Rigoroses Sparprogramm des Flughafens Genf

15. September 2020: Die Covid-19-Pandemie stürzt den Flughafen Genf in eine schweren Krise. Wie «Genève Aéroport» mitteilt, wurden für 2020 und 2021 erhebliche Sparmassnahmen ergriffen. Dies ermögliche es, auf Massenentlassungen und den dazugehörigen Sozialplan zu verzichten, teilt der Flughafen GVA weiter mit.

Der Verkehr ist seit März 2020 stark zurückgegangen. In den Monaten Juli und Anfang August kam es wieder zu einer Belebung,  ab Mitte August brach der Verkehr erneut ein. Im September sei die Zahl der Passagiere um 75 Prozent niedriger als im September 2019, teilte GVA weiter mit. Die Generaldirektion schätzt, dass die Zahl der Passagiere im Jahresdurchschnitt 2019 um mindestens 60 Prozent niedriger sein wird. Angesichts dieser jüngsten Entwicklung rechnte der Flughafen Genf für 2020 mit einem Verlust von mindestens 100 Millionen Franken.

Deshalb hat die Generaldirektion für 2020 bereits mehrere dringende Massnahmen in Angriff genommen. Sie wurden den Mitarbeitern des Genfer Flughafens nach und nach bekannt gegeben, die neuesten Entscheidungen am 24. September. Bereits Mitte März wurde Kurzarbeit eingeführt. Einstellungen wurden eingestellt und ein Ersatz aufgrund von Fluktuation streng begrenzt. Befristete Verträge wurden nicht verlängert, und der Vorruhestand wurde gefördert. Insgesamt wird der Flughafen so 2021 somit 56 Stellen weniger haben. Dabei handelt es sich um nicht erneuerte befristete Verträge (23,25 Vollzeitstellen), Vorruhestandsregelungen (6,95) und nicht ersetzte natürliche Fluktuation (25,80). Es wurde eine Reihe weiterer Sparmassnahmen ergriffen, wie die Reduzierung von Zeitarbeitskräften und Ausbildungskosten, die Kürzung oder Abschaffung von Prämien und das Einfrieren von Rentenzahlungen. All diese Massnahmen werden gemäss Angaben des Flughafens bis 2021 zu einer Verringerung der Lohnsumme um  zehn Prozent oder 14 Millionen Franken führen. Diese Massnahmen wurden den Sozialpartnern vorgestellt und ausführlich mit ihnen diskutiert. Seit April finden alle zwei Wochen gemeinsame Sitzungen statt.

Auf der Seite des Betriebshaushalts wurden erhebliche Ausgabenkürzungen vorgenommen: Verringerung der Ausgaben für Sicherheitsunterverträge, Wegfall der Ausgaben für Geschäftsreisen ins Ausland bis Ende Dezember 2020, eine 34-prozentige Kürzung des Haushalts für Gebühren und Dienstleistungen, einschliesslich der Ausgaben für die Untersuchung grosser Infrastrukturprojekte. Die Inbetriebnahme des neuen Gebäudes für Grossraumflugzeuge, des Ostflügels, wurde aus technischen Gründen auf den 15. Dezember 2021 verschoben, da die notwendigen Tests für eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen wegen der Pandemie nicht rechtzeitig durchgeführt werden konnten. Die Ausgabenkürzung beläuft sich somit auf 30 Millionen Franken, das sind 20 Prozent des Betriebshaushalts 2020.

Darüber hinaus wurden rund 110 Projekte des Masterplans eingefroren, was einer Verringerung der Investitionen um 71 Millionen für die Jahre 2020 und 2021 und um 199 Millionen Franken für die Jahre 2022 bis 2024 entspricht.  Am 28. April 2020 wurde erfolgreich eine neue Anleihe über 300 Millionen Franken emittiert, um die Liquidität zu erhöhen und die Erholung zu sichern. All diese Massnahmen ermöglichten es, das derzeitige Einsparungsziel zu erreichen, ohne dass in diesem Stadium Massenentlassungen in Verbindung mit einem obligatorischen Sozialplan ins Auge gefasst werden müssten, schreibt der Flughafen Genf weiter. Dieser Ansatz zielt auch darauf ab, die Fähigkeit des Genfer Flughafens zu erhalten, den Aufschwung zu bewältigen, sobald er eintritt.

Die Leitung des Flughafens Genf hat deshalb zunächst beschlossen, den natürlichen Abgängen und der Kurzarbeit weiterhin Vorrang einzuräumen und von der Prüfung von Massenentlassungen, der Eröffnung eines Konsultationsverfahrens und der Aushandlung eines Sozialplans im Sinne von Art. 335d ff. des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) abzusehen. Sollte sich ein solcher Schritt dennoch als unumgänglich erweisen, würde das Verfahren in Absprache mit den Personalvertretungsorganisationen und unter Einhaltung der geltenden Vorschriften durchgeführt. Der Verwaltungsrat billigte diese Entscheidungen. Es sei daran erinnert, dass der Flughafen Genf keinerlei staatliche Subventionen erhält und als autonome Einrichtung, die ihre eigenen Kosten tragen muss, das unternehmerische Risiko allein trägt, so der Flughafen in seiner Mitteilung.

Sollte die Verkehrsentwicklung ungünstiger ausfallen als erwartet, wären zusätzliche Einsparungen notwendig, was sich unweigerlich auf den Personalbestand des Flughafens Genf auswirken würde. Die wirtschaftliche und gesundheitliche Lage sowie die Verkehrsprognosen würden in regelmässigen Abständen genau beobachtet, damit Entscheidungen ständig neu bewertet werden können. Die Situation werde Ende 2020 neu überprüft, heisst es weiter. Es würden alle Anstrengungen unternommen, um die Nachhaltigkeit des Genfer Flughafens zu gewährleisten und die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.   pd

Der 100-jährige Genève Aéroport bildet auch die Titelstory in der Oktoberausgabe von SkyNews.ch, welche am 1. Oktober erscheint. Die Meilensteine von 1920 bis 2020 sind aufgelistet und der GVA-COO Giovanni Russo äussert ich im Interview zur aktuellen Lage.