NLR: keine systemische Defizite beim BAZL

20. Mai.2021: Das niederländische Luft- und Raumfahrtinstitut NLR hat seine Überprüfung der Aufsichtstätigkeit des BAZL abgeschlossen und komme zum Schluss, dass es in der Aufsicht des BAZL keine systemischen Defizite oder Risiken gebe, welche Sofortmassnahmen erforderten, teilt das UVEK heute mit. Es hatte als Folge des Ju-52-Absturzes eine unabhängige Untersuchung des BAZL in Auftrag gegeben.

Der Absturz der Ju-52 HB-HOT der Ju-Air am 4. August 2018 forderte 20 Todesopfer und zählt zu den schwerwiegendsten Unfällen in der Schweizer Zivilluftfahrt. Die SUST deckte auch Mängel bei der Aufsicht der Ju-Air durch das BAZL auf. Gestützt auf den Vorbericht der SUST verlangte das UVEK im Frühsommer 2020 eine unabhängige Untersuchung des Aufsichtswesens des BAZL durch eine externe Stelle.

Der Bericht des NLR kommt zum Schluss, dass die Aufsicht des BAZL über die Schweizer Zivilluftfahrt keine systemischen Defizite aufweist und im internationalen Vergleich hohe Standards erfülle. So wird den Inspektoren des BAZL eine grosse Fachkompetenz attestiert. Risiken in der Aufsichtstätigkeit, die ein sofortiges Handeln erfordern, konnten keine festgestellt werden. Die Experten des NLR gaben aber eine Reihe von Empfehlungen ab, um das Aufsichtswesen des BAZL zu optimieren. Dazu gehört eine bessere Abstimmung zwischen der technischen und der flugbetrieblichen Aufsicht oder das Berücksichtigen von «weichen» Faktoren wie der Sicherheitskultur eines beaufsichtigten Unternehmens.

Zudem geht der Bericht auch auf die Problematik der «Nähe» zwischen der Aufsicht und der beaufsichtigten Industrie in der Schweiz ein. Dieser Umstand helfe zwar beim Verständnis für die Abläufe in der Industrie, könnte sich aber negativ auf die kritische und unabhängige Aufsichtstätigkeit auswirken. Das NLR empfiehlt dem BAZL daher ein austariertes «Check and Balance»-System, um solche Risiken möglichst früh zu erkennen und zu beheben.

Der Bericht äussert sich auch zum «Safety Office», welches das Generalsekretariat des UVEK bereits im vergangenen Jahr beschlossen hat. Bei seinen Tätigkeiten steht die systemische Aufsicht im Vordergrund. Diese Aufsicht umfasst alle UVEK-Ämter und soll sie bei der Optimierung ihrer Aufsichtstätigkeiten unterstützen. Das NLR anerkennt die damit verbundenen Herausforderungen und würdigt die Vorteile dieser Ausrichtung: Das Thema «Sicherheit» erhält mit der Schaffung des «Safety Office» mehr Aufmerksamkeit. Auch wird damit die Bedeutung der Sicherheit in allen Ämtern unterstrichen. pd

Der NLR-Bericht in Englisch: 66693