ZRH: Vorverlegung der letzten Slots hätte gravierende Auswirkungen

Das BAZL hat im Mai 2018 die Flughafen Zürich AG dazu verpflichtet, eine Vorverlegung der letzten Slots zu prüfen und die Auswirkungen einer solchen Massnahme aufzuzeigen. Der Flughafen sieht gemäss dem am 3. Juli vorgestellten Gutachten die interkontinentale Erreichbarkeit Zürichs, 8000 Stellen und 1,6 Milliarden Wertschöpfung für die Schweiz in Gefahr.

Im Auftrag der Flughafen Zürich AG (FZAG) hat die Intraplan GmbH ein Gutachten erstellt, das die Auswirkungen einer Vorverlegung der letzten Slots am Flughafen Zürich von heute 22.55 Uhr für Landungen und 22.45 Uhr für Starts auf 22.30 Uhr abschätzt. Das BAZL hatte die FZAG im Mai 2018 dazu verpflichtet, mit der Teilgenehmigung der Änderung des Betriebsreglements (BR 2014) die betriebliche Machbarkeit, wirtschaftliche Tragbarkeit und die Auswirkungen auf die Lärmbelastung zu prüfen.

Der Chief Operation Officer der FZAG, Stefan Tschudin, hat bei der Präsentation des Abschlussberichtes des Gutachtens darauf hingewiesen, dass der Flughafen Zürich gemäss dem Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) den Auftrag hat «möglichst gute Direktverbindungen in Europa und zu den wichtigen Zentren weltweit» anzubieten. Gleichzeitig müsse Zürich im Vergleich mit den wichtigsten europäischen Hub-Flughäfen bereits heute mit der längsten Nachtruhe und den geringsten Kapazitäten operieren.

Am 3. Juli 2018 als Beispieltag waren im Zürcher Flugplan nach 22.30 Uhr acht Starts und 14 Landungen vorgesehen. Das Intraplangutachten kommt zum Schluss, dass wesentliche Teile dieses Angebotes ersatzlos entfallen würde. Einer der Hauptgründe für diese Einschätzung ist laut Stefan Tschudin, dass das Wellensystem der Swiss mit den für Langstreckenflüge notwendigen Transferpassagieren nicht in der heutigen Form aufrechterhalten werden könnte. Zwar könnte am späten Abend die Lärmbelastung verringert werden, doch der Preis dafür wäre der Verlust mehrerer Interkontinentalverbindungen und eine Gefährdung des Drehkreuzbetriebs.

Gemäss dem Intraplangutachten könnten 8 Prozent der heute bedienten Nachfrage im Interkontinentalverkehr und 2,5 Prozent der Nachfrage im Europaverkehr nicht mehr bedient werden. Direktflugverbindungen nach Südamerika würden komplett wegfallen, Richtung Fernost und Afrika könnten sie nur noch teilweise durchgeführt werden. Noch stärker als die Swiss wäre Edelweiss Air von einer Slotvorverlegung betroffen, da zum Beispiel eine vierte tägliche Rotation pro Flugzeug nicht mehr möglich wäre.

Die Intraplanstudie schätzt, dass eine Slotvorverlegung den Verlust von gegen 8000 Arbeitsplätzen und 1,6 Milliarden Franken Wertschöpfung für die Schweiz bedeuten würde. Die Airlines müssten pro Jahr einen Verlust von rund 2,1 Millionen Passagieren und eine Umsatzeinbusse von einer Milliarde Franken hinnehmen.

Deshalb erachtet der Flughafen Zürich eine Slotvorverlegung als unverhältnismässige Massnahme und betont, dass die SIL-Vorgaben bezüglich Lärmauswirkungen dank einer Reihe eingeleiteter Massnahmen auch mit der heute geltenden Nachtflugregelung eingehalten werden können. Entsprechend  hat die FZAG dem BAZL beantragt, auf eine Vorverlegen der letzten Slots zu verzichten. Eugen Bürgler

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