SUST hat Kollision in der Luft aufgeklärt
08. Oktober 2024: Der Unfall, bei dem am 21. Januar 2024 zwei Leichtflugzeuge während des Reisefluges miteinander kollidierten, sei auf den Verlust des Sichtkontakts bei einem Seitenwechsel im Verbandsflug zurückzuführen, hält die SUST in ihrem Bericht fest. Damit ihre Passagiere Fotos schiessen konnten, flogen die Piper PA-28R-201T HB-PQG und die Speed Canard SC01 HB-UCT auf dem Flug von Raron ins Birrfeld in Formation und touchierten sich. Beide Flugzeuge konnte notlanden, verletzt wurde niemand.
Zum Unfall beigetragen habe, dass den Risiken, die ein Verbandflug mit Positionswechseln mit sich bringt, zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Dies zeige sich insbesondere in der unzweckmässigen Wahl des Flugmanövers für einen Seitenwechsel und im Fehlen von vorgängig festgelegten und besprochenen Massnahmen bei einem Verlust des Sichtkontaktes während des Verbandsfluges, hält die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST in ihrem Bericht fest.
Die zwei am Unfall beteiligten Piloten waren befreundet und hatten bereits mehrere gemeinsame Ausflüge mit denselben Flugzeugen und in analoger Konstellation wie am Unfalltag absolviert. Teilweise waren sie dabei in lockerer Formation geflogen, wobei auch Fotos vom jeweils anderen Flugzeug aufgenommen wurden. Für die Fotoaufnahmen fand gemäss SUST eine Annäherung der Flugzeuge jeweils bis auf etwa 30 Meter statt, mit Durchführung von Seitenwechseln, bei denen das hintere Flugzeug sich auf der anderen Seite des führenden Flugzeuges positionierte.
Beim gemeinsamen Briefing am Flugplatz Raron wurden die Details des Fluges besprochen. Insbesondere wurden die Route, die zeitliche Staffelung und die gemeinsame Funkfrequenz für die Koordination untereinander thematisiert, sowie die Absicht, über Andermatt in einer Flughöhe von 9000 Fuss im Reiseflug zueinander aufzuschliessen und nachfolgend in einer lockeren Formation den Flug fortzusetzen. Ebenfalls wurde vereinbart, dass nach Absprache zwischen den Piloten und ausschliesslich durch die Passagiere Fotos des jeweils anderen Flugzeuges erstellt werden sollten. Die Fluggeschwindigkeit für die Phasen, in denen Fotos aufgenommen werden sollten, wurde auf ungefähr 100 Knoten festgelegt. Das Verfahren bei einem Verlust des Sichtkontaktes des anderen Flugzeuges wurde gemäss SUST-Bericht nicht im Detail besprochen, ausser dass man in diesem Fall von der vermuteten Position des anderen Luftfahrzeuges wegdrehen würde.
Um zusätzliche Bilder der HB-UCT im Licht des Sonnenuntergangs zu ermöglichen, teilte der Pilot der HB-PQG dem Piloten der HB-UCT mit, dass er sein Flugzeug hinter und über ihn hinweg auf die andere Seite manövrieren würde. Der Pilot der HB-UCT sah zu diesem Zeitpunkt die HB-PQG nicht. Der Pilot der HB-PQG drehte zunächst etwas nach rechts, um mehr Distanz zu schaffen. Anschliessend hob er die Flugzeugnase leicht an. Das Flugzeug wurde langsamer und fiel etwas zurück. In dieser Phase verlor auch er den Sichtkontakt zum anderen Flugzeug. Dieser Verlust des Sichtkontaktes wurde auf der gemeinsamen Funkfrequenz nicht kommuniziert, so die SUST. Der Pilot fragte den neben ihm, rechts vorne sitzenden und ebenfalls flugerfahrenen Passagier, ob rechts unten die Speed Canard zu sehen sei, was dieser verneinte. Gleichzeitig fokussierte sich der Pilot der HB-PQG darauf, das andere Flugzeug vor sich zu suchen. In diesem Moment prallten die beiden Flugzeuge für beide Flugbesatzungen völlig unerwartet in einer vertikalen Bewegung aufeinander. Dabei kollidierte der obere, vordere Rumpfteil und der Propeller der HB-PQG mit dem unteren, hinteren Rumpfteil sowie dem Hauptfahrwerk und dem Propeller der HB-UCT.
Beide Piloten entschieden sich für eine Notlandung auf dem nahegelegenen Militärflugplatz Emmen. Der Pilot der HB-PQG setzte auf der Frequenz von „Zürich Information“ einen entsprechenden Notruf ab. Gemäss Angaben des Piloten schien er den Flugplatz Emmen im Gleitflug erreichen zu können. Nach dem Ausfahren des Fahrwerks habe sich aber die Sinkgeschwindigkeit erheblich erhöht und er stellte fest, dass er die Landebahn nicht erreichen würde. Er führte daher eine erfolgreiche Notlandung auf einem Feld kurz vor dem Flugplatzgelände durch. Der Pilot und die beiden Passagiere der HB-PQG blieben unverletzt. Der Pilot der HB-UCT reduzierte nach der Kollision die Leistung des Motors, liess diesen aber bis nach der Landung laufen. Auf der Frequenz von Emmen teilte er seine Absicht zur Notlandung in Form von Blindmeldungen mit. Die Landung auf der Piste 04 verlief erfolgreich. Sowohl der Pilot als auch der Passagier der HB-UCT blieben unverletzt. hjb
Zum SUST-Bericht: HB-PQG_HB-UCT