Electrifly-In: Bundesrat und norwegisches Amphibium

11. August 2023: Ein Team von drei Norwegern hat vor, ein elektrisch angetriebenes Amphibium zu entwickeln, um so die Infrastruktur des zerklüfteten Landes zu verbessern. In zwei bis drei Jahren könnte der erste Prototyp des Neunsitzers „Noemi“ bereits fertig sein. Die erste grosse öffentliche Vorstellung des Projektes ist am 9./10. September beim Electrifly-In in Bern geplant. Da soll auch Bundesrat Guy Parmelin anwesend sein.

Zunächst gründete Eric Lithun, ein IT-Spezialist 2018 die Firma Elfly, um ein elektrisch angetriebenes Amphibium zu entwickeln. Indes hat Elfly nicht nur Marketinganalysen vorausgeschickt, sondern auch seine Fühler in alle Richtungen ausgebreitet. Dazu gehörten Untersuchungen in einem Wasserkanal in Trondheim, um den Schwimmkörper für den späteren Unterwasserteil des Rumpfes zu testen, was bereit mit vier Modellen unterschiedlicher Konfigurationen auch auf offenem Wasser intensiv untersucht wurde. Der Schwimmkörper ähnelt mit zwei Stufen ähnlich bekannter Amphibien aus der Vergangenheit. „Wir werden zunächst zwei Prototypen bauen, aber schon 2025 wollen wir fliegen. 2030 wollen wir voll kommerziell einsatzfähig sein“, sagt Eric Lithun. „Noemi“ steht für (no emissions), ein durchaus wohlklingender Name.

Das ganze Flugzeug soll aus Faserverbundwerkstoff hergestellt werden, doch der technischer Leiter Thomas Brødreskift will die besonders hochbelasteten Teile aus Titan fertigen zu lassen. Zunächst will Elfly 60 Millionen NOK (das sind etwa 5,4 Millionen Euro) für bereitstellen, um mit dem Bau eines Prototyps beginnen zu können. Das Gesamtvolumen liegt natürlich wesentlich höher. Schon in den nächsten Wochen wird die Entscheidung fallen, welchem der bekannten E-Motorhersteller man dem Vorzug geben wird.

Über den amerikanischen Batteriehersteller Electric Power Systems (EPS) wurde jetzt eine Entwicklungspartnerschaft für das neunsitzige Amphibium zu Elfly bekannt. Im Rahmen dieser Partnerschaft wird EPS sein EPiC Batteriesystem für den ersten Versuchsträger zur Demonstration liefern. Electric Power Systems verfügt bereits über ein umfangreiches Kundenportfolio. Das Unternehmen stellt seine EPiC-Lösung ausserdem für rund 20 andere Elektroflugzeugprogramme bereit, darunter Aura Aero für den Integral E, den Cassio von VoltAero, den eDA40 von Diamond Aircraft und mehrere eVTOLs und auch den Archer.

Die Reichweite, ein ganz entscheidender Faktor, soll dann mit neun Passagieren etwa 200 Kilometer rein elektrisch betragen. Leistungsfähigere Batterien, die in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen könnten, würden die Reichweite sogar noch deutlich erhöhen. Die Reisegeschwindigkeit der „Noemi“ wird mit 250 km/h angegeben. Bis 2030 will man schon 15 bis 20 Flugzeuge ausgeliefert haben. Die EASA-Zulassung unter CS23 Part 4 vorausgesetzt! Momentan ist Elfly dabei eine kleine Entwicklungsmannschaft mit 25 bis 30 Mitarbeitern aufzubauen. Nebenher versucht man auch elektrisch angetriebene Schulflugzeuge zu vermarkten und leistet sich Basteleien mit einem ebenfalls elektrisch betriebenen RennflugzeugHellmut Penner

Pionierflugzeuge der Zukunft in Bern erleben

Bereits zum siebten Mal findet am 9. und 10. September das Electrifly-In Switzerland statt. Auf der Bundesbasis der Luftwaffe am Bern Airport steht ein ganzes Wochenende im Zeichen modernster Flugtechnologie. Das jährliche Get-together für hybride und elektrische Luftfahrzeuge sowie selbststartende Segelflugzeuge trumpft heuer mit prominenten Gästen wie Bundesrat Guy Parmelin und bringe die Thematik mit einem breiten Informations- und Unterhaltungsangebot der Öffentlichkeit näher, teilen die Veranstalter mit.

Im Zentrum der Veranstaltung steht das Fly-In. Dazu ein hochkarätig besetztes Symposium mit spannenden Referaten wie etwa des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Elektroflugzeug- hersteller Pie Aeronefs oder den Gewinnern des Sustainable Aviation Awards 2023 Kasaero Hyfly. Ergänzt wird das Angebot durch die Ausstellenden im Hangar der Bundesbasis. Hier zeigen verschiedene nationale und internationale Entwicklerteams ihre Projekte und Leistungen auf. Dabei präsentiert Swiss International Air Lines verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte. Der eTalk, ein weiteres Herzstück der Veranstaltung, behandelt die Frage «Wie lange dauert es noch und was braucht es, bis die Ausbildung zur Private Pilot Licence rein elektrisch durchgeführt werden kann?» und rundet den informativen Teil ab.

Besuchende haben auch die einzigartige Möglichkeit, selbst die Hand an den Steuerknüppel zu legen und das Gefühl des Fliegens hautnah zu erleben. Erfahrene Fluglehrer stehen bereit, um sie bei eSchnupperflügen in die faszinierende Welt der Lüfte zu begleiten. Auch für die jüngsten Gäste gibt es eine Menge Spass und Aufregung zu erleben. Ein speziell für sie konzipierter Mini-Tesla-Parcours wartet darauf, erkundet zu werden.  pd