Lufthansa: zu viele Piloten, doch Ausbildung startet wieder
18. Februar 2022: Die «Umshiftung» von zu „teuren“ zu „günstigeren“ Piloten bei der Lufthansa geht weiter: Wie die Airline heute mitteilt, hat sie nach wie vor zu viel Cockpitpersonal. Kündigungen gibt es jedoch keine, aber Freiwilligenprogramme zum vorzeitigen Ausscheiden. Und ab Sommer werden bereits wieder neue Piloten für die Lufthansa Group ausgebildet.
Die Corona-Pandemie habe für Airlines und ihre Mitarbeitenden nach wie vor besonders gravierende Auswirkungen, hält Lufthansa fest. Nach zwei Jahren im „Krisenmodus“ müssten die Flugbetriebe der Lufthansa Group im ersten Quartal 2022 noch immer das Ausbleiben von rund der Hälfte ihrer Passagiere im Vergleich zu 2019 verkraften. Deshalb geht der Personalabbau weiter: Für die Kapitäne konnte der krisenbedingte Personalüberhang bei Lufthansa Airlines mit einem Freiwilligenprogramm bereits sozialverträglich abgebaut werden. Lufthansa bietet aber auch Copiloten die Gelegenheit zum freiwilligen Ausscheiden an. Ausserdem könnten auch kollektive Teilzeitvereinbarungen den bestehenden Personalüberhang lösen. Lufthansa stehe dazu mit den Sozialpartnern weiterhin im Austausch, teilt sie mit. Im Ausblick darauf verzichte Lufthansa Airlines auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen für das Cockpitpersonal.
Ein Teil der Pilotinnen und Piloten von Germanwings, deren Betrieb 2020 eingestellt wurde, könne noch bis am 31. März 2022 zur Eurowings wechseln, so Lufthansa. Weitere 80 ex-Germanwings-Piloten sollten eine neue Beschäftigung bei der Lufthansa Airlines in München finden. Für die noch verbliebenen Cockpit-Crews würden aktuell Lösungen gesucht, um auch ihnen eine Perspektive auf Weiterbeschäftigung in einem bestehenden oder neu zu gründenden Flugbetrieb der Lufthansa Group zu bieten, heisst es weiter in der Lufthansa-Mitteilung.
Die sehr gut ausgelastete Lufthansa Cargo bietet ihren Pilotinnen und Piloten ab einem Alter von 55 Jahren ein Freiwilligenprogramm an, das ein vorzeitiges Ausscheiden ermöglicht. Der danach noch verbleibende Pilotenüberhang soll zur Abwendung von betriebsbedingten Kündigungen durch ein Freiwilligenprogramm auch für rentenferne Jahrgänge oder mögliche Wechsel zu Lufthansa Airlines abgebaut werden. Es sollen dazu Lösungen mit den Sozialpartnern gefunden werden.
Die sich weltweit erholende Nachfrage im Luftverkehr führe aber langfristig wieder zu deutlich besseren Perspektiven für Arbeitsplätze im Cockpit – innerhalb und ausserhalb der Lufthansa Group, heisst es weiter. Daher startet die neue Flugschule der Lufthansa Group unter dem Dach der Lufthansa Aviation Training im Sommer 2022 die Ausbildung junger Pilotinnen und Piloten. Die rund 24-monatige Ausbildung findet für den Theorieteil in Bremen oder Zürich statt. Für die praktische Schulung sind Standorte in Goodyear/USA, Grenchen/CH und Rostock-Laage/D vorgesehen. Die Schulung führt zukünftig zum Erwerb einer EASA-zertifizierten ATP-Lizenz für Einstiegsmöglichkeiten innerhalb und ausserhalb der Lufthansa Group. Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie hat Lufthansa Aviation Training die Pilotenausbildung in Deutschland gestoppt und die Ausbildung von über 700 angehende Cockpit-Crew-Members abgebrochen. hjb