In den ersten sechs Monaten von 2019 erwirtschaftete die FZAG noch ein Gewinn von über 143 Millionen Franken, dies bei rund 588 Millionen Umsatz. Die ab März einsetzende Corona-Krise liess den Umsatz im ersten Halbjahr 2020 auf 310,4 Millionen sinken und führte zum Verlust von 27,5 Millionen. CEO Stephan Widrig dazu: «Die Coronakrise hat die gesamte Luftfahrt und die Flughafen Zürich AG wirtschaftlich stark getroffen. Die Umsätze sind zeitweise fast vollständig eingebrochen, was sich im Geschäftsverlauf des ersten Halbjahrs widerspiegelt.» Als Reaktion darauf hat die Flughafenbetreiberin sehr schnell Kurzarbeit eingeführt und mit verschiedenen Massnahmen die Liquidität gesichert. Investitionen und Kosten würden in den nächsten Monaten und Jahren weiter in erheblichem Umfang gekürzt werden, so die FZAG.

Von Januar bis Juni 2020 nutzten 5,3 Millionen Passagiere den Flughafen Zürich, was einem Rückgang von 64,3 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Dabei sank die Anzahl der Lokalpassagiere um 64 Prozent, jene der Transferpassagiere um über 65 Prozent. Die Anzahl Flugbewegungen verringerte sich im ersten Halbjahr 2020 aber nur um 55,5 Prozent auf 60‘417 Starts oder Landungen. Der im Vergleich zu den Passagierzahlen unterproportionale Rückgang bei den Flugbewegungen sei insbesondere auf eine gegenüber der Vorjahresperiode gestiegene Anzahl an Frachtflügen zurückzuführen, so die FZAG. Trotzdem nahmen die am Flughafen Zürich umgeschlagenen Frachtgüter im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um rund 36 Prozent auf 144‘526 Tonnen ab.

Die Gesamterträge brachen gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um beinahe 50 Prozent auf 310,4 Millionen ein. Die Erträge im Fluggeschäft sanken dabei um 58,6 Prozent auf 130,4 Millionen. Dass die aviatischen Erträge im Vergleich zum Passagierrückgang weniger stark zurückgegangen sind, liege daran, dass nicht alle Gebühren vom Passagiervolumen abhängig seien, so die FZAG. So bestimmte beispielsweise die Anzahl Flugbewegungen die Landegebühren. Die Erträge im Nicht-Fluggeschäft fielen im gleichen Zeitraum 34 Prozent tiefer aus und beliefen sich auf 180 Millionen. Bei den Kommerzerträgen konnte während der Zeit des rund zweimonatigen behördlich verfügten Lockdown keine Miete verrechnet werden. Während auch die Parkingerträge und die Erträge aus dem internationalen Geschäft unter der Krise litten, konnten die Erträge aus der Liegenschaftsbewirtschaftung ein Plus von 10,4 Prozent auf über 69 Millionen verzeichnen. Dieser Anstieg sei im Wesentlichen auf den Ende 2019 abgewickelten Kauf von insgesamt 36 Gebäuden und Grundstücken der Priora Suisse AG zurückzuführen, aber auch erste Mieteinnahmen vom Circle tragen gemäss FZAG zur positiven Entwicklung bei. Gerade in der Krise zeige sich, dass sich die zunehmende Bedeutung des Immobiliengeschäfts stabilisierend auf die Gesamterträge auswirke, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Betriebskosten nahmen im Vorjahresvergleich um 27,7 Prozent auf 205, 5 Millionen ab, wobei die letztjährige Kostenbasis insbesondere durch den Ausbau der Infrastruktur in Florianópolis mit 45,1 Mio. belastet wurde. Nach Bereinigung der Aufwendungen aus Bauvorhaben sei eine Reduktion der Betriebskosten um 15,5 Prozent oder 37 Millionen zu verzeichnen. Die Einsparungen sind gemäss FZAG-Mitteilung hauptsächlich auf tiefere Personalaufwendungen als Folge der Kurzarbeit, tiefere Polizei- und Sicherheitskosten sowie weitere allgemeine Kostenreduktionen zurückzuführen.

Eine zuverlässige Passagierprognose für das laufende Geschäftsjahr sei aufgrund der unklaren weiteren Entwicklung der Corona-Krise schwierig und mit grossen Unsicherheiten verbunden. Sofern eine Erholung des internationalen Reiseverkehrs im vierten Quartal einsetze, werde für das Geschäftsjahr 2020 mit einem Passagieraufkommen von rund zehn Millionen gerechnet, so die FZAG. Allfällige gegenläufige Entwicklungen, zum Beispiel erneute Grenzschliessungen, veränderte Quarantänebestimmungen oder anhaltende oder zusätzliche Reiserestriktionen, werden zu einem tieferen Passagiervolumen führen. Für das laufende Geschäftsjahr wird deshalb ein Verlust erwartet. Die Investitionen am Standort Zürich werden rund  250 bis 300 Millionen betragen, bei den Tochtergesellschaften im Ausland kommen weitere rund 20 Millionen dazu.  hjb

Die Flugbewegungen im ersten Halbjahr 2020 nahmen in Zürich um über 55 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode ab. Foto Hansjörg Bürgi 

Der Erwerb der Priora-Liegenschaften – darunter auch die Hangars in der Werft – verbesserte das Halbjahresergebnis der FZAG. Foto Hansjörg Bürgi

FHZAG_2020_Halbjahresbericht_de