Erneut Fluglotse schuldig gesprochen

Das Bezirksgericht in Bülach hat am 28. März einen Flugverkehrsleiter von Skyguide wegen fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs schuldig gesprochen. Skyguide appelliert daran, die Sicherheitskultur in der Flugsicherung nicht durch disziplinarische Bestrafungen zu gefährden.

Der Vorfall ereignete sich am 22. August 2012 am Flughafen Zürich. Dabei kam es zu einer Annäherung zwischen einer auf der Piste 28 startenden Saab 2000 und einem einmotorigen Privatflugzeug des Typs Sportcruiser, das sich im Anflug auf die Piste 16 befand. Eine Fluglehrerin führte im Sportcruiser mit einem Privatpiloten im Rahmen eines Lizenz-Revalidation-Trainings mehrere Sichtanflüge auf verschiedene Pisten des Flughafens Zürich aus. Der nun verurteilte Fluglotse bemerkte den sich anbahnenden Konflikt und ordnete für das Privatflugzeug ein Ausweichmanöver an. Beide beteiligten Flugzeuge konnten ihre Flüge nach dem Vorfall fortsetzen, ohne dass jemand zu Schaden kam. Eine detaillierte Darstellung des Vorfalls finden Sie in der SkyNews.ch-Ausgabe 03/19.

Das Bezirksgericht Bülach sprach den Fluglotsen nun – sechseinhalb (!) Jahre nach dem Vorfall – wegen fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs für schuldig und verurteilte ihn zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 100 Franken. Das Gericht war sich allerdings nicht einig, das Urteil kam nur mit einem Mehrheitsentscheid zustande.

Bei Skyguide stehe die Sicherheit an oberster Stelle, betonte die Flugsicherungsunternehmung in einer Medienmitteilung zum Urteil. Um diese zu gewähren, sie die bei Skyguide gelebte Sicherheitskultur entscheidend. Bei dieser sogenannten «Just Culture» sollen Fehler, die weder mutwillig noch grobfahrlässig entstanden sind, nicht disziplinarisch bestraft werden. An dieser «Just Culture» hält Skyguide fest. So kann die Organisation rasch aus Fehlern lernen und Massnahmen treffen, um diese in Zukunft zu vermeiden. Dies führe zu einer höheren Sicherheit im Schweizer Luftraum für alle Nutzer. Skyguide stehe hinter dem verurteilten Flugverkehrsleiter und unterstütze ihn auch weiterhin. Seine Anstellung bei Skyguide sei durch die Verurteilung nicht in Frage gestellt. pd / eb