Zehn (!) Jahre nach dem ihm zur Last gelegten Vorfall hat das Bundesgericht einen Zürcher Fluglotsen im Juli 2022 endlich freigesprochen. Er hatte am 22. August 2012 zu Trainingszwecken einen Sichtanflug auf die Piste 16 erlaubt und liess zur selben Zeit auf der kreuzenden Piste 28 eine Saab 2000 starten. Die beiden Flugzeuge näherten sich auf rund 200 Meter an, die Gefahr einer Kollision bestand aber nie, auch weil der Fluglotse noch rechtzeitig eingriff.

Dennoch klagte die Zürcher Staatsanwaltschaft aufgrund der Angaben im SUST-Bericht den Tower-Lotsen – notabene erst 2018 – an und beantragte eine 14-monatige Freiheitsstrafe. Das Bezirksgericht Bülach sprach ihn 2019 schuldig, allerdings nicht einstimmig. Den darauffolgenden Freispruch des Zürcher Obergerichts zog die Staats- anwaltschaft schliesslich ans Bundesgericht weiter, welches diesen nun bestätigt hat.

Dieses Verfahren ist ein Skandal und so nur in der Schweiz möglich. Zehn Jahre, also rund einen Drittel seines Berufslebens, musste der Flugverkehrsleiter mit einer Anklage im Nacken leben. Dabei hat er nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Und uns Steuerzahler hat diese unnötige Prozedur wohl einen siebenstelligen Frankenbe- trag gekostet. Es ist dringend notwendig, dass hier politisch Weichen gestellt werden, damit das Prinzip der «Just Culture» im schweizerischen Recht verankert werden kann. Allerdings dauert dieser Prozess auch schon viel zu lange und dem Vernehmen nach noch länger. Wenn glimpflich verlaufene Vorfälle solche Ausmasse annehmen, ist nie- mandem gedient und schon gar nicht der Sicherheit.