Helvetic blickt zuversichtlich in den Sommer

27. März 2021: Im Interview mit SkyNews.ch zeigt sich Helvetic-CEO Tobias Pogorevc zuversichtlich, dass seine Flotte bald wieder mehr im Einsatz ist. Die brandneuen Embraer E2 seien genau die richtigen Flugzeuge für den «Ramp-up» der grossen Airlines nach der Krise. So ist er derzeit mit diversen Fluggesellschaften in ganz Europa im Gespräch.

Wie läuft es bei Helvetic?

Im Moment läuft unsere Produktion auf 10 bis 20 Prozent. Darunter sind Flüge für Swiss, aber auch spezielle Charters. So durften wir kürzlich den schweizerischen Fechtverband nach Kazan fliegen. Ein anderer Charter führte nach Tel Aviv. Diese speziellen Flüge für Private, Verbände und die Industrie helfen uns, eine gewisse Produktion zu gewährleisten. Das normale Chartergeschäft ist aber völlig eingebrochen.

An der Bilanzmedienkonferenz hat der neue Swiss-CEO Dieter Vranckx die Partnerschaft mit Helvetic positiv erwähnt, auch wegen den neuen Embraers. Wie viel fliegt Helvetic derzeit für Swiss?

Im Moment nur wenig, vielleicht einmal pro Tag. Doch ich bin überzeugt, dass unsere neuen Embraer E190-E2 ganz wichtig fürs «Ramp-up» der Swiss sein werden, weil es genau das richtige Flugzeug dafür ist. Ein anderer grosser europäischer Carrier, die KLM, wird genau die gleichen neuen Embraers für ihr «Ramp-up» einsetzen. Unsere kleinen, sehr ökonomischen Embraers sind viel effizienter als grössere Flugzeuge dieser Airlines. Deshalb bilden die E190-E2 eine ideale Ergänzung zur Flotte der Swiss. Wir gehen davon aus, dass es noch einige Jahre dauert, bis auf Regionalflügen auch wieder grössere Jets benötigt werden.

Welches Szenario hat Helvetic für 2021?

Eine prozentuale Angabe ist immer schwierig. Ich bin derzeit mit mehreren Airlines in ganz Europa Kontakt, um unsere neue Flotte anzupreisen. Im Sommer erhalten wir noch die vier grösseren E195-E2, die punkto Ökologie und Ökonomie unschlagbar sind. Von diesen Gesprächen mit den diversen Airlines hängt es nun ab, ob wir nächstes Jahr gar mit 80 Prozent unserer Flotte oder nur mit 50 Prozent – wie wohl viele andere – unterwegs sein werden. Doch wenn der Flugverkehr wieder anzieht, werden vor allem die kleineren Airliner wieder gefragt sein.

Helvetic erhält keine staatliche Unterstützung, sondern wird von ihrem Eigentümer, Martin Ebner, durch die Krise geführt. Sind immer noch alle Angestellten an Bord?

Wir haben ja gleich zu Beginn der Krise einen Marschalt in der Wachstumsstrategie eingelegt und die Zielgrösse auf 12 bis 13 Flugzeuge festgelegt, was rund 450 Angestellten entspricht. Damit ist klar, dass wir nicht 550 bis 600 Personen beschäftigen werden, wie es ursprünglich geplant war. Wir gehen nun ganz langsam mit dieser Crew durch die Krise. Alle, ausser unsere Mechaniker, sind in Kurzarbeit.

Weshalb die Mechaniker nicht?

Dies rührt daher, weil wir die Ausserdienststellung unsere Embraer E190-E1 selber vornehmen. Aktuell ist die HB-JVT in der letzten Phase des Phase-outs. Früher haben wir diese Arbeiten immer auswärts vergeben, in der Krise aber nicht mehr. So haben wir extrem viel Know-How dazu gewonnen. Unsere eigene Part-145-Maintenance Zulassung erlaubt uns, so den Unterhalt an unserer Flotte selbst durchzuführen.

Drei E1 stehen noch in Spanien und zwei in Zürich?

Eine, die HB-JVO, ist am 24. März aus Spanien zurückgekehrt. Bei ihr wird noch das Fahrwerk gewechselt, dann wird sie wieder für den Einsatz vorbereitet. Die anderen beiden werden ebenfalls in den nächsten Wochen zurückkehren. So werden wir im Sommer noch vier E190-E1 betreiben, welche die acht E190-E2 und vier E195-E2 ergänzen. Die E1 werden jedoch nur noch als Back-up eingesetzt.

Aber die E2 fliegen doch sehr zuverlässig?

Ja schon, aber sie haben auch ein paar Kinderkrankheiten, nichts Ernsthaftes, das uns Kopfweh bereiten würde. Es sind kleine Details, die wir auch jeweils dem Hersteller melden. So ist die achte, am 12. März überflogene E190-E2 HB-AZH, mit allen Updates versehen. Auch der Hersteller verbessert sich mit jedem neu ausgelieferten Flugzeug.                         Interview Hansjörg Bürgi

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Die achte Embraer E190-E2 von Helvetic, die HB-AZH, beim Start in Sao Jose dos Campos, dem Werkflugplatz von Embraer. Foto Embraer

Bei dichtem Nebel startete die Embraer 190-E1 HB-JVO nach acht Monaten Parking in Dübendorf am 27. November nach Spanien. Am 24. März 2021 ist sie wieder zurückgekehrt. Foto Hansjörg Bürgi