Rega fechtet Walliser Luftrettungsentscheid an

04. Januar 2023: Die Rega akzeptiert den Entscheid der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation (KWRO) zur Vergabe des Leistungsauftrages für die Luftrettung im Wallis an Air-Glaciers und Air Zermatt nicht und hat beim Walliser Staatsrat Beschwerde dagegen eingereicht. Der KWRO wirft die Rega grobe Mängel im Vergabeverfahren vor. Mängel gebe es auch in der notfallmedizinischen Versorgung des Wallis, das wolle die Rega ändern.

„Der Frieden ist noch nicht zurück“ stand im Titel zum Thema Luftrettung im Wallis in der Januar-Ausgabe von SkyNews.ch – und leider findet der Streit darum, wer im Leistungsauftrag des Kantons Wallis für die Luftrettung berücksichtigt wird, im Jahr 2023 tatsächlich seine Fortsetzung. Die Rega reichte Beschwerde dagegen ein, dass Air-Glaciers und Air Zermatt auch künftig alleine für die Luftrettung im Wallis zuständig sein sollen. Das Vergabeverfahren sei von Anfang an so ausgestaltet gewesen, dass die beiden Walliser Anbieterinnen, die Air Zermatt und die Air-Glaciers, den Zuschlag erhalten würden, kritisiert die Rega in ihrer heutigen Medienmitteilung. Zudem wolle die Rega die „zum Teil mangelhafte notfallmedizinische Versorgung“ im Kanton Wallis stärken.

Gegen das Vergabeverfahren im Wallis erhebt die Rega schwere Vorwürfe: Die Rettungsorganisation im Wallis betreibe „Heimatschutz und Protektionismus“ auf Kosten von verunfallten und kranken Menschen, wurde Rega-Geschäftsleitungsmitglied Karin Hörhager in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 4. Januar zitiert. Die Liste der Vorwürfe ist auch in der heutigen Rega-Medienmitteilung lang: Notfallmedizinische Mängel im Walliser Luftrettungssystem seien komplett ausgeblendet worden, mit dem Begriff „Reverse Engineering“ wirft die Rega der KWRO vor, die Bedarfsanalyse habe sich primär am Ist-Zustand orientiert, statt den echten Bedarf zu analysieren. Weiter seien die Angebote gezielt zum Vorteil der Walliser Unternehmungen und zum Nachteil der Rega bewertet worden, indem notfallmedizinische Aspekte und die technische Ausstattung der Helikopter nicht berücksichtigt worden seien. „Darüber hinaus wurden die Zuschlagskriterien nicht gewichtet, immer wieder abgeändert oder bei der Bewertung gar nicht angewandt“, schreibt die Rega. Befangenheit gehört zu den weiteren Vorwürfen der Rega. Zwar betont die KWRO,  dass der Entscheid von einem eingeschränkten Verwaltungsrat getroffen wurde, bei dem Vertreter der Walliser Helifirmen im Ausstand waren, doch die Rega bemängelt, dass die Bedarfsanalyse unter Beteiligung von Vertretern von Air Zermatt und Air-Glaciers entstanden sei. Die KWRO hatte ihren Entscheid Ende November 2022 insbesondere damit begründet, dass ein zusätzlicher Anbieter „zusätzliche Komplexität“ für das gesamte System mit verschiedenen negativen Konsequenzen bedeuten würde. Air Zermatt und Air-Glaciers könnten eine „angemessene, effiziente und bedarfsgerechte Abdeckung“ der Bedürfnisse im Bereich Helikopterrettung für den ganzen Kanton sicherstellen, argumentierte die KWRO.

Zudem hält die Rega fest, dass im Wallis ein Bedarf an zusätzlichen Rettungsmitteln bestehe, das lasse sich aus einem Monitoringbericht der KWRO vom September 2020 ableiten. Im Kanton Wallis würden Hilfsfristen überschritten und in der Nacht wegen Ressourcenmangel und ungenügender Ausrüstung nur sehr wenige Rettungen durchgeführt. Dass Patienten nicht innerhalb der notfallmedizinisch indizierten Zeit geholfen werden könne, wolle die Rega ändern.

Die Rega schreibt in ihrer Mitteilung, dass es ihr nicht darum gehe, andere Organisationen zu verdrängen. Sie wolle durch den in Sion stationierten Rettungshelikopter sowie von den kantonsnahen Basen aus einen Beitrag an die Verbesserung des Dispositivs leisten. Die Rega könne von sechs der total 14 Rega-Basen aus das Wallis innert sechs bis 13 Flugminuten erreichen. Sicher ist, dass die Walliser Rettungsorganisationen die von der Rega geäusserten Kritikpunkte nicht kommentarlos auf sich sitzen lassen werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Streit um die Besetzung des Walliser Luftrettungsdispositivs nicht zu viele Ressourcen bindet, die andernorts gut gebraucht werden könnten.  pd / eb www.rega.ch

Rega H145 D3 auf dem Flugplatz Sion. Foto Rega