Coronavirus sorgt für ausgedünnte Flugpläne

03. März 2020: Innert fünf Wochen ist China vom drittgrössten Luftverkehrsmarkt der Welt auf Platz 25 abgesackt, noch hinter Portugal. Verantwortlich dafür ist der Coronavirus. In China ist die Zahl der Neuinfizierten jüngst zwar zurückgegangen, doch die Auswirkungen auf den weltweiten Luftverkehr sind massiv.

Auf internationalen Strecken aus China sind laut OAG, einem Spezialisten für Luftverkehrsdaten, Ende Februar 80 Prozent weniger Sitze angeboten worden als noch Ende Januar. Auf innerchinesischen Strecken wurden in einer Woche Mitte Februar 10,4 Millionen weniger Sitze angeboten als in der letzten Januarwoche. Dass der Flugverkehr in und mit China regelrecht eingebrochen ist, bekommen zuallererst natürlich die chinesischen Airlines zu spüren. Aber auch viele andere Airlines machen den Virus für einschneidende Massnahmen verantwortlich: So hat zum Beispiel die Lufthansa Group die Flüge nach China (Festlandchina) bis und mit 24. April gestrichen, der Iran wird bis Ende April nicht mehr angeflogen. Betroffen sind auch die Swiss-Flüge nach Shanghai und Peking, die vorläufig bis zum 24. April ausgesetzt werden.

Die Lufthansa-Gruppe reduziert die Frequenzen auf weiteren Routen, insbesondere nach Südkorea und Italien. Rechnerisch bis zu 23 Langstreckenflugzeuge bleiben bei der Lufthansa Group wegen den Kapazitätsreduktionen am Boden. Mit einem Massnahmenpaket, das Angebote für unbezahlten Urlaub für Mitarbeitende und ein Einstellungsstopp beinhaltet, will Lufthansa den wirtschaftlichen Konsequenzen entgegenwirken. Gestrichen wurden sogar geplante Flugbegleiter-Lehrgänge ab April 2020.

Nicht nur im Verkehr mit Asien sind die Auswirkungen spürbar, sogar am Regionalflughafen St. Gallen-Altenrhein gibt es wegen des Virus eine Frequenzreduktio: Wie die People’s Air Group heute mitteilte, sei aufgrund des Coronavirus ein deutlich verändertes Buchungsverhalten festgestellt worden. Deshalb werde die Verbindung zwischen St. Gallen-Altenrhein und Wien ab 16. März bis 17. April von drei auf zwei tägliche Flüge reduziert.

Der internationale Lufverkehrsverband IATA fordert aufgrund der ausgedünnten Flugpläne eine Aussetzung der Now-Show Slot-Regelung auf Flughäfen. Auf rund 200 Flughäfen weltweit, die 43 Prozent der Passagierströme abwickeln, gibt es für die Airlines nur mit zugewiesenen Slots Zugang. Wenn die Airlines weniger als 80 Prozent dieser Slots tatsächlich nutzen, verlieren sie diese Slots in der nächsten Flugplanperiode.

Anbieter der Business Aviation wie die Charter-Plattform Avinode haben dagegen nach dem 24. Januar eine deutlich höhere Nachfrage für Flüge ex China verzeichnet. Bis zu 150 Prozent mehr Fluganfragen als in der Vorjahresperiode seien verzeichnet worden – auch am Flughafen Zürich sind aktuell auffallend viele Businessjets zu beobachten. Allerdings habe die generell verminderte Reistätigkeit aufgrund des Coronavirus gleichzeitig auch negative Auswirkungen auf die Business Aviation, so Avinode.

Als direkte Folge der Ausbreitung des Coronavirus wurde der geplante Swiss Business Aviation Day vom 5. März in Bern abgesagt. Wie die European Business Aviation Association (EBAA) letzte Woche mitgeteilt hat, soll die Branchenmesse EBACE nach aktuellem Kenntnisstand wie geplant vom 26. bis 28. Mai in Genf durchgeführt werden. Eugen Bürgler

Während das Flugangebot von und nach China zusammengebrochen ist, verzeichnete die Business Aviation eine deutlich grössere Nachfrage. Foto Hansjörg Bürgi