Bundesrat mit RUAG Schweiz nicht ganz zufrieden

23. März 2023: Im letzten Jahr haben sowohl RUAG International als auch RUAG Schweiz die vom Bund als Eigentümer festgelegten strategischen Ziele grösstenteils erreicht. Wesentliche Schritte im Privatisierungsprozess bei RUAG International konnten vollzogen werden. Bei RUAG Schweiz liege das finanzielle Ergebnis jedoch hintere den Erwartungen zurück, so das VBS.

Die Übersicht konnte in den letzten Jahren leicht verloren gehen: RUAG steht inzwischen für verschiedene Konzerne: RUAG International ist der Technologiekonzern mit Fokus auf Luft- und Raumfahrt, wobei das Unternehmen aktuell in die Geschäftsbereiche RUAG Aerostructures (Flugzeugstrukturbau) und Beyond Gravity (Raumfahrt) gegliedert ist. Klar getrennt davon ist die RUAG MRO, bei welcher als RUAG Schweiz die Leistungserbringung zu Gunsten der Armee im Vordergrund steht. Die Entflechtung der beiden RUAG-Konzerne RUAG MRO und RUAG International wurde per Ende 2021 abgeschlossen. Der im Rahmen der Entflechtung beschlossene Privatisierungsprozess von RUAG International konnte 2022 weiter vorangetrieben werden. Der Bereich RUAG Simulation & Training (Simulatoren) wurde an die französische Thales verkauft, der Munitionshersteller RUAG Ammotec wurde von der italienischen Beretta übernommen und die in der Flugzeugwartung tätige RUAG Australia wurde an die australische ASDAM Gruppe veräussert.

Geplant ist auch, die bei RUAG International verbliebenen Geschäftsbereiche RUAG Aerostructures und Beyond Gravity zu privatisieren. Umso wichtiger, dass «die Braut» attraktiv daherkommt: Der Nettoumsatz von RUAG International hat im vergangenen Jahr 945 Millionen Franken betragen, der Reingewinn konnte gegenüber dem Vorjahr auf 154 Millionen Franken beinahe verdreifacht werden. Der grosse Gewinn ist allerdings zu einem wesentlichen Teil auf die Devestitionen zurückzuführen. Im Raumfahrtgeschäft konnten gemäss RUAG International CEO André Wall zum Beispiel im Zusammenhang mit der Satellitenkonstellation „Kuiper“ des Kunden Amazon bedeutende Aufträge gewonnen werden. Auch im Flugzeugstrukturbau habe die Situation stabilisiert werden können, nicht zuletzt dank der wieder gestiegenen Nachfrage nach Passagierflugzeugen. Im Geschäft mit dem Hauptkunden Airbus habe die Produktivität nachhaltig erhöht werden können. Damit sei auch RUAG Aerostructures bereit für eine Devestition.

Im Zentrum der Geschäftstätigkeit von RUAG Schweiz steht die Betreuung von 130 Systemen der Armee. Der Nettoumsatz von RUAG Schweiz belief sich 2022 auf 681 Millionen Franken (Vorjahr 647 Millionen). Der Reingewinn lag mit 27 Millionen Schweizer Franken leicht über dem Vorjahreswert (23 Millionen Franken). Der EBIT lag jedoch lediglich bei 15 Millionen (2,1 %) und damit 7 Millionen hinter dem budgetierten Zielwert von 22 Millionen. Der Auftragseingang konnte mit 701 Millionen Franken ein Plus von 1,2 Prozent verzeichnen. Im Zusammenhang mit der Nutzungsverlängerung [NUV) der F/A-18-Flotte wurden Teilprojekte zur Überprüfung und Sanierung der Flugzeugstruktur abgeschlossen. Weiter hat RUAG neun Cougar-Helikopter der Schweizer Luftwaffe erfolgreich modernisiert. Das komplexe Projekt ermöglicht der Luftwaffe, die Helikopter bis Mitte der 2030er-Jahre weiter zu betreiben. Ebenfalls hat RUAG den Auftrag erhalten, an 22 F-5-Flugzeugen der US Navy lnstandstel­lungsarbeiten durchzuführen. RUAG MRO bereitet sich eigenen Angaben zufolge auf die Einführung der neuen grossen Systeme der Armee wie beispielsweise das neue Kampfflugzeug F-35A, die Erneuerung der bodengestützten Luftverteidigung mit dem System Patriot, die Drohne ADS 15 und den Ersatz des Integrierten militärischen Fernmeldesystems (IMFS) vor.

Als RUAG-Eigentümer hat sich auch der Bund zu Wort gemeldet: Die vom Bundesrat für die RUAG International Holding AG und die RUAG Schweiz festgelegten strategischen Ziele seien weitgehend erreicht worden. Allerdings bezeichnet das VBS die Lage für RUAG Schweiz auch im Jahr 2022 als «herausfordernd» und schreibt in einer Mitteilung: «Beim Aufbau der eigenständigen Holding zeigte sich, dass das Unternehmen in einigen Bereichen in einem anspruchsvolleren Zustand ist als angenommen» und stellt fest, dass das finanzielle Ergebnis hinter den Erwartungen zurückliegt. pd / eb