Berner Graspisten sollen riesiger Solaranlage weichen

14. Januar 2023: Die beiden Graspisten auf dem Flughafen Bern sollen durch eine 25 Hektaren grosse Solaranlage überbaut werden. Diese könnte bis zu 35 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren und so 15’000 Haushalte versorgen, gaben der Flughafen Bern und BKW gestern bekannt. Der Aero-Club der Schweiz ist gar nicht erfreut und stört sich daran, dass er nicht ins Projekt mit einbezogen wurde. Flughafendirektor Urs Ryf meinte Berner Medien gegenüber, dass die Segelflieger nach Thun umziehen müssten. Die riesige Solaranlage auf der Westseite des Flughafens Bern verändert auch die Pläne für die vierte Ausbauetappe des Flughafens in diesem Bereich.

Die Flughafen Bern AG und die BKW AG wollen damit die derzeit grösste Freiflächen-Solaranlage der Schweiz erstellen. Die Machbarkeit sei geprüft: Auf einer Fläche von rund 25 Hektaren auf der südwestlichen Seite der Hartbelagpiste lassen sich bis zu 35 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugen – mit einem Winterstromanteil von rund 30 Prozent. Damit würden die beiden Unternehmen einen wichtigen Anteil an den Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz und an die sichere Versorgung mit grünem Strom leisten, heisst es weiter. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 30 Millionen Franken.

National- und Ständerat haben der Schweiz einen ambitionierten Ausbaupfad für die erneuerbaren Energien verfügt. Bis 2035 sollen neue erneuerbare Energien (PV, Wind, Geothermie) 35 Terawattstunden Strom erzeugen. Im Fokus stehen dabei der Solarstrom und insbesondere grosse alpine Solaranlagen mit einem hohen Winterstromanteil. Das gemeinsame Projekt «BelpmoosSolar» von Flughafen Bern und BKW zeige, dass es auch im Mittelland geeignete Standorte für grosse Freiflächenanlagen gebe, mit denen sich erhebliche Mengen Strom erzeugen lassen – in bereits besiedeltem Gebiet und nahe bei Bevölkerungs- und Wirtschaftszentren, so die Medienmitteilung. Der derzeit grösste Solarpark der Schweiz werde mit einer Jahresproduktion von rund 35 GWh, davon eine Winterproduktion von über 10 GWh, wesentlich zur Versorgungssicherheit der Schweiz beitragen und dank der Nähe zur Netzeinspeisung eine Stromerzeugung zu sehr wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gewährleisten, heisst es weiter. Für den Netzanschluss seien keine neuen oberirdischen Leitungen nötig.

Die PV-Anlage soll auf dem eingezäunten Areal des Flughafens entstehen, im unbebauten Perimeter der heutigen Graspisten. Die heutige Segelfluggraspiste ist 520 Meter lang und 30 Meter breit, die parallel zur Betonpiste verlaufende Graspiste 14R/32L ist 650 Meter lang und 30 Meter breit, aber gemäss AIP derzeit gesperrt. Dazwischen liegt noch der „Helisquare“. In diesem Bereich gebe es weder Fruchtfolgeflächen, noch seien aus planungs- und luftfahrtsrechtlichen Gründen andere Nutzungen möglich, argumentiert der Flughafen. Das Projekt verspreche nicht nur nachhaltig produzierte Energie, es sei auch eine Chance für die Natur, weil in einem Teil des Flughafenareals durch Verzicht auf Bewirtschaftung neue Lebensräume entstünden.

«Das Primat der Aviatik bleibt. Wir planen, die bewilligte vierte Ausbauetappe südwestlich der Piste in modifizierter und redimensionierter Form zu realisieren. Gleichzeitig können wir 25 Hektaren Land während rund 25 Jahren für die Produktion von Solarstrom zur Verfügung stellen und damit einen wesentlichen Beitrag an die Versorgungssicherheit und die Energiewende leisten», sagt Urs Ryf, CEO und Delegierter des Verwaltungsrats des Flughafens. Alexandre Schmidt, Verwaltungsratspräsident des Flughafens, ergänzt: «Dieses Projekt ist ein Meilenstein für drei der Entwicklung der Aviatik nachgelagerte strategische Ziele: Wachstum über die Mantelnutzung des Areals, Ökologisierung mit dem Ziel der CO2- Neutralität bis 2035, Verankerung des Flughafens in der Region.»

Für den Solarpark haben der Flughafen Bern und die BKW vereinbart, eine gemeinsame Trägerschaft zu bilden, an welcher der Flughafen 49 und die BKW 51 Prozent halten. Die beiden Unternehmen kennen und schätzen sich bereits aus anderen gemeinsamen Projekten. So errichtet die BKW derzeit im Auftrag des Flughafens eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 360 kWp auf zwei Gebäuden des Flughafens. Die BKW wird die Anlage während 25 Jahren im Contracting betreiben. Mit einem Anteil von zehn Prozent ist die BKW ausserdem eine der beiden grössten Aktionärinnen der Flughafen Bern AG.  hjb

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