Schweizer Luftraum fünf Stunden gesperrt

15. Juni 2022: Es ist eine äusserst peinliche Panne für Skyguide: Aufgrund einer technischen Störung musste der Schweizer Luftraum heute von 03.30 Uhr bis 08.30 Uhr für alle Instrumentenflüge gesperrt werden. Das löste auf den Flughäfen Genf und Zürich zahlreiche Flugannullationen und Umleitungen aus. Dieser «Schneesturm im Juni» zeigt aber auch, wie verletzlich und wie reformbedürftig das europäische Flugsicherungssystem heute ist. Technisch hätte der Flugverkehr über der Schweiz problemlos von ausländischen Flugsicherungen übernommen werden können, politisch aber eben nicht…

Die um 6.52 Uhr eintreffende Medienmitteilung der Skyguide hatte es in sich: «Bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide ist es in den frühen Morgenstunden zu einer technischen Störung gekommen, weshalb der Schweizer Luftraum aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt worden ist. Diese Luftraumsperrung gilt bis auf Weiteres. Skyguide bedauert diesen Vorfall sowie dessen Konsequenzen für ihre Kunden, Partner und die Passagiere an den Flughäfen Genf und Zürich und arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung. Skyguide informiert wieder, sobald weitere Informationen verfügbar sind.»

Was war passiert? Beim Austausch von Netzwerkkomponenten für den Datenverkehr gab es in den frühen Morgenstunden eine Störung. Durch diesen Systemausfall fehlten Skyguide die Daten aller Flüge, es konnte kein Luftlagebild erstellt werden. Damit war klar, dass es nicht mehr möglich war, Flugzeuge nach Instrumentenflugregeln zu führen. Wie Screenshots von Flight-Radar-Websiten zeigen, wurde der gesamte Überflugverkehr um die Schweiz herumgeführt. Die Flüge mit Ziel Genf oder Zürich mussten zu ihrem Ausweichflughafen geleitet werden. Die anfliegenden Langstreckenflüge der Swiss wurden unter anderem nach Lyon, Mailand und Wien umgeleitet.

Um 8.29 Uhr informierte der Flughafen Zürich: «Aufgrund eines Systemausfalls von Skyguide sind aktuell keine Starts oder Landungen am Flughafen Zürich möglich. Wir erwarten stand jetzt, dass der Flugbetrieb vor dem Mittag in reduzierter Kapazität wieder hochgefahren wird. Das Check-in am Flughafen Zürich läuft weiter. Wir empfehlen Passagieren, vor der Abfahrt an den Flughafen Zürich die Informationen der Airline zu beachten. Ein Update folgt.»

Swiss hatte in der Zwischenzeit ihre gesamte Morgenwelle annulliert. Es sind rund 30 Kurzstreckenflüge von und nach Zürich und Genf gestrichen worden, davon seien rund 6400 Fluggäste betroffen, teilte Swiss mit. Um 9.13 Uhr teilte der Flughafen Zürich mit: «Der Flugbetrieb am Flughafen Zürich läuft wieder. Der Flugbetrieb ist bis 9:30 Uhr bei 50 Prozent der Kapazität geplant, ab 9:30 Uhr bei 75 Prozent Kapazität. Wir empfehlen Passagieren, die Fluginformationen der Airline zu beachten.» Ab 10 Uhr lief dann der Flugverkehr in Zürich wieder auf 100 Prozent. Wie ein Blick in den Zürcher Flugplan am Mittag zeigte, waren vielen Flüge nach wie vor gestrichen und praktisch alle verspätet. Die Situation verbesserte sich am Nachmittag und Abend und sollte sich am Donnerstag wieder normalisieren.

Dieser Systemausfall hätte ohne Weiteres auch bei einer anderen europäischen Flugsicherungsanstalt passieren können. Er sollte aber als «Weckruf» dienen, um das europäische Flugsicherungssystem endlich von den nationalen Zwängen zu befreien. Technisch gesehen, hätte etwa der die Schweiz überfliegende Verkehr problemlos von den Flugischerungszentren in Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich während der Panne übernommen werden können, doch politisch geht das heute (leider) noch nicht.                   Hansjörg Bürgi

„Talk Täglich“ von Tele Zürich mit Skyguide-Operationschef Urs Lauener und SkyNews.ch-Chefredaktor Hansjörg Bürgi