Flughafen Grenchen: mehr Diversität

17. Mai 2022: Der Flughafen Grenchen sei «Leuchtturm» für den Wirtschaftsraum, sagte Verwaltungsratspräsident Erich Blösch an der Generalversammlung am 16. Mai. Zwar habe sich der Regionalflughafen von der Pandemie erholt, aber in Zukunft sollen seine Bestrebungen gezielter auf potentielle Geschäftskunden ausgerichtet werden, die mit wenig Flugbewegungen die Ertragslage stabilisieren und damit den Erhalt der Diversität weiterhin ermöglichten und sichern.

Der Regionalflughafen Grenchen verzeichnet eine spürbare Erholung nach dem Pandemiejahr 2020, aber auch viele anstehende Herausforderungen. Mit 59’159 Flugbewegungen (Vorjahr 52’303) konnte der Flugbetrieb wieder gesteigert werden. Der Betriebserfolg vor Abschreibungen, Zinsen und Rückstellungen beträgt 789’000 Franken (Vorjahr 565’000) und hat sich um 39 Prozent verbessert. Bei einem Jahresumsatz über rund 8,2 Millionen Franken resultiert ein kleiner Verlust von rund 23’000 Franken (Vorjahresverlust 289’000 Franken).

Verwaltungsratspräsident Erich Blösch hielt in seinem Jahresbericht fest: «Gemessen an den Flugbewegungen und dem umfassenden Spartenmix, ist Grenchen der grösste Schweizer Regionalflughafen. Er ist Wegbereiter für moderne Flugverfahren (IFR ohne ATC, FlexATS, RMZ oder AFIS).» Der Flughafen Grenchen sei ein «Leuchtturm» für den Wirtschaftsraum Biel–Grenchen–Solothurn mit internationaler Ausstrahlung. Der Flughafen erfülle die klaren Leistungserwartungen von Bund, Kanton, Gemeinde und der Shareholder. Direkte Flugverbindungen vom und ins Ausland für Passagier- und Geschäftsflüge gelten als einmaligen Standortvorteil.

Der Flughafen Grenchen ist aber auch Ausbildungscluster von nationaler Bedeutung. Er ist qualifiziert für die Grund- und Weiterausbildung von Linien-, Berufs-, Militär- und Privatpiloten mit elf Flugschulen auf höchstem professionellem Niveau. Swiss, Rega und Luftwaffe vertrauen und basieren auf Grenchen als Kompetenzzentrum. Seine Reputation als anspruchsvollen Trainingsplatz erlangte er aufgrund der dichten Flugbewegungen, des Spartenmix, des stark beanspruchten Funksprechverkehrs mit und ohne Fluglotsendienst und der fordernden Topographie am Jurasüdfuss, fuhr Erich Blösch fort.

Mit Instrumentenanflug ausgerüstet, einer strengen Offenhaltungspflicht (362 von 365 Tagen und sieben Tage die Woche) und dem ICAO-Zertifikat gilt der Flughafen Grenchen er als zuverlässiger und verlässlicher Start- und Landeplatz für alle Piloten. Als Zollflughafen ermöglicht er direkte Auslandflüge mit Waren- und Passkontrolle und ist Non-Schengen Aussengrenze. Grenchen verfügt über ein flexibles Pistensystem mit einer zentralen, befestigten Hauptpiste – ihr einziger Mangel: sie ist nur 980 Meter lang – und drei Graspisten. Er ist mit dem ÖV und Individualverkehr optimal erreichbar.

Erich Blösch weiter: «Allerdings stellen wir eine schleichende Entwicklung fest, die sich negativ auf die Flugbewegungen auswirkt und damit indirekt auf die Ertragslage. Mehr Regulierung, mehr Auflagen, mehr Kosten und weniger Fun. Die Zivilluftfahrt muss sich nach dem Corona-Schock wieder erholen und das vor dem Hintergrund der Klimakrise.» Das Interesse verlagere sich gewissermassen von Freizeit auf professionelle Fliegerei. Moderne Konzepte wie Urban Air Mobility bringen neuartige Fluggeräte auf den Plan. Es bestehe ein Trend zum Vertikalflug und elektrischen Schulungsflugzeugen.

«Wir sind gefordert, auf die sich öffnende Schere zwischen Aufwand und Ertrag, Lösungen zu finden um die langfristige Existenz des Flughafens zu sichern», so Erich Blösch weiter. Ausreichende Erträge durch private Benutzer seien nicht mehr gesichert. Dazu komme eine neue Berechnungsmethode für die Lärmkurven, die eine weitere Verminderung der Flugbewegungen zur Folge haben könne.

Aus dieser Perspektive entstand die Strategie Business to Business, welche die Abhängigkeit von Flugbewegungen in Zukunft reduzieren wird. «Unsere USP sollen gezielter auf potentielle Geschäftskunden ausgerichtet werden, die mit wenig Flugbewegungen die Ertragslage stabilisieren und damit den Erhalt der Diversität (Geschäftsflug, Passagierflug und Freizeitflug) weiterhin ermöglichen und sichern», so Erich Blösch weiter. Die Attraktivität als Kompetenzzentrum wolle man nutzen und die erfolgreichen Firmenansiedlungen gezielt fortsetzen. Elektroflugzeuge für die Grundausbildung seien ein erster Schritt in die Richtung einer nachhaltigen Luftfahrt. Als Konzeptpartner wolle der Flughafen auch die Integration von Elektroflugzeugen mit der European Flight Academy am Standort Grenchen fördern.     hjb

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