Bombardier fokussiert ganz auf Businessjets

18. Februar 2020: Das grosse Aufräumen bei Bombardier geht weiter: Canadair-Löschflugzeuge, Dash-8-Turboprops, Twin Otter oder CRJ-Regionaljets – diese Programme hat der kanadische Flugzeugbauer bereits verkauft. Jetzt geht auch der verbliebene Anteil am Airbus A220, der ehemaligen CSeries, an Airbus und Bombardier will nur noch Businessjets bauen.

In den 1980er-Jahren expandierte Bombardier im Aerospace-Bereich. 1986 wurde der hochverschuldete Flugzeugbauer Canadair gekauft, 1989 folgte die irische Firma Shorts. 1990 ging es mit der Übernahme von Learjet weitet und 1992 übernahm Bombardier von Boeing die Firma de Havilland Canada. Damit gehörten unterschiedliche Flugzeuge wie die CL415-Wasserbomber, die berühmten Twin Otter, Dash-8-Q400 Turboprops oder die Familie der Canadair Regional Jets zum breit gefächerten Portfolio – gleichzeitig baute Bombardier auch Eisenbahnen und Schneemobile.

Die Entwicklung eines neuen Kurzstreckenflugzeuges, der CSeries, überforderte Bombardier allerdings finanziell. Ende Juni 2016 konnte Bombardier zwar die erste CS100 CSeries, ausgestattet mit zahlreichen technischen Innovationen, an den Erstkunden Swiss abliefern, doch das Programm hatte bereits grosse Löcher in den Bilanzen von Bombardier hinterlassen.

Im Juli 2018 ist Airbus eingestiegen und hat 50,01 Prozent der Anteile am CSeries-Programm übernommen. Bekanntlich wurde die CSeries zum Airbus A220 und konnte nach der Übernahme durch Airbus zahlreiche neue Bestellungen verbuchen. Bombardier verkaufte aber auch die weltweit bekannten Canadair-Löschflugzeuge mit dem aktuellen Produktionsmodell CL-415T und die vielseitigen Twin Otter Turboprops – an die kanadische Firma Viking. 2019 erfolgte der Verkauf der Turboprop-Regionalflugzeugsparte mit der Dash 8-Q400 an Longview Aviation Capital. Im Juni 2019 wurde bekannt, dass auch das defizitäre Geschäft mit den Regional Jets abgestossen wird. Käufer war Mitsubishi Heavy Industries, die einen eigenen Regionaljet bauen will und die CRJ-Produktion nach Ablieferung der letzten bestellten CRJ nicht weiterführen will.

Am 12. Februar meldete Bombardier, dass man sich auch von den verbliebenen Anteilen am Airbus A220-Programm trennt. Airbus hält neu 75 Prozent an Airbus Canada, 25 Prozent sind im Besitz der Regierung von Québec. Wenige Tage später, am 17. Februar, hat Bombardier dann die strategische Entscheidung bekannt gemacht, sich zukünftig ganz auf Businessjets konzentrieren zu wollen. Damit einher geht der Verkauf der Eisenbahn-Sparte an Alstom.

Mit dem Verkauf der Bahnsparte will sich Bombardier finanziell sanieren und sich künftig voll und ganz auf den Bereich Business Aviation fokussieren. Das Flaggschiff der Bombardier-Businessjets ist der Global 7500 mit seinen 14‘245 Kilometern Reichweite. Dazu kommen die kürzlich zertifizierten Global 6500 und Global 5500 sowie die erfolgreichen Challenger 350 und Challenger 650 sowie der neue Learjet 75 Liberty. Bombardier konnte im letzten Jahr mit 54 Globals, 76 Challengers und 12 Learjets 142 Businessjets ausliefern und verfügt nach eigenen Angaben über Businessjet-Bestellungen im Wert von 14,4 Milliarden US-Dollar. Eugen Bürgler

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Bombardier ist im Segment der mittleren und grossen Businessjets gut aufgestellt. Ein erfolgreiches Produkt ist der Challenger, hier ein Challenger 650 von VistaJet im Anflug auf Samedan. Foto eb