Porter-Absturz in Heraklion: Zwischenbericht erschienen

06. März 2024: Auf dem Ablieferungsflug nach Indonesien stützte der letzte gebaute Pilatus PC-6 Turbo Porter am 15. Dezember 2022 nach dem Start in Heraklion ins Meer. Der Pilot überlebte, der mitfliegende Operations Manager, ein ehemaliger Pilot, nicht. Im mittlerweile veröffentlichten Zwischenbericht hält die griechische Flugunfalluntersuchungsbehörde fest, dass der Pilot nach dem Start eine offene Türe schliessen wollte, dabei wurde anscheinend versehentlich die Turbine abgestellt, was zur Notwasserung führte.

Es war ein tragisches Ende für den mit der Werknummer 1019 letzten gebauten PC-6/B2-H4 PK-SNF der indonesischen PT Smart Cakrawala Aviation: Gemeinsam mit dem zweiletzten gebauten Turbo Poter, dem PK-SND, startete er am 12. Dezember 2022 zum langen Ablieferungsflug in Stans. Drei Tage später stürzte der letzte Porter nach dem Start auf der griechischen Insel Heraklion mit Ziel Hurghada ins Meer.

Gemäss dem nun erschienenen Zwischenbericht der griechischen Flugunfallunterschungsbehörde «Hellenic Air&Rail Safety Investigation Authority, Harsia) hob der PC-6 um 7.49 Uhr von der Piste 09 ab. Zwei Minuten später, als sich das Flugzeug drei bis vier nautischen Meilen östlich des Heraklion Airports befand, erklärte der Pilot „Mayday, Mayday, Mayday, back for Runway» wegen eines Triebwerkproblems. Der Porter machte eine 180-Grad-Rechtskurve in Richtung Flughafen.

Im Zwischenbericht wird detailliert auf die Flugvorbereitung und Betankung des PC-6 eingegangen. Der Porter soll beim Start etwa 298 US-Gallonen (rund 1128 Liter) Jet-A1 in den normalen Tanks und in den Zusatztanks in der Kabine mitgeführt haben. Das maximale Startgewicht beträgt 2800 kg, das maximale Landegewicht 2660 kg. Gemäss dem Harsia-Bericht führt der Pilot einen ausführlichen Check des PC-6 vor dem Start durch, inklusive Draining der Tanks.

Der Start und der anfängliche Abflug verliefen gemäss Bericht ganz normal. Kurz nach dem Steigen auf nach etwa 1000 Fuss, bemerkte der Pilot, dass der Lärm im Cockpit lauter als normal war. Er drehte sich um und sah, dass die Schiebetür auf der rechten Seite geöffnet und leicht entriegelt war. Als er feststellte, dass das Flugzeug stabil war, bat er seinen Kollegen, einen ehemaligen Piloten mit über 23’000 Flugstunden, ihm zu helfen. Der Pilot löste gemäss Harsia-Report den Schultergurt und versuchte, sich zu strecken um die Türe schliessen.

Dann spürte er, dass das Flugzeug an Leistung verlor. Er dachte zunächst, der Triebwerkshebel sei angestossen worden, oder die «Friction Lock» habe sich gelöst und das Triebwerk in den Leerlauf versetzt. Er drehte sich sofort zurück und versuchte, den Gashebel zu betätigen, was jedoch nicht gelang. Dann entschied er sich, umzudrehen und zum Flughafen zurückzukehren, während er gleichzeitig auf den besten Gleitflug achtete und versuchte das Triebwerk wieder zu starten. Er schätzte, dass ihm weniger als eine Minute bis zur Notwasserung blieb. Etwa zu diesem Zeitpunkt setzte er den Mayday-Ruf ab, steht weiter im Bericht.

Die Notwasserung gelang, die beiden Piloten erlitten dabei nur leichte Verletzungen und konnten sich selbst aus dem beschädigten Cockpit befreien und schwammen  neben dem Auf dem Rücken liegenden Porter, bis dieser unterging. Es gelang ihnen nicht, das Rettungsboot aus dem Flugzeug zu holen. So entschlossen sie sich im kalten Wasser ans Ufer zu schwimmen. Der ältere Pilot, welcher 2019 seine Lizenz aus medinzinsichen Gründen abgeben musste, wurde von den Wellen umspült. Beide wurden zwar von der rund eine halbe Stunde nach der Notwasserung eingetroffenen Rettungsmannschaft geborgen, der ältere Pilot war aber bereits tot.

Wie im Zwischenbericht auch festgehalten ist, befand sich der beschädigte Turbo Porter beim Erscheinen Ende Dezember 2023 immer noch auf dem Meeresgrund. Die Untersuchung konzentriert sich nun auf die Frage, wie es zum plötzlichen Leistungsverlust gekommen war, wie die Treibstoffversorgung der Turbine erfolgte und ob der Pilot beim Schliessen der Türe irgendwelche Schalter versehentlich berührt hatte.  Hansjörg Bürgi

Der Harsia-Zwischenbericht als PDF: harsia-iterim-report-pk-snf-pilatus-pc-6

Der Unglücks-Porter beim Start zum Ferryflug am Montag, 12. Dezember 2022 in Buochs. Foto Eugen Bürgler

Ende 2023 lag das Wrack des letzten PC-6, der PK-SNF, immer noch auf dem Meeresgrund bei Heraklion. Foto Harsia

Der Flugweg des PC-6 PK-SNF nach dem Start in Heraklion. Grafik Harsia