Weissrussischer Frachtjumbo flog Schweizer Hilfsgüter nach Venezuela

20. Juni 2020: Ein von der Schweiz organisierter Hilfsgütertransport hat Venezuelas Hauptstadt Caracas am 19. Juni erreicht. Die 94 Tonnen medizinisches Material sind mit einem Jumbo-Frachter der weissrussischen Rubystar Airways von Zürich nach Südamerika geflogen worden. Damit soll der Bevölkerung bei der Bewältigung der humanitären Krise und der Bekämpfung der Corona-Pandemie geholfen werden, wie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Departementes für auswärtige Angelegenheiten DEZA weiter mitteilte.

Die neun UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen sowie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK hatten die Hilfsgüter in die Schweiz verfrachtet, wo sie im Logistikbereich des Flughafens Zürich-Kloten umgerüstet wurden. Die Schweiz hat auf Ersuchen dieser Organisationen hin die Boeing 747-400F EW-511TQ der weissrussischen Rubystar Airways gechartert. Sie traf am Donnerstagmittag leer aus Madrid kommend in Zürich ein. Um 18 Uhr startete der Frachtjumbo mit 94 Tonnen Hilfsgüter auf der Piste 34 nach Lissabon, von aus er nach einem Tankstopp nach Caracas weiterflog.

Nach DEZA-Angaben haben die 94 Tonnen humanitäres Material Caracas am 19. Juni erreicht. Dies entspricht ungefähr der Menge, welche die Vereinten Nationen seit Beginn der Covid-19-Pandemie bis zu diesem Datum insgesamt nach Venezuela transportieren konnten. Die Fracht besteht grösstenteils aus medizinischen Gütern, wie etwa persönliche Schutzausrüstungen für die Covid19-Bekämpfung, Medikamente, Nothilfe-Material und Hygieneartikel, aber auch Utensilien zur Trinkwasseraufbereitung. Rund 1,2 Millionen Menschen sollen gemäss DEZA-Angaben von der Aktion profitieren.

Die Kosten für die Hilfsgüter im Wert von rund zwei Millionen Franken tragen die neun Organisationen, den rund 1,1 Millionen Franken teuren Transport hat gemäss DEZA die Schweiz bezahlt. Die Fracht wurde von einem Team des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe SKH begleitet. Unter Aufsicht der SKH-Angehörigen sowie von Vertretern der Schweizer Botschaft in Caracas und des UN-OCHA (UN-Amt für die Koordination von humanitären Angelegenheiten) wurde die Ladung den beteiligten Organisationen übergeben.

Diese Operation sei unter den verschiedenen nationalen und internationalen Akteuren breit abgestützt und belege, dass die Schweiz fest zu den humanitären Grundsätzen und der humanitären Praxis stehe, so das DEZA weiter. Dadurch sei die Schweiz in der Lage, auch den verletzlichsten Bevölkerungsgruppen selbst in einem stark polarisierten Umfeld Unterstützung zu bieten. Seit 2017 hat die Humanitäre Hilfe der DEZA 24 Millionen Franken zur Linderung der Not in Venezuela bereitgestellt. Für das Jahr 2020 plant sie zusätzliche Ausgaben von 12 Millionen Franken zur Deckung des humanitären Bedarfs im Zusammenhang mit der venezolanischen Krise. Diese wirke sich auch auf die Nachbarstaaten aus, in denen sich Millionen von venezolanischen Staatsangehörigen aufhalten, so das DEZA weiter.

Der Hilfsgütertransport nach Venezuela stehe im Einklang mit anderen Aktionen der Schweiz zur Bekämpfung der weltweiten Verbreitung von Covid-19. Seit Beginn der Pandemie habe die Schweiz bereits Hilfsgüter in mehrere Länder Europas, Afrikas und Asiens geliefert. Darüber hinaus sei sie den Aufrufen internationaler Organisationen nachgekommen und habe in vielen Ländern Projekte zur Milderung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie unterstützt, heisst es weiter. Für den weltweiten Kampf gegen Covid-19 hat die Schweiz gut 203 Millionen Franken vorgesehen.

Der für den Hilfsflug nach Caracas gecharterte Frachtjumbo startete seine Flugkarriere als Passagierflugzeug im Februar 1991 bei Singapore Airlines. Nach einem kurzen Gastspiel bei Air India wurde er im Oktober 2006 zum Frachter umgebaut und ab Februar 2007 von Martinair Holland betrieben. Von August 2013 bis April 2018 war er im spanischen Teruel abgestellt. Die Leasingfirma Aquiline International Corporation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten liess ihn für die weissrussische Rubystar Airways wieder flugtüchtig machen. Am 27. April 2018 wurde er als EW-511TQ an sie ausgeliefert, am 15. Mai 2018 ging er in Dienst. Seit Mai 2020 trägt der weisse weissrussische Jumbo-Frachter grosse «Covid-19 Fighter»-Titel, aber nur auf der linken Rumpfseite. Es ist die einzige Boeing 747, welche für Rubystar fliegt, sie betreibt daneben noch sechs Antonov An-12 und fünf Ilyushin Il-76 Frachter. hjb

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