Für viele Airlines eine Überlebensfrage

16. März 2020: Die Coronavirus-Pandemie trifft nach den asiatischen nun auch die europäischen Airlines mit voller Wucht. EasyJet beschreibt die möglichen Folgen besonders klar: Es gebe in der momentanen Unsicherheit keine Garantie dafür, dass die europäischen Airlines die Situation ohne ausserordentliche Hilfen überleben würden. 

Der Betrieb am Flughafen Zürich läuft heute Montag zwar grundsätzlich normal, doch die vielen abgestellten Swiss-Maschinen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Luftverkehr in einer der schwersten Krise der Nachkriegszeit steckt. Wie ernst die Lage nach den immer zahlreicheren Reisebeschränkungen eingeschätzt wird, zeigt ein besonders klares Statement von EasyJet: Aufgrund der beispiellosen Reisebeschränkungen und der deutlich reduzierten Kundennachfrage müsse die Airline weitere Flugstreichungen vornehmen. Das könne darin resultieren, dass ein Grossteil der EasyJet-Flotte am Boden bleibe.

Damit ist EasyJet nicht alleine. Die skandinavische SAS hat den Betrieb bereits fast ganz eingestellt, Air Baltic hat heute mitgeteilt, ab 17. März den Flugbetrieb komplett einzustellen – um nur zwei aktuelle Beispiele zu nennen. EasyJet blickt aber bereits in die Zukunft und hält fest, dass der europäische Luftverkehr vor einer sehr unsicheren Zukunft stehe. Es gebe keine Garantie dafür, dass die europäischen Fluggesellschaften einen möglicherweise langfristigen Reisestopp und die Risiken einer langsamen wirtschaftlichen Erholung überleben würden. Die Überlebensfrage werde davon abhängen, ob die Regierungen in ganz Europa die Fluggesellschaften beim Erhalt der Liquidität unterstützen würden. EasyJet CEO Johan Lundgren sagte: „Es ist klar, dass eine koordinierte staatliche Unterstützung erforderlich ist, um das Überleben der Branche zu gewährleisten und sicherzustellen, dass sie auch nach der Krise weiter operieren kann.“

Wohl einmalig ist eine gemeinsame Erklärung, welche die drei grössten Airline-Bündnisse Oneworld, SkyTeam und Star Alliance abgegeben haben. Diese Bündnisse mit zusammen über 60 Airlines, die normalerweise in einem harten Konkurrenzkampf untereinander stehen, haben gemeinsame Forderungen aufgestellt, um der ausserordentlichen Krise zu begegnen. Dazu gehören die Aussetzung der Slot-Regelungen an den Flughäfen für den gesamten Sommerflugplan und die Aussetzung der Einführung neuer Steuern. Es solle auch geprüft werden, ob im Interesse des gesamten Systems Flughafen- und Flugsicherungsgebühren gesenkt werden könnten. Star Alliance CEO Jeffrey Goh sagte, dass die einzigartigen Umstände nicht nur die Airlines, sondern den globalen Handel, Verkehr und soziale Verbindungen generell gefährden würden. Eugen Bürgler