Eurocontrol: Bilanz 2020 und Ausblick 2021

04. Januar 2021: 6,1 Millionen weniger Flüge, 51 Prozent der Airliner gegroundet und 1,7 Milliarden weniger Passagiere – diese Zahlen gehören zu den dramatischen Spuren, welche die Corona-Pandemie im letzten Jahr alleine in Europa hinterlassen hat. Die europäische Flugsicherungsagentur Eurocontrol hat Bilanz zum letzten Jahr gezogen und wagt einen Ausblick auf das nächste Jahr.

Die jüngst im Eurocontrol „Think Paper 8“ publizierten Daten fassen zusammen, wie stark die Corona-Pandemie den Luftverkehr in Europa zu Boden gedrückt hat:

  • Bei Airlines, Flughäfen und Flugsicherungsdienstleistern haben sich Verluste in der Höhe von 56,2 Milliarden Euro angesammelt.
  • Es wurden 1,7 Milliarden weniger Passagiere gezählt.
  • Verglichen mit 2019 gab es im europäischen Flugverkehr 6,1 Millionen weniger Flüge.
  • Innereuropäische Strecken verzeichneten ein Minus von 54 Prozent.
  • Der Flugverkehr zwischen Europa und dem Rest der Welt ging um 59 Prozent zurück.
  • Es gab 62 Prozent weniger Flüge von Low-Cost-Carriern.
  • Bei den Linienflügen hat das Minus 59 Prozent betragen.
  • Ende 2020 waren in Europa 51 Prozent der Airliner (4118 von 8048 Maschinen) gegroundet.
  • 191’000 direkt mit der Luftfahrt verbundene Jobs gingen in Europa verloren.
  • Für die Schweiz verzeichnet Eurocontrol 268’000 weniger Flüge als 2019 (Ankünfte und Abflüge), was einem Rückgang um 56 Prozent entspricht.

Diejenigen Flüge, die 2020 trotz aller Widrigkeiten durchgeführt wurden, waren gemäss den Eurocontrol-Daten zudem schlechter ausgelastet. Die durchschnittliche Auslastung bei den zehn grössten europäischen Airline-Gruppen habe sich zwischen 50 und 60 Prozent bewegt.

Vergleichsweise ungeschoren ist der Verkehr der Vollfracht-Flugzeuge davon gekommen. Bei den Vollfrachtern beträgt der Rückgang im Vergleich zu 2019 nur gerade 1 Prozent. Weniger stark als die Linienfliegerei war auch die Business Aviation betroffen, die aber auch ein Minus von 25 Prozent hinnehmen musste.

Ausblick 2021

Für die ersten Monate des neuen Jahres erwartet Eurocontrol, dass sich die Zahlen weiterhin auf Krisen-Niveau bewegen: Es wird 50 bis 60 Prozent weniger Verkehr als 2019 erwartet. Eurocontrol sieht momentan ein Szenario mit einer breit verfügbaren Impfung als wahrscheinlich, dank der die Pandemie bis im Sommer 2022 besiegt sein könnte. In diesem Szenario erwartet die Flugsicherungsagentur 2021 aber erst 51 Prozent des Vorkrisen-Verkehrs, 2024 könnte dann wieder 92 Prozent des Verkehrs erwartet werden, der 2019 verzeichnet wurde.

Eurocontrol betont aber auch, dass die Abkehr von fossilen Treibstoffen gerade jetzt ein Kernpunkt für die Aviatik-Industrie sein müsse. Zukünftige nationale Steuern für den Luftverkehr müssten für Massnahmen eingesetzt werden, welche die Dekarbonisierung des Lufverkehrs förderten, insbesondere die Unterstützung von Sustainable Aviation Fuels und alternative Antriebskonzepte auf der Basis von Wasserstoff oder hybrid-elektrischen Konzepten. Zudem müssten Fehler der Vergangenheit bei der Organisation der Flugsicherung korrigiert und Reformen wie ein neuer Single European Sky vorangetrieben werden. eb / pd www.eurocontrol.int