SUST: Bücker-Durchstart in die Bäume

27. Dezember 2021: Kurz vor Weihnachten hat die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST noch einige Unfallberichte veröffentlicht, darunter auch jenen des Bücker Jungmann HB-UVB vom 28. Juli 2020. Der erfahrene Pilot startete in Gruyère bei Seitenwind durch, wobei der Bücker mit Bäumen neben der Piste kollidierte. Pilot und Passagier erlitten leichte Verletzungen der Bücker wurde total beschädigt.

Am 28. Juli 2020 gegen 14 Uhr bereiteten der 73-jährige Pilot und sein Passagier den Bücker 131 APM Jungmann HB-UVB für einen Rundflug über der Region des Lac de Gruyère vor.  Um 15 Uhr hoben sie von der Piste 35 auf dem Flugplatz Gruyère ab. Nach 30 Minuten Flugzeit forderte der Passagier gemäss SUST-Angaben den Piloten auf, zum Flugplatz zurückzukehren. Dieser flog zurück und landete auf der Piste 35, beim Aufsetzen der Räder habe er einen starken Seitenwind verspürt, so die SUST. Der Pilot beschloss, wieder Gas zu geben, um noch einmal anzufliegen. Der Durchstartvorgang begann gemäss SUST-Bericht normal, aber die Aufmerksamkeit des Piloten richtete sich auf die linke Seite der Flugbahn. Plötzlich kollidierte der rechte untere Flügel des Bückers mit den Bäumen am rechten Rand der Piste. Der Doppeldecker stürzte sodann in diese Bäumen zwischen der Piste und der Saane ab.

Wie die SUST weiter festhält, verfügte der Pilot verfügte über eine gute Flugerfahrung mit dem Bücker. Der Pilot berichtete, dass der Motor beim Durchstarten seine volle Leistung erbracht hatte. Die Wetterbedingungen waren wie folgt: Eine aktive Kaltfront zog rasch über die Nordschweiz. Die Luftmasse in der Unfallregion war bei Westwind sehr trocken. Der Pilot entschied sich, den Flug in einer instabilen Atmosphäre mit mässigem Westwind zu beginnen, der beim Erstanflug stärker wurde. Aus diesem Grund musste die Platzrunde der Piste 35 unter turbulenten Bedingungen stattfinden. Es war daher nicht überraschend, dass die Landung aufgrund der Querwindkomponente heikler wurde, hält die SUST weiter fest. Aus diesem Grund entschied sich der Pilot klugerweise, wieder Gas zu geben, als er feststellte, dass die Landung nicht mehr gewährleistet war.

Die Sicht nach vorne, insbesondere im Steigflug nach dem Start oder dem Durchstarten, ist beim Bücker eingeschränkt. Die Piloten dieses Flugzeugs seien es gewohnt, den Kopf nach links zu neigen, um eine Sicht nach vorne zu erhalten, schreibt die SUST in ihrem Bericht. Beim Durchstarten des HB-UVB habe der Pilot die gefährliche Abdrift auf die rechte Seite der Landebahn nicht bemerkt, welche durch die starke Seitenwindkomponente verursacht wurde. Dadurch wurde er von der Kollision mit den Bäumen neben der Piste völlig überrascht.

Beim Bücker handelt es sich um den 1939  in Altenrhein von der Dornier-Werken gebauten Bü131 APM Jungmann HB-UVB mit der Seriennummer 39. Er wurde am 30. März 1973 nach seinem Einsatz bei den schweizerischen Fliegertruppen als HB-UVB zivil registiert. Er gehörte der Greyerzer Fluggruppe Société d’Aviation de la Gruyère SAund war in Gruyère stationiert. Nach dem Unfall wurde er am 30. Oktober 2020 aus dem schweizerischen Luftfahrtregister gelöscht.                    Hansjörg Bürgi

Der SUST-Bericht auf Französisch: HB-UVB_sumB

Die Unfallstelle mit den Bäumen am rechten Rand der Piste 35 in Gruyère. Grafik SUST