Merklich mehr Frachtverkehr am EuroAirport

22. März 2020: Der wegen der Corona-Krise praktisch zum Erliegen gekommene Passagierverkehr bringt eine weltweite Verknappung der Frachtkapazitäten mit sich, weil die ganzen Unterflurtransporte bei den Grossraumflugzeugen wegfallen. So sind derzeit auf dem EuroAirport merklich mehr Frachtflugzeuge zu beobachten. Qatar Airways fliegt neu via Basel nach Brasilien.

Die linienmässigen Frachtkurse der Iberia, Qatar Airways Cargo und Turkish Airlines Cargo stossen an ihre Grenzen. So setzte Turkish bereits am 14. März nach Istanbul statt einem eigenen Airbus A330-200F eine Boeing 747-400F der US-amerikanischen Kalitta Air ein. An ihre Grenzen stossen aktuell auch die traditionellen Frachthubs wie Liège, Maastricht oder auch Luxembourg. Qatar Airways hat deshalb mehrere über das Grossherzogtum geplanten Flüge zum EuroAirport umgeleitet, so in der vergangenen Woche vier Boeing 777F aus Chicago nach Doha (zwei Flüge) und ab Doha nach Atlanta und Mexico City. In den kommenden Tagen sollen weitere Flüge folgen, beispielsweise nach São Paulo.

Auch fanden zudem verschiedene Versorgungs- und Hilfsfüge im Auftrag der regional ansässigen Pharmaunternehmen statt. So flog letzte Woche ein weiteres Mal die seltene Ilyushin Il-62M der weissrussischen Rada Airlines ab Basel dieses Mal allerdings nach Teheran. In den nächsten Tagen soll es zu einem Pharmacharter nach Algier und Casablanca, dies mit einer Boeing 757-200F der in unseren Breitengraden praktisch unbekannten, russischen E-Cargo (Erofey) kommen. Dieselbe Gesellschaft soll zudem einen Flug ab Gungzhou und Krasnojarsk durchführen, während die ebenfalls russische ABC AirBridgeCargo Airlines mit einer Boeing 747-8F in der nächsten Woche einen Flug in genau die gegengesetzte Richtung durchführen wird. Mindestens ein weiterer Flug mit einer noch unbestätigten Boeing 747-400F soll zudem ebenfalls in den kommenden Tagen auch dem Fernen Osten nach dem EuroAirport stattfinden. Weiterhin täglich wird auch der Flug der DHL Worldwide aus Leipzig nach Mailand seinen Layover am EuroAirport verbringen, dies zum Schutz der Besatzungen vor dem Corona-Virus.

Ab dem 23. März bis vorerst 31. März routet Qatar Airways Cargo sämtliche ihrer Flüge nach São Paulo statt über Luxembourg neu über den EuroAirport. Es handelt sich dabei um zwei bis drei Flüge pro Woche, durchgeführt mit Boeing 777F. Der Grund für diesen Schritt liegt beim CASS, dem Cargo Agent Settlement System. Dieses ist für die Rechnungsbegleichung zwischen Luftfrachtspediteur und der International Air Transport Association (IATA) verantwortlich. So wurden bisher rund 80 Prozent der Luftfracht für Lateinamerika von der Basler Pharmaindustrie bisher täglich mit bis zu zehn (!) Lastwagen zu den Hubs in Luxembourg (Qatar Airways Cargo), Frankfurt (Lufthansa) oder Zürich (Swiss) gefahren. Das ist nun wegen der aktuellen Kapazitätsverknappung – nicht nur wegen der Corona-Krise – über den Strassenverkehr nicht mehr möglich, deshalb holt Qatar Cargo die Fracht direkt in Basel ab.

Report Werner Soltermann

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Turkish Cargo setzt neben den eigenen Airbus A330-200F (Bild) auch eingemietete Boeing 747F nach Basel ein. Foto Paul Bannwarth/bsl-mlh-planes.net

Die Ilyushin Il-62M EW-450TR von Rada Air im Detail. Sie kam vergangene Woche erneut nach Basel, um Medikamente nach Teheran zu fliegen. Foto Ralph Kunadt

Federal Express setzt nach Basel grössere Boeing 767-300F anstelle der kleineren B757-200F ein. Foto Ralph Kunadt

Auch kleinere Frachter, wie die ATR-42F der bulgarischen Fleet Air sind in Basel vermehrt zu sehen. Foto Ralph Kunadt

Auch kleinere Frachter, wie die ATR-72F der polnischen Sprint Air sind in Basel vermehrt zu sehen. Foto Ralph Kunadt