NATO-Manöver – was wird im Luftraum passieren?

04. Mai 2023: Die NATO spricht von der «bis dato grössten Verlegeübung und Übung für Luftkriegsoperationen von NATO-Bündnispartnern». Die Rede ist vom Grossmanöver «Air Defender 23», an dem im Juni mehr als 200 Luftfahrzeuge teilnehmen werden. Das Luftmanöver findet vor allem im Norden, Osten und Süden Deutschlands statt und sorgt bei Airlines für einige Sorgenfalten, denn es werden Einschränkungen im Luftraum befürchtet.

Das Szenario von «Air Defender 23» beinhaltet die grösste Verlegung von Luftstreitkräften aus den USA nach Europa seit Bestehen der NATO. Alleine die US National Guard plant über 100 Luftfahrzeuge nach Deutschland zu verlegen, von wo aus vom 12. bis 23. Juni gemeinsame Luftoperationen geübt werden. 25 Nationen trainieren gemeinsam die Reaktion in einer Krise – das Szenario ist einem Artikel-5-Beistandsszenario der NATO nachempfunden, bei dem die Bündnispartner einem angegriffenen Mitgliedsstaat zu Hilfe eilen.

An der Übung nehmen bis zu 10’000 Soldaten teil und nach Angaben der Bundeswehr ist der Einsatz von 23 verschiedenen Flugzeugtypen, insgesamt rund 220 Maschinen, vorgesehen. Die drei Hauptdrehkreuze während «Air Defender 23» sind laut der Bundeswehr Schleswig/Hohn, Wunstorf und Lechfeld. Die Übungen werden hauptsächlich in drei Flugkorridoren über Deutschland durchgeführt (siehe Karte). Zu den Übungsflügen wird vor allem ab den folgenden Standorten gestartet: Jagel/Hohn in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern, Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, Volkel in den Niederlanden und Čáslav in der Tschechischen Republik.

Airline-Vertretern macht die Ankündigung der Grossübung einige Sorgen, denn sie befürchten im ohnehin sehr stark frequentierten Luftraum über Deutschland grössere Luftraumsperrungen und damit Verspätungen oder gar Flugausfälle. Kritisiert wurde von Airline-Vertretern vor allem, dass man aufgrund militärischer Geheimhaltung nicht wisse, was wann und wo passieren werde. Die Bundeswehr reagiert auf solche Bedenken mit folgender Stellungnahme: «Die Übungsräume orientieren sich an Gebieten, die schon seit Jahrzehnten durch die Luftwaffe für die routinemässige Ausbildung genutzt werden. Sie sind jedoch für das Großmanöver erweitert und teilweise durch Korridore miteinander verbunden worden. Nach aktuellen Planungen der Luftwaffe wird der Übungsraum Ost zwischen 10 und 14, der Übungsraum Süd zwischen 13 und 17 und der nördliche Übungsraum zwischen 16 und 20 Uhr für die militärische Nutzung zeitweise reserviert sein. Am Wochenende finden keine Übungsflüge statt. Die Detailplanung von Flugzeiten und -routen über Deutschland während des Übungszeitraumes ist aktuell noch nicht abgeschlossen.» Und zusätzlich heisst es bei der Bundeswehr: «Die Luftwaffe tut alles dafür, die Belastung durch Air Defender 23 für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. So werden die drei Luftübungsräume nur zeitversetzt für zwei bis vier Stunden täglich militärisch genutzt und stehen in diesem Zeitfenster dem zivilen Luftverkehr nicht zur Verfügung. In enger Zusammenarbeit mit den für die Flugsicherheit zuständigen Behörden, den Fluglinien sowie den zivilen Flugplätzen werden Abläufe und Verfahren derzeit optimiert, um die Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr weitestgehend zu minimieren.» Eugen Bürgler

Die hauptsächlich von „Air Defender 23“ betroffenen Lufträume. Grafik Bundeswehr

Ein Airbus A400M der Bundeswehr hat sogar eine „Air Defender 23“ Spezialfolierung erhalten. Foto Simon Otte