Eurocontrol: Neustart der Luftfahrt muss koordiniert sein
27. April 2020 Die europäische Flugsicherung Eurocontrol hofft auf einen in Europa koordinierten Neustart des Luftverkehrs. So rechnet sie Ende Jahr im besten Fall mit 45 Prozent weniger Verkehr als 2019. Unkoordiniert wären es gar 57 Prozent weniger.
Eurocontrol hat zwei Szenarien erstellt, um die möglichen Auswirkungen des Ausmasses zu veranschaulichen, in dem „corona-konforme Betriebsverfahren“ für Fluggesellschaften und Flughäfen in allen europäischen Staaten gleich sind. Wenn Fluggesellschaften beim Abflug eine Reihe von Vorschriften und bei Ankunft des Fluges in einem anderen Staat eine andere Reihe einhalten müssen, sei dies für die Branche besonders belastend, so Eurocontrol.
Diese Szenarien will Eurocontrol nicht als Prognose verstanden haben. Sie hängen stark von Variablen ab, so etwa der Dauer und dem Ausmass der Pandemie in ganz Europa, die nicht klar sind. Die Szenarien veranschaulichten vielmehr, wie ein unkoordinierter Ansatz die Erholungsrate erheblich behindere, so Eurocontrol. Ein koordinierter Ansatz sieht eine umfassende Umsetzung Mitte Juni vor, die im Juli wieder aufgenommen werden soll. Wenn sich dies verzögert, verschiebt sich die Prognose einfach von Juni auf Juli und rollt weiter. Die Analyse berücksichtige die Ansichten anderer führender Institurionen wie die ICAO, IATA, ACI und IWF, sowie direkte Kontakte zu den CEOs grosser europäischer Fluggesellschaften, teilt Eurocontrol mit.
Sie ist davon ausgegangen, dass der innereuropäische Verkehr zuerst zurückkehren wird, basierend auf den Erfahrungen in China (wo derzeit etwa 40 Prozent der Inlandsflüge durchgeführt werden, wenn auch mit sehr geringen Auslastungsfaktoren) und den damit verbundenen praktischen Aspekten. Die ersten Monate der beiden Szenarien basieren daher ausschliesslich auf einer Zunahme des innereuropäischen Verkehrs. Das Szenario „Koordinierte Massnahmen“ basiert auf einem gemeinsamen Ansatz zur Einführung von Betriebsverfahren und zur Aufhebung nationaler Beschränkungen. Dies sei eine wichtige Anforderung sowohl von Fluggesellschaften als auch von Flughäfen, um ihre Erholung zu unterstützen, so Eurocontrol weiter.
Das Szenario „Unkoordinierte Massnahmen“ geht davon aus, dass dieser gemeinsame Ansatz nicht umgesetzt wird. Insgesamt sieht das Szenario für koordinierte Massnahmen einen Verlust von 45 Prozent der Flüge (5 Mllionen) im Jahr 2020 vor, während das Szenario für unkoordinierte Massnahmen zum Verlust von gar 57 Prozent der Flüge (6,2 Millionen) führen würde.
Der Unterschied zwischen den beiden Szenarien sei erheblich und unterstreiche, dass die Entwicklung eines gemeinsamen Ansatzes von entscheidender Bedeutung sei, so Eurocontrol, um nicht noch höhere Kosten zu generiren. Den finanziellen Verlust für die europäischen Fluggesellschaften, Flughäfen und Flugsicherungsunternehmen im Jahr 2020 beziffert Eurocontrol auf rund 110 Milliarden Euro. hjb