Skyguide: Virtual Centre heisst nicht mehr das Gleiche

27. August 2025: Skyguide wird das Virtual-Centre-Programme per Ende 2027 als solches abschliessen, das eine der Kernbotschaften der heutigen Medienkonferenz von Skyguide. Doch eine standortunabhängige Flugsicherung, also beispielsweise den Genfer Luftraum von Zürich aus zu kontrollieren, was bisher als ein Herzstück des Virtual Centers galt, wird auch dann noch nicht möglich sein. Das Virtual-Center-Programm sei dank der Einführung verschiedener Neuerungen trotzdem ein grosser Erfolg und zahle sich aus, betonte Skyguide. Die ausstehenden Elemente sollen in das reguläre IT-Projektportfolio überführt werden. Darum kümmern wird sich auch der neu ernannte Chief Technology Officer Götz Ardey.

 

Der Skyguide CEO Alex Bristol und Skyguide-Verwaltungsratspräsident Aldo C. Schellenberg sind am Flughafen Zürich mit einem ganzen Strauss von Mitteilungen vor die Medien getreten. Sie zogen eine positive Bilanz zu den Sommermonaten, die flugsicherungsseitig mit einer hohen Pünktlichkeitsrate über die Bühne gegangen sind. Gleichzeitig haben die von Skyguide bis Ende der Sommerferien betreuten IFR-Flüge im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent auf 868’029 zugenommen – das bedeutet im Vergleich zu vor der Pandemie ein Plus von 0,7 Prozent. Die Wachstumsrate sei aber schwächer als erwartet ausgefallen, hält Skyguide fest. Dies sei unter anderem auf die Erhöhung der Gebühren der Überflüge um 39 Prozent zurückzuführen. Ein Teil des Verkehrs sei deshalb nach Belgien, Kroatien, Slowenien und Österreich ausgewichen.

 

Finanziell ist das erste Halbjahr 2025 mit einem Gewinn von 8 Millionen für Skyguide positiv verlaufen – vor einem Jahr war es im gleichen Zeitraum noch ein Verlust von 20 Millionen Franken. Per Ende 2025 erwartet Skyguide ein Reingewinn von mehr als 40 Millionen Franken und geht davon aus, dass das Darlehen des Bundes bis 2029 vollständig zurückgezahlt werden kann. Die Anhebung der Überfluggebühren um 39 Prozent habe zwar teilweise zu einer Verlagerung des Verkehrs in benachbarte Länder geführt, aber wesentlich zur finanziellen Stärkung von Skyguide beigetragen, hält Skyguide in ihrer Mitteilung fest.

 

Wie Aldo C. Schellenberg ausführte, hat der Skyguide Verwaltungsrat entschieden, „die Programmstruktur des Virtual Centre Ende 2027 abzuschliessen“. Seit 2017 generiere das Programm einen operativen sowie finanziellen Nutzen von rund 17 Millionen Franken pro Jahr und werde sich bis zu seinem Abschluss vollständig selbst finanziert haben. Während Aussenstehende bis anhin vom Programm wie es 2014 vorgestellt wurde vor allem erwarteten, dass zum Beispiel in verkehrsschwachen Zeiten während der Nacht der gesamte Luftraum von einem Kontrollzentrum betreut werden kann oder der Zürcher Luftraum von Genf aus oder umgekehrt, ist diese Funktionalität zumindest zeitlich in den Hintergrund getreten. Aldo C. Schellenberg betonte, dass das Virtual Centre ein grosser Erfolg sei: In einer ersten Tranche habe zum Beispiel eine Harmonisierung zwischen Dübendorf und Genf realisiert werden können, ebenso die Einführung der „streifenlosen“ Arbeitsweise. Das habe zu einer Kapazitätserhöhung und Kosteneinsparungen geführt. Mit Tranche 2 habe man technische Grundlagen für die Virtualisierung geschaffen, dabei zeige sich allerdings eine schwierige Koexistenz mit den bestehenden, älteren Plattformen. Mit dem Programm Virtual Centre habe man Systeme im Wert von etwa 150 Millionen Franken ersetzt, die ohnehin hätten ersetzt werden müssen, so Alex Bristol. Bis heute seien 234 Millionen Franken für das Programm Virtual Centre ausgegeben worden.

 

Die standortunabhängige Bewirtschaftung des gesamten Schweizer Luftraums bleibe das Herzstück von Skyguides Zukunftsstrategie, betonte Aldo C. Schellenberg. Alex Bristol ergänzte, dass man aus heutiger Perspektive in den 2030er-Jahren damit rechnen könne. Investitionen in Technologie seien auch in Zukunft essenziell, betonte Aldo C. Schellenberg, das würden die geforderten Kapazitäten verlangen, mehr Fluglotsen seien nicht die Lösung, denn so viele finde man gar nicht. Mit dem hohen Investitionsbedarf verbunden hat der Skyguide-VRP auch die Forderung, dass sich die Politik um eine nachhaltige, zukunftsfähige Finanzierung der Flugsicherung kümmern müsse. Basis der Tarifstruktur seine Tonnenkilometer, und da sei Skyguide mit dem europaweit komplexesten, aber kleinen Luftraum finanziell im Nachteil. Die Tarife seien strukturell nicht kostendeckend. Gleichzeitig handle es sich bei der Flugsicherung um eine nationale, kritische und systemrelevante Infrastruktur. Deshalb müsse sich der Bund auf politischer Ebene ergänzende, alternative Finanzierungsmodelle erarbeiten.

 

Erstmals vorgestellt wurde am 27. August auch der neue Chief Technology Officer Götz Ardey, der sein neues Amt bereits per September übernimmt. Ardey hatte diese Funktion seit Juli 2025 interimistisch inne. Er stiess 2012 als Leiter Communication, Navigation and Surveillance (CNS) in den Bereich Technologie & Engineering zu Skyguide. Ardey initiierte die enge Zusammenarbeit mit den Schweizer Militärorganisationen und war massgebend an der Entwicklung mehrerer erfolgreicher Produkte in den Bereichen Drohnen/UTM und Data beteiligt. Im Jahr 2019 wurde Götz Ardey als Chief Business Development Officer in das Exekutivteam von Skyguide berufen. Vor seiner Zeit bei Skyguide hatte er verschiedene Führungspositionen innerhalb der Lufthansa Group in den Bereichen Technik, IT und Flugbetrieb inne, darunter fünf Jahre als Geschäftsführer von Lufthansa Systems FlightNav Switzerland. Er ist promovierter Luftfahrtingenieur und verfügt über einen MBA der Cranfield School of Business. Eugen Bürgler  www.skyguide.ch