Unfall einer Jodel bei La Côte aufgeklärt

07. Februar 2022: Am 30. Mai 2019 stürzte die Jodel D140R HB-SFR auf einem Einweisungsflug unmittelbar nach dem Start auf dem Flugplatz La Côte ab. Der Fluglehrer kam dabei ums Leben, der Pilot und die Passagierin erlitten schwerwiegende Verletzungen. Im kürzlich publizierten Schlussbericht kommt die SUST zum Schluss, dass der Unfall auf einen nicht erkannten Leistungsmangel beim Start zurückzuführen sei. Die mangelnde Wartung des Einspritzreglers wurde als Ursache identifiziert.

Am Nachmittag des 30. Mai 2019 traf der Pilot auf dem Flugplatz La Côte ein, weil er sich mit einem zweiten Einweisungsflug mit der Jodel D140R HB-SFR vertraut machen wollte. Der sehr erfahrene Fluglehrer kannte gemäss den Angaben im Schlussbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST die HB-SFR gut. Er war auch einverstanden, dass eine Passagierin mitfliegen konnte.

Das Anlassen des Motors und das Rollen zur Pistenschwelle 04 verliefen normal. Unter der Aufsicht des Fluglehrers führte der Pilot den Motorencheck durch, ohne dass er irgendwelche Abweichungen feststellte. Um 16.52 Uhr richtete der Pilot unter Aufsicht des Fluglehrers das Flugzeug auf der Piste 04 für den Start aus. Er stellte den Gas-, Propellerverstell- und Gemischsteuerhebel in den vorderen Anschlag und hielt sie mit seiner rechten Hand in dieser Position, während das Flugzeug beschleunigte. Während der Beschleunigung bemerkte der Pilot, dass sich die angezeigte Geschwindigkeit nur geringfügig erhöhte, und meldete dies dem Fluglehrer. Dieser fragte ihn nach der Position seiner Füsse, um zu bestätigen, dass er die Bremsen nicht betätigte. Der Pilot bestätigte, dass er nicht bremste. Das Flugzeug passierte die beiden roten Seitenmarkierungen, welche die Mitte der Start- und Landebahn markieren. Der Fluglehrer forderte den Piloten daraufhin auf, abzuheben. Das Flugzeug hob ab, stieg aber nur sehr schwach.

Danach übernahm der Fluglehrer die Steuerung. Die Jodel stieg kaum und näherte sich dem Pistenende. Der Fluglehrer leitete eine leichte Rechtskurve ein, um den höchsten Bäumen in der Pistenachse auszuweichen (siehe Abbildung). Die beiden Baumreihen wurden in sehr geringer Höhe überflogen. Anschliessend flog die HB-SFR am nördlichen Rand des Waldes entlang, der die Felder zwischen dem Flugplatz und dem westlichen Industriegebiet von Gland begrenzt. Als sie sich den ersten Gebäuden näherte, leitet der Fluglehrer in einer Höhe von etwa 15 Meter eine Linkskurve ein. Dabei beobachtete der Pilot eine angezeigte Geschwindigkeit von etwa 90 km/h, wie die SUST im Bericht festhält. Kurz darauf riss die Strömung ab und die Jodel kippte nach links und prallte mit der linken Tragfläche auf den Boden. Der Pilot und die Passagierin wurden schwer verletzt. Der Fluglehrer starb beim Aufprall.

Die SUST stellte fest, dass die letzte 100-Stunden-Kontrolle an der 1967 gebauten Jodel am 17. August 2018 durchgeführt wurde. Der Einspritzregler war aber seit 1986 nicht mehr überholt worden. Die Untersuchung ergab, dass ein Fremdkörper die Einspritzdüse von Zylinder Nummer 1 teilweise verstopfte. Auf den Stirnflächen des Leerlaufventils und des Gegenstücks wurde eine Ablagerung gefunden. Diese Ablagerung war gemäss SUST in dem verwendeten Kraftstoff nicht löslich. Der Motor lief bis zu einer Drehzahl von etwa 1800 U/min normal. Die SUST führt den Unfall auf einen nicht erkannten Leistungsmangel beim Start zurück, gefolgt von einem Strömungsabriss. Die mangelnde regelmässige Wartung des Einspritzreglers wurde als ursächlicher Faktor identifiziert.             Hansjörg Bürgi

Der SUST-Bericht auf Französisch: 2375

Gelb ist die beobachtete Flugbahn gezeichnet. Die beiden roten Punkte stellen die seitlichen Markierungen in der Mitte der Piste dar. Grün gestrichelt sind die Felder A und B, die im Falle eines Triebwerkausfalls beim Start für eine Notlandung vorgesehen sind. Luftbild: Bundesamt für Landestopografie