SkyNews.ch August 2019
Schweizer Staat im Irrflug
Geschätzte Leserinnen und Leser
Gleich zwei staatliche Entscheide sorgen für massivste Turbulenzen in der Schweizer Luftfahrt: Am 26. Juni verbietet das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) der Pilatus Flugzeugwerke AG weiterhin in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) tätig zu sein. Am 4. Juli verurteilt das Bundesgericht erstmals einen Flugverkehrsleiter. Der Schweizer Staat hat damit gleich für zwei neue Skandale gesorgt. Pilatus hat sich an die geltenden Gesetze gehalten und aufgrund einer gültigen Ausfuhrlizenz PC-21 nach Saudi-Arabien und in die VAE geliefert, darf nun diese aber nicht mehr unterhalten (siehe Seite 43). Während in anderen Staaten die Regierung aktiv Exportpolitik betreibt und gar Staatspräsidenten bei Flugzeugbeschaffungen persönlich in Aktion treten, legt der Schweizer Staat – wohl im «Delirium einer politischen Überkorrektheit» – der «Leuchtturmfirma» der Schweizer Luftfahrtindustrie massivste Hürden in den Weg.
Sollte sich Pilatus gezwungen sehen, das Trainergeschäft ins Ausland zu verlagern, würden damit nicht nur 1000 hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gehen, sondern auch das Image der Schweizer Exportwirtschaft als verlässlicher Partner grossen Schaden nehmen. Auch bar jeglichen gesunden Menschenverstandes ist die Verurteilung eines Skyguide-Fluglotsen. Beim Vorfall – notabene vor über sechs Jahren – haben alle Sicherheitssysteme der Luftfahrt plangemäss funktioniert, deshalb ist auch nichts passiert (Seite 44). Das schweizerische Rechtssystem dagegen hat in diesem Fall total versagt.
Es ist also dringender Handlungsbedarf angesagt – und zwar auf Bundesratsebene. Im Ausland werden beide Entscheide mit Argusaugen verfolgt. Wenn die Schweiz weiterhin als verlässlicher Partner gelten will, muss sich einiges ändern!
Hansjörg Bürgi, Chefredaktor und Verleger
Inhaltsübersicht
SkyStory
50 Jahre weltweite Einsätze
Jeden Dienstag und Freitag fliegt die ATR 42-500 der Zimex Aviation mit Schweizer Armeeangehörigen von Basel in den Kosovo und zurück. Sie leisten freiwillig Dienst in der friedensfördernden Militärmission KFOR im Kosovo. SkyNews.ch flog eine Rotation mit. Ebenfalls im neuen SkyNews.ch die Geschichte der Zimex Aviation: Nur wenige Schweizer Fluggesellschaften haben sich über ein halbes Jahrhundert in der Luft gehalten – Zimex Aviation ist eine davon. Der Start erfolgte 1969 mit einem Pilatus Turbo Porter. 50 Jahre später betreibt sie 23 Flugzeuge – und dies weltweit.
SkyFlight
Neues Flaggschiff abgeholt
Der Ablieferungsflug eines neuen Flugzeugs ist immer speziell. Funktioniert auch alles? Genügend Zeit einzuplanen, zahlt sich aus. Das war Ende Juni bei der neuen Diamond DA42-VI HB-LVC der Horizon Swiss Flight Academy auch so. Mit erst 5,4 Flugstunden der neue Twin der Horizon Flight Academy zum Überführungsflug nach Zürich gestartet.
SkyForce
«Swiss Patriot Team»
Etwas im Schatten der geplanten Kampfflugzeugbeschaffung stehen im Programm Air2030 zur Erneuerung der Schweizer Luftverteidigung die Teilprojekte «Radar», «C2Air» (Führung- und Einsatzleitung) und das bodengestützte Luftverteidigungssystem grösserer Reichweite «Bodluv». Der US-Konzern Raytheon hat sich zusammen mit Rheinmetall und Mercury als möglicher Lieferant für ein neues Bodluv-System in Stellung gebracht.
SkyPast
Bald für Jungfernflug bereit
Anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 100. Todestag von Oskar Bider am 7. Juli in Dübendorf ist auch die Enthüllung der Nieuport 23 C-1 HB-RNA erfolgt. Geri Mäder, Kuno Schaub und Isidor von Arx haben den Doppeldecker in den vergangenen 19 Jahren detailgetreu nachgebaut. Er soll in den kommenden Monaten in Dübendorf zum Erstflug starten.
SkyLine
Illegale Geschäfte aller Art
Die schillernde Persönlichkeit Hank Wharton ist den älteren Basler Flughafenbesuchern ein Begriff. Ebenso seine Airline ARCO Bermuda. Wharton transportierte quasi als «Biafra Airline» mit Super Connies Waffen, Banknoten, aber auch Hilfsgüter, diese dann mit DC-7C. Seine letzte DC-7C überlebte bis 2006 in Genf als Übungsobjekt der Flughafenfeuerwehr.
SkyTalk
«Ziel ist eine glaubwürdige Landesverteidigung»
Für die Gesellschaft der Offiziere der Luftwaffe (AVIA) ist die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge (NKF) und eines bodengestützten Luftabwehrsystems (Bodluv) von grösster Bedeutung. Patrick Richter, seit vier Jahren AVIA-Zentralpräsident, erklärt im Interview mit SkyNews.ch, wie die Luftwaffenoffiziere die Bevölkerung von der Wichtigkeit des Programms Air2030 überzeugen wollen.