Kägiswiler Piloten kämpfen weiter für ihren Flugplatz

30. August 2025: «Es gibt für uns schlicht keine Alternative», sagt Thomas Geissdörfer, Präsident der Flugplatzgenossenschaft Obwalden (FGOW), zum Flugplatz Kägiswil. Während des Zweiten Weltkrieges als Réduitflugplatz am Rande von Sarnen gebaut, ist Kägiswil heute die fliegerische Heimat für drei Flugschulen und gut 200 Pilotinnen und Piloten und damit eine bedeutende Ausbildungsplattform in der Zentralschweiz. Trotzdem droht dem Flugplatz die Schliessung.

 

Der Eingang zur grossen Welt der Aviatik, zwischen Bauernhof und Veloweg, so präsentierte sich der Flugplatz Kägiswil am 23. August der Bevölkerung von Obwalden und den umliegenden Gebieten. Zahlreiche Interessierte, darunter viele Familien mit Kindern, wollten sich vor Ort ein Bild des Flugbetriebs machen, das Elektroflugzeug Velis Electro unter die Lupe oder zu einem Rundflug abheben. Die Aviatik ist auf diese Nähe zur Bevölkerung angewiesen, hier wird Interesse und Begeisterung geweckt, hier eröffnen sich Perspektiven, das zeigte sich am letzten Wochenende in Kägiswil wieder exemplarisch.

 

Bereits 1996 hat die Armee Kägiswil als Militärflugplatz ausgemustert und 2007 hat die FGOW die operative Führung übernommen. 2012 präsentierte der Kanton Obwalden den Plan, das Gelände zu kaufen und zu renaturieren. Dagegen wehren sich die Flugplatznutzer erfolgreich, sie bringen das Vorhaben vors Volk und die Obwaldner Bevölkerung spricht sich mit 62,4 Prozent gegen die Pläne des Kantons aus. Schon 2017 wird das Umnutzungsverfahren in ein ziviles Flugfeld eröffnet, doch es präsentiert sich eine verfahrene Situation zwischen Flugplatznutzern, umliegenden Landeigentümern und Kanton und dieses Verfahren konnte bis heute nicht erfolgreich zum Abschluss gebracht werden – dies obwohl der Bundesrat im September 2020 das behördenverbindliche SIL-Objektblatt für den Flugplatz verabschiedet hat. So präsentiert sich verkürzt zusammengefasst die Situation um den Flugplatz und mit der Rega ist ein zusätzlicher Akteur aufgetaucht: Die Rega möchte den Wartungsbetrieb für Helikopter vom Flughafen Zürich (dort muss sie der Umrollung der Piste 28 weichen) und „Teile der Verwaltung“ nach Kägiswil verlegen. Aktuell hofft die FGOW auf eine möglichst weitreichende Verlängerung des bereits mehrfach verlängerte Baurechtsvertrages mit der Armasuisse, um den Flugbetrieb weiterführen zu können.

 

Weil das Umnutzungsverfahren zu einem zivilen Flugfeld nicht abgeschlossen werden konnte, ist der Heimfall eingetreten und das Flugplatzgelände ist in den Besitz des Kantons übergegangen. Der Regierungsrat des Kantons Obwalden hat bisher das Projekt der Rega favorisiert, die sich bisher auf den Standpunkt gestellt hat, dass eine Weiterführung des heutigen Flugbetriebs neben einem künftigen Rega-Wartungszentrum nicht möglich sei. Doch die FGOW sieht in dieser Frage kein entweder oder: „Wir sind gesprächs- und kompromissbereit“, betont Thomas Geissdörfer. Anpassungen würde es beim Rega-Projekt brauchen, räumt der FGOW-Präsident ein, doch es sei machbar, die Helikopterwartung zu realisieren und daneben die Piste weiter zu nutzen: „Technisch und betrieblich wäre eine ziviler Flugbetrieb neben der Rega sicher zu realisieren.“

 

In ihrem Kampf um den Flugplatz stützen sich die Kägiswiler Pilotinnen und Piloten auch auf den Luftfahrtpolitischen Bericht des Bundesrates, (Lupo) aus dem Jahr 2016, der die strategischen Leitplanken für die Luftfahrt vorgibt. Darin hält der Bund fest: „Das Flugfeldnetz bildet die Basisinfrastruktur für die übrige General Aviation. Die Flugfelder sind insbesondere für die Aus- und Weiterbildung und damit für die Sicherung des fliegerischen Nachwuchses von Bedeutung. Das bestehende Netz von Flugfeldern soll in seiner Substanz erhalten werden.“ Bei Sondierungen auf allen anderen Zentralschweizer Flugfeldern und Flugplätzen hat sich ergeben, dass es nirgends die Kapazität und Möglichkeit gibt, den Flugbetrieb aus Kägiswil zusätzlich aufzunehmen und der FGOW-Präsident ergänzt mit Blick auf die 16 in Kägiswil stationierten Flugzeuge: „Es gibt in der ganzen Zentralschweiz keinen freien Hangarplatz.“

 

In Kägiswil werden aktuell rund 10’000 bis 13’000 Flugbewegungen pro Jahr verzeichnet. Ungefähr 60 Prozent dieser Flugbewegungen entfallen auf die Grundschulung in einer der drei Flugschulen am Platz (Grundschulung ist im nahen Buochs zum Beispiel nicht erlaubt). Laut Thomas Geissdörfer bietet Kägiswil damit rund 20 Prozent der Grundschulungskapazität aller Zentralschweizer Flugplätze. Führ ihn ist deshalb klar: „Wir brauchen regional eine Lösung für die Flugschulen und auch die privaten Flugzeuge, und solange das nicht gegeben ist, werden wir uns mit allen Mitteln für die Leichtfliegerei auf dem Flugplatz Kägiswil einsetzen.“ eb

Rund 60 Prozent der Flugbewegungen auf dem Flugplatz Kägiswil gehen auf das Konto der Grundschulung. Foto Eugen Bürgler